Nachdgieger

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Der Nachdgieger war früher in Nürnberg und Umgebung ein Kinderschreck, ein Schreckgespenst für die kleinen Kinder; später bezeichnet man auch einen Nachtschwärmer so.

Der Nachdgieger
am Sebalder Platz in Nürnberg
Nachtgiger.jpg

Beschreibung

Nachdgieger, Nachtgiger, Nachdgiecher oder Noochdgieger sind Ungeheuer, die nach Einbruch der Dämmerung auf der Jagd nach Kindern sind, die entweder nicht schlafen wollen oder unartig sind. Es handelt sich um große, schwarze Gestalten, die auch Flügel haben und auch Merkmale eines Hahns (Gieger) besitzen können. Nachdgieger verhalten sich bei der Jagd ähnlich den Vampiren und stellen den Kindern auch auf ähnliche Art nach, bis sie ihre Opfer schließlich erwischt und gefressen haben. [1]

Zur dialektologischen Erfassung

Der Nürnberger Mundartforscher Dr. Herbert Maas führt das Wort „Nachdgieger“ in seinem Nürnberger Wörterbuch Wou die Hasen Hoosn und die Hosen Huusn haaßn auf.

Auch sein Schüler Günter Stössel nennt den „Nachdgieger“ in seinem Fränggisch' Wördderbichla.

Im Wörterbuch des Dialektologen Horst Haider Munske, Universität Erlangen, findet man den Mundartausdruck „Nachdgieger“ dagegen nicht.

Zur Aussprache und Bedeutung

Herbert Maas kennt nur die Bedeutung „Kinderschreck“.

Günter Stössel nennt neben dem „Kinderschreck“ als zweite Bedeutung auch den „Nachtschwärmer“.

Dagmar Goldsche & Jürgen Haas schreiben in ihrem Fränkischsprachkurs für „Neigschmeckde“ „Nachdgieger“ und nennen als Bedeutung: „Nachtschwärmer“ und „Sandler“. [2]

Beispiele

Herbert Maas nennt als Beispiel: „Gai ham, der „Nachdgieger“ kummd“.

Im Franken-Wiki heißt es: „Wennsd ned brav bißd, nou hold di fei der Nachdgieger.“

Herbert Maas und Günter Stössel

Günter Stössel machte seinen Lehrer Herbert Maas einmal darauf aufmerksam, daß man eigentlich „Nachdgiecher“ wie den „Fliecher“ spricht. Das lehnte Maas als Nürnberger Mundartpapst aber ab. Er machte Stössel freundlich, aber bestimmt darauf aufmerksam, daß man in Nürnberg auch „kikeriki “und nicht „kiecheriki“ spricht. Für Nürnberg mag die Aussprache von Herbert Maas stimmen. Aber im Nürnberger Umland spricht man in manchen Gegenden anders als in Nürnberg, so daß auch Günter Stössel recht hat.

Günter Stössel ist ein Nachtmensch, d.h. er arbeitet am liebsten nachts, wenn alles ruhig ist und ihn niemand anruft. Deshalb bezeichnet er sich auch als „Nachtgiger“ und nennt seinen Label Code Nachtgiger Records (LC 8772).

Literatur

  • Wörterbuch von Mittelfranken. Eine Bestandsaufnahme aus den Erhebungen des Sprachatlas von Mittelfranken. Zusammengestellt von Gunther Schunk, Alfred Klepsch, Horst Haider Munske, Karin Rädle und Sibylle Reichel. 2. Aufl. Würzburg: Königshausen und Neumann, 2001, 224 S., ISBN 3-8260-1865-6 (1. Auflage, 2000, 218 S.)
  • Ilse-Maria Dries: Nachtgieger. Kriminalroman aus Franken. Lauf a.d. Pegnitz: Fahner, 2012, 274 S., ISBN 978-3-942251-06-8
  • S. Wedler, N. D'Archart: Nachtgiger. In: Norbert Autenrieth und Wilfried Conrad (Hrsg.): Fließen. Anthologie des AutorenVerbandes Franken e.V. zum Schaeff-Scheefen-Preis 2012. Würzburg: Königshausen und Neumann, 2012, 120 S., ISBN 9783826049224

Presse

  • Katja Jäkel: Nachtgiger: Neues Konzept im Drehort-Nachfolger. NÜRNBERG - Sechs Damen übernehmen den Drehort und beleben ihn als Nachtgiger neu. In: Nordbayern.de vom 10. April 2011 - nordbayern.de
  • Bärbel Scherf: Wenn euch der Nachtgiger packt. Zu Besuch im gemütlichsten Wohnzimmer der Klaragasse. In: Nürnberger Nachrichten vom 20. April 2012 - NN

Tonträger

  • Wenn der Nachtgiger kommt. Verfasser evtl. Herbert Beck, Interpret: Fai Wärgli. Verlag: Back-Beier, [1987?], 1 Schallplatte; 33 UpM; 30 cm

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Nachtgiger - EngelpediaWiki
  2. Fränkischsprachkurs für „Neigschmeckde“

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