Nürnberger Hausbücher

Aus NürnbergWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Nürnberger Hausbücher sind die Bücher der zwei Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen, die durch ein Gemeinschaftsprojekt der Stadtbibliothek Nürnberg und des Germanischen Nationalmuseums erstmals im Internet zur Verfügung gestellt werden.

Nürnberger Hausbücher.jpg
Handwerk im Mittelalter.jpg

Die Nürnberger Hausbücher

Die Hausbücher zeigen in ganzseitigen Darstellungen insgesamt rund 1.200 Handwerker bei der Arbeit, gewähren Einblicke in die Werkstätten und veranschaulichen die Produktionsmethoden ihrer Zeit. Sie bilden Rohstoffe und Fertigprodukte ab und zeigen die Werkzeuge, derer man sich bediente.

Die Stiftungen

Die Mendelsche Stiftung

Die erste Stiftung wurden von dem reichem Handelsmann Conrad Mendel im Jahr 1388 gegründet. Er ließ ein Altenheim für bedürftige Handwerker bauen, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten. Jeweils zwölf Handwerker wurden aufgenommen (die Zahl ist offenbar eine Anlehnung zu den zwölf Aposteln). Als Gegenleistung für freie Kost und Unterkunft mußten sie regelmäßig die Gottesdienste in den Kirchen der Stadt besuchen und für den Gründer beten.

Ab 1425/26 wurden die Brüder mit einem ganzseitigen Bild im Mendelschen Hausbuch porträtiert. Diese Sitte wurde bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit 1806 beibehalten. Die Brüder wurden in Ausübung ihres Handwerks dargestellt, obwohl sie in Wirklichkeit ja nicht mehr arbeiten konnten. Wegen dieser Gepflogenheit aber haben sich genaue und aufschlußreiche Darstellung historischer Berufe, ihrer Werkzeuge, der Ausstattung ihrer Werkzeuge und ihrer Produkte erhalten. Zu den Bildern wurden auch kurze Texte gestellt, die von einer stichwortartigen Beschreibung bis zu einer Art Kurzbiographie reichen.

Die Landauersche Stiftung

Mendels Stiftungsmodell fand im frühen 16. Jahrhundert einen Nachfolger: Der Montanunternehmer Matthäus Landauer gründete ein zweites Nürnberger „Zwölfbrüderhaus“ mit ähnlicher Funktion und gleicher Memorialbuchform. Auch diese Stiftung bestand bis 1806.

Projekt von Stadtbibliothek und Nationalmuseum

Im Januar 2008 begannen zwei Wissenschaftler das Projekt, die Abbildungen aller „Zwölfbrüderbücher“ ins Internet zu stellen. Die Stadtbibliothek Nürnberg stellte die kostbaren Handschriften zur Verfügung, und das Germanische Nationalmuseum brachte die nötige Kompetenz und das Fachwissen beim Aufbau der Datenbank ein. Gefördert wird das Projekt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

Forschungsmöglichkeiten

Die Datenbank, die im Herbst 2008 bereits die beiden Landauerschen Bücher umfaßt, bietet zahlreiche Recherchemöglichkeiten: So kann nach den Berufen der Brüder, aber auch nach Werkzeugen, Arbeitsgeräten und Erzeugnissen aus ihren Handwerksberufen geforscht werden. Sogar die Krankheiten, unter denen die Brüder litten, sind aufgelistet.

Quellen

Literatur

  • Christine Sauer, Elisabeth Sträter (Hrsg.): Die Nürnberger Hausbücher. Die schönsten Handwerkerbilder aus dem Mittelalter. Darmstadt: Reprint-Verlag, Leipzig, 2012, 207 S., ISBN 978-3-8262-3038-7
  • Christine Sauer (Hrsg.): Handwerk im Mittelalter. Mit Beiträgen von Helmut Bernert ... Darmstadt: Primus-Verlag, 2012, 192 S., ISBN 978-3-86312-013-9

Presse

  • Eike Schamburek: Die Nürnberger Zwölfbrüderstiftungen. Kost und Logis für tägliche Gebete. In: Nürnberger Zeitung Nr. 257 vom 6. November 2009, Nürnberg plus, S. + 1 - NZ
  • Hartmut Voigt: Sorge um das Seelenheil. Studie zur Kultur des Gedenkens im 15. Jahrhundert. In: Nürnberger Nachrichten vom 23. Januar 2010 - NN
  • Gabi Seitz: Neuer Band zur Stadtgeschichte. Das Gedächtnis des 15. Jahrhunderts. In: Nürnberger Zeitung Nr. 18 vom 23. Januar 2010, S. 13 - NZ
  • Hartmut Voigt: Auf den Spuren ganz einfacher, normaler Menschen. „Nürnberger Hausbücher“ sind eine seltene, zeitgenössische Quelle für die Darstellung mittelalterlicher Handwerker. In: Fürther Nachrichten vom 6. Oktober 2012
  • Alles von Hand gemacht. In Nürnberg sind alte Künste noch lebendig - Schumacher und Eisengießerin. (Sieben Volontäre der Zeitung haben den Handwerkern über die Schulter geschaut.) In: Nürnberger Nachrichten vom Samstag, 4. Januar 2014, S. 12 - [ NN]
    • Katarina Bill: Geigenbaumeister Toni Wurdack
    • Alexander Pfaehler: Messerschleifermeister Paolo Chesi
    • Katharina Tontsch: Hutmachermeister Horst Brömme
    • Marcel Staudt: Xylograph Rudolf Rieß
    • Luisa Degenhardt: Schuhmacher Erwin Maulwurf
    • Jean-Pierre Ziegler: Hufschmied Maik Abel
    • Judith Zischler: Kunstgießerin Sabine Jahn

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen


Zur Diskussionsseite

Hier geht es zur Diskussion:Nürnberger Hausbücher. An der Diskussion teilnehmen können - wie bei Leserbriefen üblich - nur mit Klarnamen angemeldete Benutzer.