Plassenburg

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Die Plassenburg liegt oberhalb der Stadt Kulmbach.

Plassenburg
Stadt Kulmbach
Entstehungszeit 12. Jahrhundert
Erhaltungszustand restauriert
Typ Höhenburg
Höhe 421 m ü. NHN
Die Plassenburg von Süden
Die Plassenburg von Norden
Die Plassenburg von Osten
Die Plassenburg von Westen
Die Außenfassade des Westflügels der Hochburg
Blick in den Schönen Hof
Günter Dippold, Peter Zeitler (Hrsg.); Lichtenfels: Schulze, 2008

Überblick

Die Plassenburg wurde erstmals 1135 erwähnt und im Laufe Zeit zerstört. Markgraf Georg Friedrich ließ die Plassenburg in ihrer heutigen Form wieder aufbauen. Auch wenn die Plassenburg nach außen als wehrhafte Landesfeste erscheint, so entführt der „Schöne Hof“ im Inneren der Burg mit reichhaltigem Dekor in weit zurückliegende höfische Zeiten.

Die Plassenburg ob Kulmbach beherbergt neben den Staatlichen Sammlungen auch das größte Zinnfigurenmuseum der Welt, das Landschaftsmuseum Obermain und das Armeemuseum Friedrich der Große.

Geschichte

Über dem Tal, in dem sich der Kulmbach – heute der Kohlenbach – in den Weißen Main ergoß, erhob sich früher aus einem bewaldeten Berghang ein rötlich in der Sonne schimmernder Felsblock, dem die Anhöhe ihren vom Volksmund gebrauchten Namen Plassenberg verdankte. Wohl um 1100 wurde auf diesem Felsen eine neue Burg gegründet, die bald unter dem Namen Burg Plassenberg bekannt wurde, der sich in den folgenden Jahrhunderten in Plassenburg wandelte. Rund einhundert Jahre nach der zu ihren Füßen gelegenen Siedlung Kulma findet diese Burg ihren ersten urkundlichen Nachweis: Im Jahr 1135. Damals war sie in den Händen des der altbayerischen Dynastenfamilie der Grafen von Dießen-Andechs entstammenden Grafen Berthold II., der sich nach der fern von seiner Heimat gelegenen Burg am Obermain „comes de Plassenberch“ nannte. Seine Nachkommen stiegen schnell zu Herzögen in Meranien auf, doch starb die Familie bereits 1248 aus, worauf die aus Thüringen stammenden Grafen von Orlamünde das von der Plassenburg aus beherrschte Gebiet erbten. Nach knapp einem Jahrhundert bahnte sich erneut ein Herrschaftswechsel auf der Plassenburg an: Der erbenlos gebliebene Graf Otto VI. von Orlamünde vermachte die „Herrschaft Plassenberg“ in seinem 1338 errichteten Testament den hohenzollerischen Burggrafen von Nürnberg, welchen 1248 das Bayreuther Umland aus dem Andechs-Meranischen Erbe zugefallen war. Nach dem zwei Jahre später erfolgten Tod des Grafen Otto gelangte die Plassenburg, gemäß seiner letztwilligen Verfügung, schließlich an jene Familie, die für die nächsten 466 Jahre ihre Geschicke bestimmen sollten: Die Hohenzollern.

Noch im Verlauf des 14. Jahrhunderts war die Plassenburg zu einem Lieblingsaufenthaltsort der Nürnberger Burggrafen geworden; im frühen 15. Jahrhundert avancierte sie dann zum Herrschaftsmittelpunkt des sich immer mehr konsolidierenden Fürstentums Brandenburg-Kulmbach. Die Einführung der Reformation um 1530 veranlaßte Markgraf Georg den Frommen die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hochstift Bamberg gelegene Plassenburg zu einer mit moderner Artillerie zu verteidigenden Festung auszubauen. Sein Nachfolger, Markgraf Albrecht Alcibiades, verstärkte die Rondellbefestigungen seines Onkels Georg durch den Bau italienischer Bastionen, verursachte aber auch 1554 den Untergang der Plassenburg in dem von ihm heraufbeschworenen Bundesständischen Krieg.

Markgraf Georg Friedrich, der 1557 das im Bundesständischen Krieg verheerte Land übernommen hatte, machte sich an den Wiederaufbau der Plassenburg. Der Baumeister Caspar Vischer, der seit 1563 für Planung und Bauleitung des ehrgeizigen Bauprojekts verantwortlich zeichnete, hielt sich bezüglich der Festungsanlagen im Großen und Ganzen an die bereits vor der Zerstörung vorhanden gewesenen Grundrisse. Sein Hauptverdienst liegt an der Neuplanung der im Stil der Renaissance wiedererstehenden Gebäude der Hochburg und der Gestaltung des Schönen Hofes.

Mit dem Tod Georg Friedrichs im Jahr 1603 war die ältere Linie der Hohenzollern in Franken erloschen. Gemäß des 1598 zwischen Georg Friedrich und dem Brandenburger Kurfürsten Joachim Friedrich geschlossenen Geraer Vertrag fielen nun die beiden fränkischen Fürstentümer der Hohenzollern als erbliche Sekundogenituren an zwei jüngere Brüder des Kurfürsten. Christian gründete so die jüngere Bayreuther und Joachim Ernst die jüngere Ansbacher Linie der Hohenzollern.

Der neue Landesherr, Markgraf Christian, bezog zwar zunächst die Kulmbacher Plassenburg und vermählte sich dort auch am 29. April 1604 mit Maria, einer Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen. Doch lag die Plassenburg abgeschieden vom städtischen Treiben auf einem hohen Berg und war zudem von hohen Festungsmauern umgeben. Schon seit dem 15. Jahrhundert machte sich der Trend bemerkbar, die fürstlichen Wohnsitze von den militärischen Festungswerken zu trennen. Demnach war die als befestigtes Schloß nach dem Bundesständischen Krieg wiedererstandene Plassenburg schon zur Zeit ihres Wiederaufbaus ein Auslaufmodell gewesen. Das in einem engen Talkessel gelegene Kulmbach jedoch bot keinen Platz zum Bau eines repräsentativen Stadtschlosses, weshalb Markgraf Christian schließlich den Beschluß faßte, seine Residenz nach Bayreuth zu verlegen. Zunächst wurden seine Pläne jedoch durch einen am 21. März 1605 in Bayreuth ausgebrochenen Stadtbrand durchkreuzt. Obwohl das dortige Schloß vom Brand verschont geblieben war, wartete der Markgraf den von ihm geförderten Wiederaufbau der Brandstätten ab und zog erst 1610 zurück nach Bayreuth.

Am 16. Juni 1621 brannte es erneut in Bayreuth. Markgraf Christian verlegte daraufhin Regierung und Residenz wiederum für 4 Jahre (bis 1626) nach Kulmbach. Im Dreißigjährigen Krieg gelang es dem Markgrafen Christian bis zum Eintritt der Schweden in den Krieg seine Neutralität zu bewahren. Erst im Herbst 1631 ergriff er die Partei des Schwedenkönigs Gustav Adolf. In der Folge wurden Kulmbach und die Plassenburg zweimal von kaiserlichen Truppen angegriffen. Nach dem ersten Angriff im Herbst 1632 entwickelte sich eine durch wallensteinische Soldaten eingeschleppte Seuche zu einer Epidemie, die im Oktober 1634 ihren Höhepunkt erreichte und letztendlich im Kirchspiel Kulmbach insgesamt 2540 Menschenleben forderte. Infolgedessen war die Anzahl der wehrhaften Bürger Kulmbachs zum Zeitpunkt des Einfalls Lamboyscher Truppen am 28. Oktober 1634 auf 40 Personen zusammengeschmolzen, so daß die kaiserlichen Söldner bei der Einnahme und Plünderung der Stadt kaum auf nennenswerten Widerstand stießen. Der Markgraf mit seiner Familie hatte sich während dieser Zeit meist bei der Verwandtschaft in Dresden und Berlin aufgehalten. Erst im Juni 1633 hielt der Fürst nach zweijähriger Abwesenheit wieder Einzug in die Plassenburg. Auch nach seinem Beitritt zum Prager Frieden im Jahr 1635 blieb Christian auf seiner Landesfestung. Erst 1642 wurden Residenz und Regierung endgültig von Kulmbach nach Bayreuth verlegt.

Zunächst war Kulmbach noch der Sitz einer von Markgraf Christians jüngerem Sohn Georg Albrecht abstammenden Nebenlinie der Hohenzollern, die jedoch lieber in der Stadt als auf der Plassenburg residierte. 1662 wurden für die Heimführung der Braut des Markgrafen Christian Ernst die fürstlichen Gemächer im Ostflügel der Schönhofgebäude renoviert; die Heimführungsfeierlichkeiten fanden dann aber doch in Bayreuth statt. Die Plassenburg hatte zwar ihre Residenzfunktion verloren, sie blieb jedoch auch weiterhin die wichtigste Landesfestung und Garnison im Fürstentum Brandenburg-Kulmbach, die der Markgraf seinen hohen Gästen gerne und oft vorzeigte. Darüber hinaus hatte die Plassenburg einen schon fast legendären Ruf als Sitz des Hausarchivs der Hohenzollern. 1707, im Spanischen Erbfolgekrieg, wurde die Plassenburg ohne Vorwissen Markgraf Christian Ernsts von preußischen Soldaten, die in Kulmbach einquartiert waren, besetzt. König Friedrich I. - der Schwager Christian Ernsts - begründete diesen Schritt mit dem Durchbruch französischer Truppen bei den Stollhofener und Bühler Linien. Er – so heißt es – habe sich verpflichtet gefühlt, bei einem möglichen Vorrücken der Franzosen nach Süddeutschland die Postwege zu sichern und die Unversehrtheit des Hausarchivs auf der Plassenburg sicherzustellen. Nach 8 Monaten verließen die Preußen am 22. Februar 1708 wieder die Plassenburg.

Im Siebenjährigen Krieg hielt sich der Bayreuther Markgraf Friedrich, obgleich er mit Wilhelmine, der Lieblingsschwester von Friedrich dem Großen verheiratet war, auf der Seite Maria Theresias. Dementsprechend erhielt die Plassenburg kaiserliche Soldaten als Besatzung. Im Mai 1759 besetzten preußische Truppen die Stadt Kulmbach und forderten die Plassenburg zur Übergabe auf. Es gab ein kurzes Feuergefecht, doch zogen die Preußen bald wieder ab. Im November des folgenden Jahres wollten preußische Kavalleristen aus Kulmbach abrückenden sächsischen Soldaten ihre Kriegskasse abjagen. Die Artillerie der Plassenburg nahm die Preußen in der Blaich unter Beschuß, dennoch gelang es denselben die feindliche Kriegskasse zu erbeuten.

Die letzte Belagerung der Plassenburg fällt in die Zeit der Auseinandersetzungen Preußens gegen Frankreich im Jahr 1806. In der Nacht vom 9. auf den 10. Oktober besetzte der Feind die Stadt Kulmbach; im Auftrag Napoleons schlossen bayerische Truppen einen Belagerungsring um die Festung. Einen Monat nach der Besetzung Berlins durch die Franzosen und der Flucht König Friedrich Wilhelms III. von Preußen nach Königsberg, erfolgte am 25. November 1806 auch die Kapitulation der Plassenburg. Danach befahl Napoleon die Schleifung der Festungswerke; die Gebäude um den Kasernenhof und den Schönen Hof blieben allerdings vor der Zerstörung verschont. Was nun folgte, war die Räumung der Plassenburg: Die Waffen kamen zum Alteisen oder wurden auf andere bayerische Festungen verteilt. Das Archiv kam nach Bamberg, wo es bis heute einen Grundstock des Staatsarchivs bildet.

1817 zogen Gefangene in die leeren Hallen der Plassenburg ein; bis 1928 diente sie als Strafanstalt; im 1. Weltkrieg als Kriegsgefangenenlager. Während des „Dritten Reichs“ betrieb der Nationalsozialistische Bund deutscher Technik unter der Leitung von Dr. Fritz Todt in den altehrwürdigen Mauern eine Reichsschule der deutschen Technik. Gegenwärtig beherbergt die Plassenburg eine attraktive Museenlandschaft, die Gäste aus Nah und Fern nach Kulmbach lockt.

Fotogalerie

Literatur

  • Erich Bachmann und Lorenz Seelig: Plassenburg ob Kulmbach. Amtlicher Führer. Mit Beiträgen von Johann Georg Prinz von Hohenzollern und Klaus Maurice. - 91. - 105. Tsd.. - München: Bayer. Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten u. Seen, 1988, 88, 24 S. (Veröffentlichungen der Bayerischen Verwaltung der Staatlichen Schlösser, Gärten und Seen: Deutsche Ausgaben)
  • Daniel Burger: Landesfestungen der Hohenzollern in Franken und Brandenburg, Kulmbach 2000
  • Günter Dippold, Peter Zeitler (Hrsg.): Die Plassenburg. Zur Geschichte eines Wahrzeichens. Lichtenfels: Schulze, 2008, 226 S., ISBN 978-3-87735-188-8 (Colloquium Historicum Wirsbergense: CHW-Monographien; Band 8) (Enthält 16 Beiträge von 14 Autoren.)
  • Heinrich Kreisel: Plassenburg ob Kulmbach. Amtlicher Führer München [Max-Joseph-Pl. 3]: Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, 1935, 63 S.
  • Kunstausstellung des Bundes Fränkischer Künstler der Feierabendgesellschaft im Industrie- und Kulturverein Nürnberg auf der Plassenburg ob Kulmbach. Kulmbach, 1930
  • Hellmut Kunstmann: Burgen am Obermain unter besonderer Würdigung der Plassenburg. Kulmbach: Freunde der Plassenburg, 1975, 264 Seiten (= Die Plassenburg: Schriften für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken, Band 36)
  • Otto Müller: Führer durch das Deutsche Zinnfigurenmuseum auf der Plassenburg ob Kulmbach. Kulmbach: „Freunde der Plassenburg, Abt.: Deutsches Zinnfigurenmuseum“, 1937, 44 S.
  • Andrea Schödl: Frauen und dynastische Politik (1703-1723). Die Markgräfinnen Elisabeth Sophie von Brandenburg und Christiane Charlotte von Anspach. Kulmbach 2007, 544 Seiten, ISBN 978-3-925162-24-4 (Freunde der Plassenburg)
  • Klemens Stadler, Albrecht Graf von und zu Egloffstein: Die Wappen der oberfränkischen Landkreise, Städte, Märkte und Gemeinden. Wappenzeichnungen und Mitarbeit Karl Haas. Freunde der Plassenburg e.V. Kulmbach. Hrsg. in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns. Kulmbach: Freunde der Plassenburg, 1990, 376 S., ISBN 3-925162-17-8 (Schriftenreihe „Die Plassenburg“ für Heimatforschung und Kulturpflege in Ostfranken; Band 48)
  • Georg Stark: Rund um die Plassenburg. Geologische Wanderungen im Kulmbacher Land. Eine Einführung in die Geologie der Kulmbacher Landschaft. Kulmbach: Hertel, 1950, 208 S.
  • Harald Stark: Die Plassenburg, „obergebirgische“ Residenz und Landesfestung. In: Johannes Erichsen, Evamaria Brockhoff (Hrsg.): Bayern & Preußen & Bayerns Preußen. Schlaglichter auf eine historische Beziehung. Haus der Bayerischen Gesichte, Augsburg 1999.
  • Thomas-Michael Schneider(Text), Dieter Preu (Bilder): Belagerungsstollen unter der Plassenburg. In: Forschungsgruppe Höhle und Karst Franken e.V. vom 27. August 2004 - fhkf.de Ein Ausführlicher Artikel über die Wiederentdeckung des Minierstollens unter der Plassenburg findet sich im Fränkischen Höhlenspiegel, Ausgabe 52, von Harald Stark und Dieter Preu.
  • Harald Stark: 1806 - Die letzte Belagerung der Plassenburg. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Bd. 92, Bayreuth 2012, S. 159-170.
  • Harald Stark: Die Kapitulation der Plassenburg im Jahr 1806 und ihre weiteren Schicksale bis 1817. In: Archiv für Geschichte von Oberfranken, Bd. 93, Bayreuth 2013, S. 197-208
  • Hans Stößlein: Kulmbach und seine Plassenburg. Informationen. Mit einem Anhang in Englisch u. Französisch von Wilhelm Lederer. [Hrsg. von E. C. Baumann KG in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Stadt Kulmbach. Die Altstadtkarte zeichnete Hans Lewerenz]. Kulmbach: E. C. Baumann KG, 1974, 88 S. (Schriften zur Heimatpflege; Band 13)
  • Hans Stößlein: Kulmbach und seine Plassenburg. Informationen. [Hrsg. vom Kulturreferat der Stadt Kulmbach in Verbindung mit dem Verlag E. C. Baumann]. Verbesserte Neuauflage. Kulmbach: Kulturreferat der Stadt, 1982, 104 S. (Schriften zur Heimatpflege; Band 13)
  • Sabine Weigand: Die Plassenburg. Residenzfunktion und Hofleben bis 1604. Bayreuth, Univ., Diss., 1992. Bayreuth, 1991, VI, 363, [40] S.
  • Sabine Weigand-Karg: Die Plassenburg. Residenzfunktion und Hofleben bis 1604. Zugl.: Bayreuth, Univ., Diss., 1992. Weißenstadt: Späthling, [1998], XIV, 516 S.
  • Ulrich Wirz und Franz G. Meußdoerffer (Hrsg.): Rund um die Plassenburg. Studien zur Geschichte der Stadt Kulmbach und ihrer Burg. Hrsg. im Auftrag der Freunde der Plassenburg e.V. von Ulrich Wirz und Franz G. Meußdoerffer. Kulmbach: Freunde der Plassenburg, 2003, 487 S., ISBN 3-925162-21-6 (Die Plassenburg; Band 53)

Querverweise

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Personenartikel

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