Nürnberger Witz

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Nürnberger Witz bezeichnet den Erfindungsreichtum der ehemaligen Handwerkszünfte und Künstler Nürnbergs.

Einführung

Ein mittelalterlicher Spruch

Im späten Mittelalter entstand ein bekannter Spruch, in dem der „Nürnberger Witz“ eine zentrale Rolle spielt:

„Hätt ich Venedigs Macht
und Augsburger Pracht
Nürnberger Witz
Straßburger Geschütz
Und Ulmer Geld
So wär ich der reichst in der Welt.“

»„Allerhand Handwerk ungenannt, was je erfunden Menschenhand“«

Zum 24. Januar 2009 hatten die Nürnberger Kunstfreunde Manfred H. Grieb in das Museum für Kommunikation Nürnberg zur Gründung eines „Fördervereins Kunsthistorisches Museum Nürnberg e.V.“ eingeladen. Den einleitenden Vortrag hielt der damalige Leiter des Staatsarchivs Augsburg, Dr. Peter Fleischmann mit dem Titel:

»„Allerhand Handwerk ungenannt, was je erfunden Menschenhand“ [1] – Nürnbergs Beitrag zur europäischen Kulturgeschichte«.

Das Nürnberger Verlagswesen einer Zusammenarbeit von Kaufleuten und Handwerkern habe zu einer Vorrangstellung Nürnbergs als Handels-, Handwerks- und Kunstzentrum im damaligen Europa geführt. So hätten unter anderem die Nürnberger Kupferstecher, Gold- und Silberschmiede, Rotschmiede, Drahtzieher, Musikinstrumentenmacher und andere Kunsthandwerker Nürnberg einst zu wirtschaftlicher Blüte gebracht und weltweit bekanntgemacht. Die Begriffe „Nürnberger Tand“ und „Nürnberger Witz“ seien Ausdruck des Nürnberger Erfindergeistes, der Nürnberger Gebrauchs- und kunsthandwerklichen Qualitätsprodukte und weltweit gesuchter Kunst.

Geschichte

Der „Nürnberger Witz“ begründet sich im Erfindergeist und technischen Einfallsreichtum ortsansässiger Handwerker, Künstler und Erfinder. Zur Verdeutlichung, daß dieser Spruch seine Berechtigung hat, hier ein paar Fakten: Ulman Stromer war es, der ca. 1390 die erste Papiermühle Deutschlands in Nürnberg betrieb. Auch der mechanische Drahtzug wurde zwischen 1408 und 1415 in der Sandmühle entwickelt und machte die Stadt zum führenden Ort der Drahtherstellung. Der älteste erhaltene Erdglobus von Martin Behaim entstand zwischen 1492 und 1494 in der Reichsstadt. Nicht zu vergessen das sogenannte „Nürnberger Ei“, die erste am Körper zu tragende Uhr, zu der Peter Henlein wichtige Vorarbeit leistete. Auch auf die Qualität der Waren legte man besonderen Wert. So prüfte man amtlich die Messer mit dem Nürnberger N oder Stadtwappen im 16. Jahrhundert. Vereidigte Meister zerbrachen minderwertige Ware vor Ort, so daß sie durch die Handwerker nicht in Umlauf gebracht werden konnten.

Alle Erfindungen wurden damals natürlich vom Rat der Stadt gehütet und bewacht. Die Handwerksordnung aus jener Zeit drohte jedem „Verräter“ mit Zuchthausstrafen. Die Rotschmiedsdrechsler beispielsweise durften, wie manch andere Handwerker auch, die Stadt nicht ohne vorherige Erlaubnis verlassen.

Umso verwunderlicher ist es, daß 1783 Friedrich Nicolai eine ziemlich genaue Beschreibung dieses Handwerks liefern konnte.

„... Von den Nürnbergischen Handwerkern und anderen Arbeitern, die wir gesehen haben, will ich hier nur die sogenannte Rothschmiedmühle anführen, die man sonst sehr geheim hält, und die mir aus besonderer Freundschaft gezeigt ward. (...) Der Arbeiter spannt das Stück das er abdrehen will, an eine vertikale Scheibe, woran mit verschiedenen Eisen gedreht wird. Die Vorrichtung ist so gemacht, und dieß halten sie für das eigentliche Geheimniß, daß man mit wenigen Umständen die Scheiben, nebst allem was dazu gehört, von der größten bis zur kleinsten erhöhen und erniedrigen kann, ohne das Wasserrad zu hindern. Es konnten daher sowohl ganz kleine Sachen, z. B. kleine Leuchter oder kleine Glocken, als auch Stücken von zwey oder drey Centnern darauf gedreht werden.“

„Nürnberger Tand geht durch alle Land“, ein Begriff der im 19. Jahrhundert geformt wurde, galt einerseits als Synonym für den regen Handel der Nürnberger Kaufleute, andererseits für die gute Qualität Nürnberger Erzeugnisse. Die Bleistift-, Spielwaren-, Lebkuchen-, Elektro- und Zweiradindustrie waren Meilensteine in der Stadtgeschichte und prägten maßgeblich die Entwicklung der heutigen Frankenmetropole. Wäre noch zu erwähnen, daß Sigmund Schuckert am 7. Juni 1882 drei Bogenlampen in Betrieb nahm, die den Josephsplatz und einen Teil der Kaiserstraße hell erleuchteten und der Elektropionier damit Deutschlands erste elektrische, dauerhaft betriebene Straßenbeleuchtung installierte. Auch die erste deutsche, mit Dampf betriebene Eisenbahn verkehrte am 7. Dezember 1835 von Nürnberg nach Fürth.[2]

Eine Nürnberger Erfindung aus jüngerer Vergangenheit ist das Tempo-Taschentuch. Oskar Rosenfelder ließ sich den Markennamen „Tempo“ schon 1929 beim Reichspatentamt in Berlin schützen. Somit ist der Nürnberger Witz heute weltweit verbreitet, ohne daß dem Verbraucher dieses Synonym bekannt ist. Selbst der erste Reißverschluß aus deutscher Produktion stammt aus der Noris und wurde von den Zipp-Werken hergestellt.

Ebenso stammt die erste serienmäßig gefertigte Modelleisenbahn in Spur N aus Nürnberg, 1960 vorgestellt von der Firma Arnold. Auch das heute so beliebte MP3-Format wurde zwischen 1979 und 1992 von der Universität Erlangen-Nürnberg und dem Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen entwickelt. Und, seit 2008 verkehrt die erste führerlose U-Bahn Deutschlands auf dem örtlichen Streckennetz.
Ausstellung Meisterwerk & Massenware
Vom 16. September bis 25. November 2009 widmete sich eine Ausstellung im Stadtmuseum Fembohaus dem „Nürnberger Witz“ – das Motto lautet „Meisterwerk & Massenware“. Auf der eigens eingerichteten Netzseite heißt es dazu:

„Der wirtschaftliche Erfolg, der Nürnberg auszeichnete, hat eine solide Basis: eine zentrale Lage innerhalb des europäischen Verkehrsnetzes und eine Konzentration kluger Köpfe. „Nürnberger Witz“ ist die wohl kürzeste Charakterisierung einer Fähigkeit, gute Ideen zu wirklichen Markterfolge zu entwickeln. Durch diese Gewitztheit entstanden sowohl einzigartige Meisterwerke als auch Massenware, die ihren wirtschaftlichen Erfolg über hohe Stückzahlen erlangte. ...“

Der „Nürnberger Witz“ wurde in dieser Ausstellung anhand von 13 markanten Objekten vom 15. Jahrhundert. bis zur Gegenwart veranschaulicht. Weitere Einzelheiten finden Sie unter: http://www.nuernbergerwitz.eu/

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

Nürnberger Witz in der Literatur (Auswahl)

  • Pfistermeister: Nürnberg – Zauber einer unvergänglichen Stadt in Farbbildern und alten Stichen, Verlag Hans Carl, Nürnberg, 2. Auflage 1979, ISBN 3 418 004455 5

Literatur über Nürnberger Witz (Auswahl)

  • Franz Sonnenberger, Helmut Schwarz (Red.): Leute vom Fach. Nürnberger Handwerk im Industriezeitalter. Hrsg.: Centrum Industriekultur Nürnberg. Nürnberg: Tümmels, 1988, 320 S., ISBN 392159006X

Presse

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Zitat aus dem Lobgedicht von Hans Sachs auf die Stadt Nürnberg aus dem Jahre 1530
  2. Michael Diefenbacher: Nürnberger Tand. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

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