Heimatvertriebene in Franken

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Heimatvertriebene in Franken sind Deutsche, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer angestammten deutschen oder osteuropäischen Heimat geflohen sind oder vertrieben wurden bzw. nach 1950 als deutsche Aussiedler in Franken eine neue Heimat fanden.

Zur Geschichte

Die Aufnahme und Eingliederung von mehr als 12 Millionen Flüchtlingen und Heimatvertriebenen war nach 1945 die größte Aufgabe in Deutschland. Allein in Bayern mußten mehr als 2 Millionen Menschen aufgenommen, versorgt, untergebracht und beruflich, sozial und gesellschaftlich integriert werden. So wurden z.B. nach Kriegsende 15.000 Heimatvertriebene in Fürth aufgenommen, mehr als 100.000 Einwohner Nürnbergs sind entweder Vertriebene, Flüchtlinge, Aussiedler oder deren Nachkommen.

„Die wissenschaftliche Dokumentation dieser Vorgänge sowie das Nachzeichnen und Verstehen der dabei abgelaufenen Prozesse und Vorgänge ist eine schwierige und erst in Teilen gelöste Aufgabe für Juristen, Soziologen, Politologen, Wirtschaftswissenschaftler und Historiker“, schrieb der Bayreuther Lehrstuhlinhaber für Bayerische Landesgeschichte, Professor Dr. Rudolf Endres, in einem Vorwort zu dem 13. Bayreuther Historischen Kolloquium über „Die Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen“, das am 30./31. Mai 1997 stattfand.

Sudetendeutsche, Bayerns vierter Stamm

Der ehemalige CSU-Vorsitzende Erwin Huber forderte, das Zentrum gegen Vertreibungen in Berlin solle unter Beteiligung des Bundes der Vertriebenen zügig umgesetzt werden. Er betonte, die CSU bleibe ein verläßlicher Partner der Sudetendeutschen und der Heimatvertriebenen. Die Sudetendeutschen seien neben Franken, Schwaben und Altbayern Bayerns vierter Stamm geworden. [1]

Zur Sprache

Franken wurde nach 1945 durch Flüchtlinge und Heimatvertriebene zu einem Schmelztiegel, so daß es immer weniger Ur-Franken gibt, die Ur-Fränkisch sprechen. Die Einebnung des Dialektes sieht man exemplarisch am Mundartwort „Scheiferla“, aus dem die Wirte der Wandlung des Sprachgebrauchs folgend „Schäufele“ machten.

Bekannte Heimatvertriebene in Franken

  • Hermann Oberth (1894 in Hermannstadt, Siebenbürgen, † 1989 in Nürnberg), Physiker und Raketenpionier [3]
  • Bruno Scheel (1909 -1999), ehemaliger Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen, 1993 Bürgermedaille der Stadt Nürnberg

Literatur

  • Michael Kroner, Horst Göbbel: Nürnberg und Siebenbürgen. Jahrhundertealte Beziehungen vom legendären Hermann bis in die Gegenwart. Nürnberg: Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Kreisgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen, 1993, 64 S.; Verlag Haus der Heimat, Nürnberg, 2008, 80 Seiten
  • Hermann-Joseph Busley (Hrsg.): Die Entwicklung Bayerns durch die Integration der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge. Abschlußbericht der Dokumentationsstelle Bayreuth am Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte von Prof. Dr. Rudolf Endres an der Universität Bayreuth im Jahr 1994. Ein durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit initiiertes Forschungsprojekt der bayerischen Landesuniversitäten, Zusammengestellt von Michael Reinhart. Hrsg. von Hermann-Joseph Busley ... im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Gesundheit. Bayreuth: Dokumentationsstelle Bayreuth, 1994, 209 S.
  • Andreas Krätschell: Subkultur der Siebenbürger Sachsen im Großraum Nürnberg. Zulassungsarbeit im Fach Volkskunde zum 1. Lehramtsexamen Grund-, Haupt- oder Realschulen. Nürnberg, 1996 (Betreuer Hartmut Heller)
  • Irmgard Müller: Rückkehr nach 250 Jahren. Die Integration der Banater Schwaben in der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel der Gemeinde Warjasch. Zulassungsarbeit im Fach Volkskunde zum 1. Lehramtsexamen Grund-, Haupt- oder Realschulen. Nürnberg, 1996 (Betreuer Hartmut Heller)
  • Martina Bauernfeind: Vom Gefechtsschießplatz zum „Stadtteil im Grünen“. Die Entwicklung des Stadtteils Langwasser. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 84 (1997), S. 225-243 - MVGN
  • Rudolf Endres (Hrsg.): Bayerns vierter Stamm. Die Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen nach 1945. Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 1998, VI, 264 S., ISBN 3-412-05698-7 (Bayreuther Historische Kolloquien; Band 12)
  • Mathias Beer: Im Spannungsfeld von Politik und Zeitgeschichte. Das Großforschungsprojekt Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 46 (1998), S. 345-389
  • Mathias Beer: Die Dokumentation der Vertreibung der deutschen aus Ost-Mitteleuropa. Hintergründe - Entstehung - Ergebnis - Wirkung. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, 50 (1999) 2, S. 111
  • Jörg Maier: Zur wirtschaftlichen Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen in Franken. In: FRANKENLAND, Zeitschrift für Fränkische Landeskunde und Kulturpflege, Heft 1, Februar 2004, S. 17-26
  • Heidi Christ: Heimatvertriebene in der Volksmusik in Franken. In: FRANKENLAND, Zeitschrift für Fränkische Landeskunde und Kulturpflege, Heft 1, Februar 2004, S. 43-55
  • Ralf Müller, NZ: Sudetendeutscher Tag in Nürnberg. Neue Führung, neue Tonlage. In: Nürnberger Zeitung Nr. 110 vom 13. Mai 2008, S. 6 - NZ
  • Ralf Müller: Kommentar: Prag und die Sudetendeutschen. Die tschechische Schnecke. In: Nürnberger Zeitung Nr. 110 vom 13. Mai 2008, S. 2 - NZ
  • Reinhard Kalb: Spaziergang über den Sudetendeutschen Tag. Viel Liebe und ein wenig Melancholie. In: Nürnberger Zeitung Nr. 110 vom 13. Mai 2008, S. 9 - NZ
  • uwo [= Ute Wolf]: Zehn Jahre «Haus der Heimat». Kulturpflege und Integration. In: Nürnberger Zeitung Nr. 174 vom 28. Juli 2008, S. 8 - NZ
  • Wolfgang Heilig-Achneck: Ungeliebte Neubürger. Stadtarchiv publiziert Erinnerungen von Flüchtlingen. In: Nürnberger Nachrichten Nr. 179 vom 2. August 2008 - NN
  • Marco Puschner: Vertriebene blicken zurück. Nürnberg wurde zur zweiten Heimat. In: Nürnberger Zeitung Nr. 179 vom 2. August 2008, S. 11 - NZ
  • Andreas Kossert: Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945. München: Siedler, 2008, 430 S., ISBN 978-3-88680-861-8
    • Rezension Herbert Gebert: Andreas Kosserts Buch «Heimat». Das Schicksal der Vertriebenen. In: Nürnberger Zeitung Nr. 222 vom 22. September 2008, S. 32 - NZ
  • Manfred Maurer: Hunderte massakrierte Sudetendeutsche. Eger: Die Wahrheit wird zu Grabe getragen. In: Nürnberger Zeitung Nr. 270 vom 19. November 2008, S. 6 - NZ
  • Norbert Klaschka, dpa: Neue Attacken. Polen braucht das Feindbild Steinbach. In: Nürnberger Zeitung Nr. 42 vom 20. Februar 2009, S. 4 - NZ
  • dpa: Streit um Erika Steinbach. Versöhnlichere Töne aus Warschau. In: Nürnberger Zeitung Nr. 48 vom 27. Februar 2009, S. 2 - NZ
  • Martin Schabenstiel: Im Streit um Vertreibung steht viel auf dem Spiel. Warum keiner Steinbach hilft. In: Nürnberger Zeitung Nr. 48 vom 27. Februar 2009, S. 2 - NZ
  • Dieter W. Rockenmaier: Steinbach verzichtet. Gedenkzentrum kann loslegen. In: Nürnberger Zeitung Nr. 53 vom 5. März 2009, S. 2 - NZ
  • Wolfgang Schmieg: Ist Steinbach eine Vertriebene? Ihr Geburtsort Rahmel/Rumia macht die BdV-Präsidentin für Polen zum Politikum. In: Nürnberger Nachrichten vom 5. März 2009 - NN
  • Bayern will Steinbach für Verdienste auszeichnen. In: Nürnberger Zeitung Nr. 54 vom 6 März 2009, S. 4 [Laut Münchner Merkur soll Steinbach den Bayerischen Verdienstorden erhalten.]
  • epd/dpa: Trotz Merkels Nachgiebigkeit. Polen lässt im Fall Steinbach nicht locker. In: Nürnberger Zeitung Nr. 55 vom 7. März 2009, S. 6
  • dpa: Steinbach lässt Rückkehr in Stiftungsrat offen. «Ein wunderbares Damoklesschwert». In: Nürnberger Zeitung Nr. 55 vom 7. März 2009 - NZ
  • dpa: Steinmeier: «Steinbachs Gerede ist unverantwortlich». In: Nordbayern.de vom 8. März 2009 - Nordbayern.de
  • dpa: Rückzug Erika Steinbachs. Polen wird seines Sieges nicht froh. In: Nürnberger Zeitung Nr. 56 vom 9. März 2009, S. 5 - NZ
  • In wenigen Worten. Seehofer würdigt Vertriebene. In: Nürnberger Zeitung Nr. 212 vom 14. September 2009, S. 13 - NZ
  • Stephanie Siebert: Bund der Vertriebenen feierte Tag der Heimat. «Aus Trümmern der Geschichte Neues bauen. In: Nürnberger Zeitung Nr. 218 vom 21. September 2009, S. 9 - NZ
  • Ulf Mauder, dpa: Deutschrussischer Verein in Nürnberg besorgt. Razzia stoppte russischen Historiker. In: Nürnberger Zeitung Nr. 229 vom 5. Oktober 2009, S. 2 - NZ
  • Manfred Maurer: Die Vertreibung der Vertriebenen aus der Politik. EU knickt vor Tschechien ein. In: Nürnberger Zeitung Nr. 254 vom 3. November 2009, S. 4 - NZ

Querverweise

Netzverweise

  • „Bayerns 4. Stamm“ - Die Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen - im Netz
  • Förderverein „Haus der Heimat e.V. Nürnberg“ - im Netz
  • Adam Roth: Heimatvertriebene. Heimatverein Schwaikheim e.V. - im Netz
  • Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Susanne Finger - im Netz