Ottmar Hörl

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Ottmar Hörl (* 1950 in Nauheim) ist Fotograf und Künstler und seit 2005 Präsident der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Hörl lebt und arbeitet in Nürnberg und Wertheim.

Ottmar Hörl vor seiner Skulptur „Das blaue Haus“, Ravensburg
Photo: Andreas Praefcke - Wikimedia Commons

Leben und Wirken

Studium

Von 1975 bis 1979 studierte Hörl an der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt am Main. Mit einem Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes studierte er dann von 1979 bis 1981 an der Hochschule für Bildende Künste Düsseldorf bei Klaus Rinke. 1985 gründete er mit den Architekten Gabriela Seifert und Götz G. Stöckmann die Gruppe Formalhaut.

Akademische Laufbahn

Anfang der 1990er Jahre war Hörl Gastprofessor an der TU Graz.

1999 wurde Hörl Professor für Bildende Kunst an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Seit Oktober 2005 ist er Präsident der Akademie.

Werke

Hörl beschäftigt sich in seinen Werken mit der Ästhetik der Alltagskultur. Er definiert den Begriff Skulptur als Organisationsprinzip und entdeckt dieses Prinzip in seiner Umgebung, in der viele Gegenstände des täglichen Gebrauchs standardisiert und normiert sind. Seine Werke finden sich in vielen Sammlungen und im öffentlichen Raum im In- und Ausland.

Hauptmarkt mit den Dürer-Hasen von Ottmar Hörl: „Das große Hasenstück“, 2003, links das Neue Rathaus
@ Thomas Gauck

Das große Hasenstück

Bekannt wurde Hörl in Nürnberg im Jahr 2003 vor allem durch „Das große Hasenstück“, als er auf dem Nürnberger Hauptmarkt grüne Dürer-Hasen nebeneinander aufreihte.

Berliner Bären

Ähnliche Projekte machte er mit weißen und roten Berliner Bären vor dem Brandenburger Tor in Berlin.

Hitler-Gartenzwerge

Ottmar Hörl installierte auch Zwerge auf dem Max-Joseph-Platz in München.

Kritisch wurde es für ihn, als er goldene Gartenzwerge mit Hitlergruß präsentierte. Im Juli 2009 leitete die Staatsanwaltschaft in Nürnberg gegen Hörl ein Ermittlungsverfahren wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen ein. Anlaß war eine anonyme Anzeige gegen Hörl und den Betreiber einer Nürnberger Galerie, in der ein goldener Gartenzwerg Hörls ausgestellt war, der die rechte Hand zum Hitlergruß erhoben hat.

Hörl selbst versteht den Zwerg, von dem rund 700 Exemplare existieren, als eine „Persiflage auf das Herrenmenschentum der Nazis“. Bei allen bisherigen Ausstellungen seien die Zwerge zwar Anlaß für Diskussionen gewesen, aber er selbst sei dabei nie in die Nähe der Nazi-Ideologie gerückt worden. Sogar die Jüdische Gemeinde in Gent, wo die Zwerge erstmals ausgestellt worden waren, habe sich von dem Werk beeindruckt gezeigt. Die Ermittlungen wurden wenige Tage nach Bekanntwerden eingestellt.[1]

Im Oktober 2009 zeigte er in Straubing eine Installation von 1.200 Gartenzwergen mit Hitlergruß, eingeladen und unterstützt vom SPD Ortsverband. Der Vizepräsident des Internationalen Dachaukomitees Max Mannheimer erklärte hierzu, diese Form der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf einem öffentlichen Platz sei vollkommen deplaziert. Jeder Versuch, den Nationalsozialismus zu verharmlosen, auch unter dem Vorwand künstlerischer Freiheit, sei gedankenlos und unverantwortlich.[2]

Ottmar Hörl: Lutherfiguren auf dem Wittenberger Marktplatz
Foto: Matthias Kabel, Wikimedia Commons

Ausweichen ins Ausland

Mit den englischen Ausstellungstiteln Multiples, Landmines, Between black and white, Nothing else, Poisoned, Broken morning, An address to humanity und französisch: Proclamation à l'humanité, wich er in den ausländischen Sprachraum aus, der ihm mehr politischen Freiraum gewährte.

Lutherfiguren

Dann aber gab Ottmar Hörl 2010 doch eine deutsche Antwort, einen weiteren Denkanstoß durch eine Installation von 800 Lutherfiguren auf dem Wittenberger Marktplatz.

Werke (Auswahl)

  • 1992 Car Flying, Hannover-Langenhagen. Ton-Cassette
  • 1998 Das blaue Haus. Ravensburg
  • 2001 Euro-Symbol vor dem Eurotower (Europäische Zentralbank), Gallusanlage, und vor dem Terminal 1 des Flughafens, Frankfurt am Main
  • 2003 Das große Hasenstück, Nürnberg

Öffentliche Sammlungen

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • Formalhaut. Architektur, Skulptur. Projekte von FORMALHAUT Ottmar Hörl ... Mit Texten von Peter Cook; Günter Zamp Kelp; Illustrationen: Ottmar Hörl. Verlag der Georg-Büchner-Buchhandlung, Darmstadt, 1986, 86 S., ISBN 3-925376-08-9 (Text teilw. dt., teilw. englisch); 2. Auflage, 1988
  • Stoffwechsel. Das Buch zum Anzug. Häusser, Darmstadt 1990, ISBN 3-89552-066-7.
  • Materialprüfung. Städtische Galerie Altes Theater, Ravensburg 1996, ISBN 3-9804641-1-3
  • Die Speisung der Fünftausend: Kunstprojekt "Fisch und Brot". Häusser, Darmstadt 1999, ISBN 3-89552-064-0
  • Zeichnung. Klasse Ottmar Hörl. Text von Eva Schickler, Häusser, Darmstadt 2000, ISBN 3-89552-088-8
  • Berlin-Bearlin. Skulptur: 10.000 Bären für Berlin. Häusser, Darmstadt 2000, ISBN 3-89552-074-8
  • Ottmar Hörl - Traumhaus. Ausstellung 30. Juni - 17. September 2000, Städtische Galerie am Markt, Schwäbisch Hall. Hrsg.: Isabella Fehle. Texte Isabella Fehle; Werner Meyer; Illustrationen: Ottmar Hörl. Darmstadt: Häusser, 2000, 42 S., ISBN 3-89552-072-1
  • Das große Hasenstück. The Great Piece of Hares. Eine Dokumentation zur Großskulptur von Ottmar Hörl auf dem Hauptmarkt in Nürnberg, 2.8. - 17.8.2003. Mit Beiträgen von Ruth Händler, Ralf Huwendiek, Thomas Knubben, Birgit Ruf, Eva Schickler et al. Übersetzung: Steven Lindberg; Jonathan W. Franks. Redaktion: Eva Schickler; Silke Diwisch; Illustrationen: Ottmar Hörl. Darmstadt: Häusser-Media-Verlag, 2003, 71 S., ISBN 3-89552-094-2 (Text dt. und engl.)
  • Rede an die Menschheit. Eine Werkübersicht von 1978 bis 2010. Ottmar Hörl. Begleitet von einem Gespräch zwischen dem Hrsg. Christoph Maisenbacher und Ottmar Hörl. Mitarbeit: Christoph Maisenbacher; Vorrede: Roland Scotti, Bearbeitung: Cornelia Regner-Hörl, Caroline Gutberlet. Trier; Berlin: H2SF Ed., 2010, 300 S., ISBN 978-3-933487-55-1 (Engl. Ausg. u.d.T.: Ottmar Hörl: An address to humanity; Franz. Ausg. u.d.T.: Ottmar Hörl: Proclamation à l'humanité)
  • Caroline Gutberlet, Amy Klement (Hrsg.): Installation „Martin Luther: Hier stehe ich ...“, „Martin Luther: Here I Stand ...“. Installation von 800 Luther-Figuren auf dem Marktplatz von Wittenberg vom 14. August bis 12. September 2010. Ottmar Hörl. Text: Albrecht Geck. Christoph Maisenbacher Artist Agent GmbH. Edition: Caroline Gutberlet; Amy Klement. Translation: Judith Rosenthal; Illustrationen: Ottmar Hörl, Christoph Busse, Werner Scheuermann. Wittenberg: Christoph Maisenbacher Artist Agent GmbH <Trier>. Trier / Berlin: H2SF Editions, 2011, 12 S., ISBN 978-3-933487-59-9 in Leporello (kostenfrei) (Text dt. und engl.)
  • Der Künstler Kaspar Hauser. Ansbacher Skulpturenmeile 2013, 29. Juni bis 27. Oktober; das Projekt. Iin Zusammenarbeit mit Stadt Ansbach. Illustrationen: Ottmar Hörl. Trier: Artist-Agent Maisenbacher, 2013, 51 S., ISBN 978-3-933487-69-8 (Text dt., engl. und franz.)

Presse

  • Stephanie Siebert: «1942 wäre ich dafür erschossen worden». Hörl verteidigt Hitler-Gartenzwerg. In: Nürnberger Zeitung Nr. 160 vom 15. Juli 2009, S. 11 - NZ
  • SDA/gux: Kunst oder brauner Gartenschmuck? Grosser Ärger wegen kleinen Hitler-Zwergen. In: blick.ch vom 16. Juli 2009 - blick.ch
  • dpa: Justiz ermittelt wegen Hitler-Gartenzwergen. Ottmar Hörl spricht von als Persiflage auf das «Herrenmenschentum». In: Nürnberger Nachrichten vom 16. Juli 2009 - NN
  • sieb [= Stephanie Siebert]: «Die Leute denken nach». Hörl profitiert vom Hitlerzwerg-Skandal. In: Nürnberger Zeitung Nr. 163 vom 18. Juli 2009, S. 9 - NZ
  • Klaus Tscharnke, dpa: Hörl: «Kritik an Nazi-Zwerg zeigt Scham«. Der Künstler meint, dass in Nürnberg die Nerven blank liegen. In: Nürnberger Nachrichten vom 19. Juli 2009 - NN
  • dpa: Staatsanwaltschaft stellt Ermittlungen ein. Nazi-Zwerg unschuldig. In: Nürnberger Zeitung Nr. 167 vom 23. Juli 2009, S. 9 - NZ
  • Christian Mückl: Kommentar: Eine Horde Hausers mit Hut. Ottmar Hörl bestückt Ansbach mit Kunst. In: Nürnberger Zeitung Nr. 9 vom 11. Januar 2013, S. 2 - NZ
  • Diane Mayer: Ansbacher Kaspar-Hauser-Aktion zu Ende. Figuren sind endgültig weg. In: Nürnberger Zeitung Nr. 250 vom 28. Oktober 2013, S. 15 - [ NZ]
  • Olaf Przybilla: Unwillkommenes Marketing. Der Künstler Ottmar Hörl feierte im vergangenen Jahr mit seiner Aktion „Wagner dirigiert Bayreuth“ einen verblüffenden Erfolg. Nun wollte er der Stadt zehn Alu-Figuren schenken - man lehnte ab. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 167 vom 23. Juli 2014, S. 38 -
  • dpa: „Kunst“ oder „Plunder“? Akademie-Präsident Hörl streitet mit Stadtrat über Kunst. In: Nürnberger Zeitung vom 11. März 2016, S. 17

Querverweise

Netzverweise

  • Akademie der Bildenden Künste Nürnberg - Akademie

Einzelnachweise

  1. Ermittlungen eingestellt. Gartenzwerg darf Hitlergruß zeigen. In: Spiegel Online, 22. Juli 2009.
  2. Vorwurf: Gartenzwerge verharmlosen Nazi-Verbrechen. In: Merkur-online/dpa, 15. Oktober 2009. Abgerufen am 24. August 2011.