Schreiben und Lesen (Loriot)

Aus NürnbergWiki
Wechseln zu: Navigation, Suche

Baustellenschild.png Dieser Artikel ist noch eine Baustelle.

Dorfschulmeister Lämpel: „Nicht allein das ABC bringt den Menschen in die Höh'“ (Wilhelm Busch)
Märchenerzähler Hans Zehetmair, „der Herr der Rechtschreibung“- PDF SOK.ch
„Die Rechtschreibreform ist ja völlig in Ordnung … wenn man weder schreiben noch lesen kann!“ (Loriot)

Schreiben und Lesen ist nicht jedermanns Sache. Aber für die, die lesen und schreiben können: „Nicht allein in Schreiben, Lesen übt sich ein vernünftig Wesen.“ (Wilhelm Busch)

Einführung

Der bayerische Kultusminister Hans Zehetmair betätigte sich 1996/1997 als Gerüchteschmied. Er verkündete landauf landab das Märchen, die Rechtschreibreform sei ein Erfolg; denn die Schüler machten nun 50 Prozent weniger Fehler. Beim Münchner Nockherberg wurde er als Märchenerzähler derbleckt. Mit Hilfe dieses ignoranten Lokführers fuhr die Rechtschreibreform weiter in die falsche Richtung.

Nach zahlreichen vergeblichen Protesten von Sprachwissenschaftlern und Lehrern gegen die Rechtschreibreform verfaßte Studiendirektor Friedrich Denk die Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. Als auch das nicht half, die Geschäftemacher um die Rechtschreibreformer und den Bertelsmann-Konzern und die sie unterstützenden Politiker zur Vernunft zu bringen, entstanden bundesweit zahlreiche Initiativen gegen die Rechtschreibreform. Außerdem wurde die Rechtschreibreform bundesweit in zahlreichen Gerichtsverfahren für rechtswidrig erklärt.

Petitionen gegen die Rechtschreibreform führten 1997 zu einem Beschluß des Deutschen Bundestages:

Die Sprache gehört dem Volk!

Da zogen die Politiker die letzte Karte und ließen das politisch besetzte Bundesverfassungsgericht die Einführung der Rechtschreibreform an Schulen per Kultusministererlaß am Volk vorbei für gültig erklären.

Dennoch wurde die Rechtschreibreform in Schleswig-Holstein mittels Volksentscheides am 27. September 1997 abgeschafft. Ungeachtet dessen stellten die Deutsche Presse-Agentur ihre Rechtschreibung auf eine neue Rechtschreibung um, und die meisten Zeitungen übernahmen diese ungeprüft.

Was den Politikern der sogenannten Volksparteien die Stimme des Volkes wert ist, zeigten sie im September 1998, als das Kieler Parlament rechtswidrig das Volksgesetz für ungültig erklärte.

Danach wurde die Rechtschreibreform jahrelang hin- und herreformiert. Mit Hans Zehetmair wurde dann erneut der Bock zum Gärtner gemacht, indem man ihn zum Vorsitzenden des Rats für deutsche Rechtschreibung wählte. Er hatte zwar öffentlich erklärt, daß er bei dem heutigen Wissensstand die Rechtschreibreform heute nicht mehr einführen würde, er wolle Buße tun. Aber das waren nur Lippenbekenntnisse; denn Buße tun, heißt umkehren und den Schaden wiedergutmachen.

Lösungsmöglichkeiten

Am 11. Oktober 1997 fand Loriot (Vicco von Bülow) bei der Dichterlesung mit Ota Filip, Wulf Kirsten, Reiner Kunze, Gerhard Ruiss und Albert von Schirnding „Für die Einheit der Orthographie“, die von Friedrich Denk in Weilheim veranstaltet wurde, eine für ihn typische Lösung für die sogenannte Rechtschreibreform:

„Die Rechtschreibreform ist ja völlig in Ordnung, ... wenn man weder lesen noch schreiben kann!“

Er erhielt donnernden Beifall der rund 800 Zuhörer.

Loriots originelles Bonmot hat einen ähnlich gearteten Vorläufer in der Arie des Schweinezüchters Kálmán Zsupán in der Operette des Walzerkönigs Johann Strauss junior „Der Zigeunerbaron“:

„Ja, das Schreiben und das Lesen ist nie mein Fach gewesen ... Mein idealer Lebenszweck sind Borstenvieh und Schweinespeck.“

Die Rechtschreibreform gefährdet nach Ansicht Loriots die Grundlagen der Gesellschaft. „Wir sind auf dem Wege, unser wichtigstes Kommunikationsmittel so zu vereinfachen, daß es in einigen Generationen genügen wird, sich grunzend zu verständigen“, schrieb Loriot in einem Beitrag für die deutsche „Bild“-Zeitung.

Keine Regierung dürfe es sich erlauben, „eine Kulturnation zu einer Klasse von Schülern zu degradieren, denen nicht die geringste Anstrengung zumutbar ist“. Die Behauptung, es gebe wichtigere Probleme als die Schreibregeln, nannte Loriot „empörend“: „Das hat man vor einigen Jahren auch gesagt, als es um den Umweltschutz ging.“

Eine Lösungsmöglichkeit wäre, Politiker in einem Test zu prüfen, ob sie überhaupt lesen und schreiben können. Dann müßten sie ihre falschen Doktortitel zurückgeben, und es würde offenbar, daß sich hinter großen Rednern zahlreiche Legastheniker leichten bis schweren Grades verbergen, die das Volk zu Stimmvieh ihrer Parteien-Demokratur degradieren, in der es nur darum geht, einen Bundestagssitz zu erhalten und durch willfähriges Verhalten zu behalten:

Eine Flasche zieht die andere nach sich.

Ein Armutszeugnis war es, daß die Unionsparteien keinen Kandidaten für die Wahl zum Bundespäsidenten oder zur Bundespräsidentin stellen konnten.
Richter, die ihr Urteil „Im Namen des Volkes!“ verkünden und Staatsanwälte müßten nachweisen, daß sie lesen und schreiben können. Es müßten Kontrollen stattfinden, um festzustellen, ob sie Drogen nehmen oder alkoholsüchtig sind. Richter Otto Brixner gab zu, die Verteidigungsschrift Gustl Mollaths nicht gelesen zu haben! Ein Kandidat oder eine Kandidatin zum Bundeskanzleramt müßte in einer Klausur Fragen zum Grundgesetz beantworten, die man vorher nicht kannte, und einen Aufsatz zur Bedeutung des Amtseides schreiben.

Uwe Grund hat die methodischen Schwierigkeiten einer solchen Untersuchung vorbildlich gemeistert und die Ergebnisse in sehr verständlicher Form dargestellt. Was Herrn Zehetmairs These betrifft, das Rad könne nicht zurückgedreht werden, so erinnere ich daran, daß dieses Rad schon mehrmals jeweils um eine Vierteldrehung zurückgedreht worden ist - auch unter seiner Leitung. Ich war selbst Mitglied seines „Rates für deutsche Rechtschreibung“ und wundere mich über sein verbissenes Festhalten an einem Projekt, das er selbst als Fehler ansieht. Übrigens würde es genügen, in den Schulen die nichtreformierte Rechtschreibung als gleichberechtigt gelten zu lassen, dann würde man bald sehen, welche „sich durchsetzt“. [1]

Dorfschulmeister Lämpel

Dorfschulmeister Lämpel

Vierter Streich

Also lautet der Beschluß,
Daß der Mensch was lernen muß
Nicht allein das ABC
Bringt den Menschen in die Höh';
Nicht allein in Schreiben, Lesen
Übt sich ein vernünftig Wesen;
Nicht allein in Rechnungssachen
Soll der Mensch sich Mühe machen,
Sondern auch der Weisheit Lehren
Muß man mit Vergnügen hören.
Daß dies mit Verstand geschah,
War Herr Lehrer Lämpel da.

Max und Moritz, diese beiden,
Mochten ihn darum nicht leiden;
Denn wer böse Streiche macht,
Gibt nicht auf den Lehrer acht.
[…]

Einstens, als es Sonntag wieder
Und Herr Lämpel, brav und bieder.
In der Kirche mit Gefühle
Saß vor seinem Orgelspiele
Schlichen sich die bösen Buben
In sein Haus und seine Stuben,
[…]

Eben schließt in sanfter Ruh
Lämpel seine Kirche zu;
Und mit Buch und Notenheften
Nach besorgten Amtsgeschäften
Lenkt er freudig seine Schritte
Zu der heimatlichen Hütte
und voll Dankbarkeit sodann
Zündet er sein Pfeifchen an.
[…] „Ach!“ spricht er - „Die größte Freude
„Ist doch die Zufriedenheit!!“
Rums!! - Da geht die Pfeife los
Mit Getöse, schrecklich groß.
[…]

Wer soll nun die Kinder lehren
Und die Wissenschaft vermehren?
Wer soll nun für Lämpel leiten
Seine Amtestätigkeiten?
[…]
Aus Wilhelm Busch: Max und Moritz

Dorfschulmeister Lämpel an der Orgel

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

  • Walter Steinmaier: Als das ABC auf die Dörfer kam. Ein Beitrag zur Sozialgeschichte des 16. - 18. Jahrhunderts. Die Entstehung der Nürnberger Landschulen und das Leben ihrer Schulmeister. Nürnberg: Mabase-Verlag, 2001, 257, XXIX S., ISBN 3-9807867-1-4
  • Johann Strauss Jun.: Ja, das Schreiben und das Lesen. In: Der Zigeunerbaron - planet-vienna.com
  • Ja, das Schreiben und das Lesen aus „Der Zigeunerbaron“. In: Michael's Operettenführer - operettenfuehrer.de
  • Ursula Prem: PISA-Studie für Erwachsene rehabilitiert Kinder – die Freitagskolumne von Ursula Prem. In: Autorenblog ein-buch-lesen.de, Freitag, 11. Oktober 2013 - ein-buch-lesen.de

Presse

  • red: Sehfehler statt Legasthenie. Verpassen Kinder in der Schule den Anschluss, kann das viele Ursachen haben. Eine Erklärung ist eine bestehende Legasthenie, eine andere ist eine unentdeckte Fehlsichtigkeit. In: Wiesbadener Tagblatt vom 24. Februar 2016 - wiesbadener-tagblatt.de

Videos

  • Ivan Rebroff - Ja das Schreiben und das Lesen 1994 aus der Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauss (Sohn). Veröffentlicht am 09.10.2015 von fritz51117 - YouTube

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Theodor Ickler in der Nordwest-Zeitung - nwzonline.de

Zur Diskussionsseite

Hier geht es zur Diskussion:Schreiben und Lesen. An der Diskussion teilnehmen können - wie bei Leserbriefen üblich - nur mit Klarnamen angemeldete Benutzer.