Kornrade im Rangau

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Die Kornrade mit dem botanischen Namen „Agrostemma githago“ ist ein seltenes Nelkengewächs. Es wurde im mittelfränkischen Rangau vor dem Aussterben gerettet. [1]

Bedrohte „Ackerunkräuter“

Die einst so vielfältigen und teilweise bunten „Ackerunkräuter“ sind durch den Einsatz von Herbiziden zu bedrohten Arten geworden. In Kornfeldern findet man nur noch selten Mohn- und Kornblume, Kamille und Hohlzahn. Andere Pflanzen, wie Ackerrittersporn, Frauenspiegel oder Kornrade, sind fast ganz verschwunden. [2]

Die gerettete Kornrade im Rangau

Die „Kornrade“ war früher auf den Kornäckern sehr verbreitet. Doch wegen ihres giftigen Samens wurde sie durch Spritzmittel aus den Feldern verbannt.

Etwa um 1980 veröffentlichte die naturwissenschaftliche Zeitschrift „Kosmos“ einen Artikel über die Erstellung von Atlanten der mitteleuropäischen Gefäßpflanzen. Mitglieder des Heimatvereins Langenzenn bemerkten dabei, daß das heimische Gebiet wohl als „weißer Fleck“ in den Gefäßpflanzen-Atlas eingehen würde. Dem wollten sie abhelfen. Sie boten der Redaktion von „Kosmos“, die eng mit dem botanischen Institut der Universität Erlangen zusammenarbeitete, ihre Mitarbeit an. Der Vorschlag aus Langenzenn wurde erfreut angenommen, und Georg Ulrich konnte stolz eine Reihe von seltenen Pflanzen, darunter zwei Orchideenarten, Akelei, zwei Enziansorten, die Seerose in einer Kartierung, welche an die Universität Erlangen ging, ausweisen. Unter anderem konnten die Naturkundler des Heimatvereines auch das Nelkengewächs „Kornrade“ als Bestand angeben. Diese Pflanze galt aber - was die Langenzenner nicht wußten - bereits als ausgestorben.

Das Erlanger Institut wollte daraufhin sofort wissen, wo denn die „Kornrade“ gesehen worden sei. Der damalige Heimatvereinsvorsitzende Martin Weber hatte die „Kornrade“ auf einem alten Weg von Langenzenn nach Cadolzburg entdeckt. Georg Kleinschroth und Georg Alt, die Hobbybiologen und Ehrenmitglieder des Heimatvereines Langenzenn, übernahmen dann die Aufgabe, aus dieser einzigen Pflanze im eigenen Garten neue heranzuziehen und deren Samen zu sammeln. Später wollte man sie in Biotopen aussäen und so die Pflanze vor dem endgültigen Verschwinden bewahren.

So wurde die rotblühende „Kornrade“ in letzter Minute gerettet und nach dem erfolgreichen Wiederanbau ihre Samen bundesweit aus Langenzenn verschickt. Sie wird jetzt an geeigneten Stellen gepflegt und gehegt und nicht mehr wie früher als lästiges Unkraut mit giftigen Samen unachtsam aus Feldern und Gärten gerissen.

Die Deutsche Bundespost brachte 1980 eine Wohlfahrtsmarke mit der „Kornrade“ heraus.

Die Langenzenner Heimatvereinsmitglieder (von links) Georg Alt, Werner Oppel, Martin Weber und Georg Ulrich vermehrten die gefundene Kornrade und verschickten ihre Samen in ganz Deutschland. Foto: Erich Rück

Sprichwort

Die Rettung der „Kornrade“ im Rangau erinnert an das alte Sprichwort: „Wenn die Raden blühen rot, gibts in vier Wochen neues Brot.“

Blumen des Jahres.jpg

Blume des Jahres

Die „Kornrade“ wurde 2003 von der Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung Loki Schmidt zum Schutze gefährdeter Pflanzen zur Blume des Jahres gewählt.

Literatur

  • „Die Blume des Jahres“ 2003. Die Kornrade. Kalender der Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen. 12 Monatsblätter + 1 Titelblatt, 2002
  • Heiko Bellmann: Der große Kosmos Pflanzenführer. 1200 Arten Mitteleuropas. Unter Mitwirkung von Bruno P. Kremer. Stuttgart: Kosmos (Franckh-Kosmos), 2007, 205 S., ISBN 978-3-440-10094-3 und ISBN 3-440-10094-4

Querverweise

Netzverweise

  • Agrostemma githago L., Kornrade, Bundesamt für Naturschutz (BfN) - FloraWeb
  • Verein zur Erforschung der Flora des Regnitzgebietes e.V. (VFR) - regnitzflora.de

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Autor dieses Artikels ist Erich Rück.
  2. Michael Lohmann: Das wächst auf unseren Feldern. Nutzpflanzen und Wildkräuter. München: BLV, 2008
  3. Hannelore („Loki“) Schmidt (3. März 1919 - 1. Oktober 2010) war die Ehefrau des Altbundeskanzlers Helmut Schmidt. Sie engagierte sich jahrzehntelang im Pflanzen- und Naturschutz und rief 1976 die „Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen“ ins Leben. Ab 1980 benannte sie im Namen der Stiftung auch die „Blume des Jahres“.

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