Schuldturm

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Der Schuldturm ist ein Turm der vorletzten Stadtbefestigung Nürnbergs. Er gehört zur Historischen Meile Nürnbergs.

Schuldturm von Südwesten. Links ist ein Teil des Heilig-Geist-Spitals zu sehen. Foto: Olaf Schanz
Wikimedia Commons

Lage

Der Schuldturm liegt am nördlichen Ufer der Pegnitz an der Vorderen Insel Schütt 2 in der Sebalder Altstadt. Zur Insel Schütt gelangt man von der Lorenzer Altstadt über die Heubrücke (früher: Schuldturmbrücke). Während der Turm früher in die Stadtmauer eingebaut war, steht er heute frei auf der Insel Schütt.

Beschreibung

Es handelte sich ursprünglich um zwei Türme der sog. vorletzten Stadtbefestigung, einen Männerschuldturm und einen Weiberschuldturm. Heute besteht noch der, meist verkürzt als „Schuldturm“ bezeichnete, Männerschuldturm. Der Weiberschuldturm südlich der Pegnitz wurde bereits am Anfang des 19. Jahrhunderts kurz nach dem Übergang der Reichsstadt an das Königreich Bayern abgerissen. Die beiden Türme links und rechts der Pegnitz waren durch die Schuld(turm)brücke miteinander verbunden.

Geschichte

Der Schuldturm wurde 1323 unter dem Stadtbaumeister Conrat Stromer errichtet. Zusammen mit dem Laufer Schlagturm, dem Weißen Turm und dem Tiergärtnertorturm ist er der letzte erhaltene Turm seiner Epoche in Nürnberg.

Nach dem Bau der letzten Stadtbefestigung wurden die Türme zu Gefängnissen für verschuldete Personen verwendet und auch als sogenannte Narrenhäuslein für Geisteskranke genutzt. Der heute noch bestehende Schuldturm wurde als Männerschuldturm, Männereisen oder Faulturm bezeichnet, während der südlich der Pegnitz gelegene Turm Frauenschuldturm oder Weibereisen genannt wurde.

Noch um 1800 soll sich im Männerschuldturm ein Geldstock für Almosen befunden haben, die durch lautes Schreien der Gefangenen von den Vorübergehenden erbettelt wurden.

Nach dem Übergang der Reichsstadt an das Königreich Bayern sollte auch der Männerschuldturm abgerissen werden. Der geplante Abriß konnte aber durch den Widerstand der Nürnberger Bürger verhindert werden.

Berühmte Insassen

Einer der berühmtesten Insassen war Christian Ludwig Kauliz (1693-1744). Er wurde vom Inneren Rat wegen seiner gestochen scharfen Schrift als Geheimschreiber und zum Kopieren handgezeichneter Karten benutzt. Er schuf eine kolorierte Ansicht auf den gegenüberliegenden Frauenschuldturm und das Heilig-Geist-Spital mit der Heubrücke. Er starb nach 23jähriger Haft im Schuldturm.[1]

Bekannt ist auch Hans IV. Stromer (genannt der Bratwurst-Stromer) (1517-1592), ein Ratsherr, Stadtrichter und Angehöriger der Patrizierfamilie Stromer von Reichenbach. Er wurde 1559 wegen Geheimnisverrats und unflätiger Reden zu lebenslanger Haft im Schuldturm verurteilt. Als Patrizier hatte er einen Wunsch frei und wünschte sich, auf Kosten der Stadt jeden Tag zwei Bratwürste zu bekommen. Bis zu seinem Selbstmord soll ihm dieser Wunsch 33 Jahre lang erfüllt worden sein.

Literatur

  • Kurt Müller: Verhinderte Abrißpläne. Laufer Schlagturm, Männerschuldturm und Weißer Turm sollten im 19. Jahrhundert der Spitzhacke zum Opfer fallen. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 78, 1991, S. 175-196 - MVGN

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Wiltrud Fischer-Pache: Schuldturm. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz