Oberpfalz

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Die Oberpfalz ist ein Regierungsbezirk im Osten Bayerns, der an die Regierungsbezirke Mittelfranken und Oberfranken, Oberbayern, Niederbayern und an Tschechien grenzt.

Wappen der Operpfalz

Zur Geschichte

Das zum bayerische Nordgau gehörige Gebiet „Oberpfalz“ kam 1268 als Pfand an die Herzöge von Bayern und wurde im wittelsbachischen Hausvertrag von Pavia 1329 der Pfalz zugeteilt.

Durch Kauf, Heirat, Verpfändung, Erbschaft und Diplomatie erwarb der Kaiser und böhmische König Kaiser Karl IV. (1316-1378) in den fünfziger und sechziger Jahren des 14. Jahrhunderts die „Obere Pfalz“ und Teile von Franken. [1] Die Verbindung von Nürnberg nach Prag sollte - so Kaiser Karl IV. - durch eine Straße hergestellt werden, die nur böhmisches Gebiet berührte. Von 1353 bis 1373 grenzte das Territorium Kaiser Karls IV. (Neu-Böhmen) bei Erlenstegen unmittelbar an das Gebiet der Reichsstadt Nürnberg. [2] Viele Orte entlang dieser „Goldenen Straße“ gehörten somit von 1353 bis 1373 zum Königreich Böhmen. [3] Die Streckenführung war entsprechend festgelegt: Nürnberg - Behringersdorf - Lauf an der Pegnitz - Hersbruck - Sulzbach-Rosenberg - Hirschau - Kohlberg - Weiden in der Oberpfalz - Neustadt an der Waldnaab - Bärnau - Tachau - Haid - Mies - Pilsen - Karlstein - Prag. Auf der „Goldenen Straße“ reiste Kaiser Karl IV. während seiner 32 Regierungsjahre zwischen 60 und 74 mal durch Neuböhmen nach Nürnberg, Würzburg und Frankfurt.

Bei der pfälzischen Teilung 1410 fiel das Gebiet an die Linie Pfalz-Neumarkt, 1448 an Pfalz-Mosbach, 1499 an Kurpfalz.

Seit der Reformation wurde das Gebiet als „obere Pfalz“ oder „Oberpfalz“ bezeichnet. Aus der unmittelbaren Grenznachbarschaft zur Reichsstadt Nürnberg ergaben sich besonders im 15. und frühen 16. Jahrhundert zahlreiche Konflikte um strittige Hoheitsrechte (Landshuter Erbfolgekrieg; Festung Rothenberg).

Im Spätmittelalter war die Oberpfalz ein wichtiges Durchgangsland für den Nürnberger Warenverkehr nach Osten. Zudem entwickelte die Oberpfalz sich seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert auf Grund des starken finanziellen Engagements des Nürnberger Patriziats zu einem europäischen Zentrum der Eisengewinnung, dessen Hauptorte Amberg, Sulzbach und Auerbach waren.

1387 schlossen sich die Oberpfälzer und Nürnberger Montanunternehmer zur „Großen Hammereinung“ zusammen, die im wesentlichen bis 1626 in Kraft blieb. Sie war die Grundlage für eine jahrhundertlange enge wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Nürnberg und der Oberpfalz, die zusammen ein großräumiges, bedeutendes Wirtschaftsgebiet bildeten. Bis zum Niedergang der oberpfälzer Montanindustrie Ende des 16. Jahrhundert besaß das Revier eine Monopolstellung als Lieferant von Eisenerz und Halbfertigprodukten für das Metallgewerbe und die Waffenproduktion in Nürnberg.

Im 14. Jahrhundert übernahmen verschiedene Städte der Oberpfalz das Nürnberger Stadtrecht, holten sich auch lange Zeit häufigen juristischen Rat in Nürnberg (Rechtskreis und Oberhof, Heischurteile).[4]

1621 wurde die Oberpfalz von Bayern besetzt und ab 1625 während der Gegenreformation rekatholisiert. 1628 gab sie der Kaiser als Kriegsentschädigung an Bayern. Dadurch zerbrachen die traditionell engen Beziehungen zu Nürnberg weitgehend, die Reichsstadt verlor ein wichtiges Hinterland.

Intensive neue Kontakte ergaben sich erst wieder im 19. Jahrhundert aufgrund der Industrialisierung, als zahlreiche Bewohner der wirtschaftlich rückständigen und teilweise verarmten Oberpfalz in Nürnberg Arbeit und eine neue Heimat fanden.[5]

Literatur

  • August Sieghardt: Oberpfalz. Landschaft, Geschichte, Kultur, Kunst. Federzeichnungen im Text von Hans Laßleben. 1. Auflage. Nürnberg: Glock & Lutz, 1958, XVI + 580 S.; 2., verb. Auflage, 1958, XVI, 593 S.; 3., durch Heinz Schauwecker verbesserte und ergänzte Auflage, 1965, XVI, 584 S. (Sammlung Landeskunde Nordbayern, Band 2; Bibliothek Landeskunde Nordbayern, Band 3)
  • Bezirkstag der Oberpfalz (Hrsg): Die Oberpfalz. 1. Auflage. Regensburg: Bernhard Bosse, 1984, 174 S.; 3. Auflage, 1990, 178 S.
  • Friedrich Mader, Werner Dettelbacher: Die Oberpfalz. Ein Land von herber Schönheit. Würzburg: Stürtz, 1989, 112 S., ISBN 3-8003-0336-1; Sonderausgabe. Würzburg: Flechsig, 2000, 112 S. ISBN 3-88189-338-5
  • Rudolf Endres: Franken und die Oberpfalz. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken 71, 1991, S. 119-130
  • Wilkin Spitta und Peter Morsbach: Die Oberpfalz. Städte und Residenzen, Burgen und Schlösser, Kirchen und Klöster. Ein Wegweiser zur Kunst- und Kulturgeschichte einer Region. Regensburg: Mittelbayerische Zeitung, 1992, 79 S., ISBN 3-927529-86-9; 2., verb. Auflage, 6.- 10. Tsd. - Regensburg: MZ, Mittelbayerische Druck- und 80 S., ISBN 3-931904-29-6
  • Rudolf Endres: Franken und die Oberpfalz. In: Jahresbericht des Historischen Vereins für Neumarkt in der Oberpfalz und Umgebung 21, 1996, S. 9-20
  • Max Spindler (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Geschichte, Band 1-4, München: Beck, 1971-1997
  • Erich Laßleben (Hrsg.): 100 Jahre „Die Oberpfalz“ 1907 - 2007. Beiträge zur Geschichte der Monatsschrift „Die Oberpfalz“ des Verlags und der Druckerei Laßleben. Kallmünz: Laßleben, 2007, 144, [31] S., ISBN 978-3-7847-1200-2 (falsch)

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Peter Fleischmann: Neu-Böhmen. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
  2. Hermann Rusam: Böhmische Grenze. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
  3. Bernd Rudolf: Als Franken noch bei Böhmen war. Knapp vor den Toren Nürnbergs endete das Königreich Böhmen. Lauf hatte eine besondere Stellung. In: Prager Zeitung vom 8. Oktober 2009 - im Netz
  4. Klaus-Reiner Pütz: Heischurteile der Reichsstadt Nürnberg für ihr Territorium im Spiegel der Ratsverlässe (vom 15. bis 18. Jh.). Zugleich: Universität Würzburg, Fachbereich Rechtswissenschaft, Dissertation, 1977. Nürnberg: Stadtarchiv Nürnberg, Nürnberg: Korn & Berg [Vertrieb], 1977, 142 S., ISBN 3-87432-046-4 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte; Band 21
  5. Der Abschnitt „Geschichte“ beruht überwiegend auf Reinhard Seyboth: Oberpfalz. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres(Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz

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