Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt

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Deutsch - Eine Sprache wird beschädigt. Zur neuen Rechtschreibung. Eine Diskussion, eine Bilanz und ein „Kompromiss“ ist eine Dokumentation einer Veranstaltung der Bayerischen Akademie der Schönen Künste am 3. Dezember 2002 in München.

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Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt.
Zur neuen Rechtschreibung.
Eine Diskussion, eine Bilanz
und ein „Kompromiss“
Mediengattung Dokumentation / Sammelband
Herausgeber Bayerische Akademie der Schönen Künste in Zusammenarbeit mit der Forschungsgruppe Deutsche Sprache
Autoren Wolfgang Illauer, Hans Krieger, Reiner Kunze, Peter Horst Neumann, Herbert Rosendorfer
Seitenzahl 116 Seiten
Einband / Preis Pp. / EUR 12,80
Erscheinungsjahr 2003
Auflage 3.000 Exemplare
ISBN 3-923657-74-9
Verlag Oreos Verlag e.K. vertreten durch den Geschäftsführer Walter Lachenmann
Anschrift Krottenthal 9
D-83666 Waakirchen
Telefon + 49 (0) 8021 - 86 68
Telefax + 49 (0) 8021 - 17 50
Netzpost oreos@oreos.de
Netzseiten http://www.oreos.de
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Einführung

Deutsch - Eine Sprache wird beschädigt ist ein Dokumentationsband über eine Lesung und eine Podiumsdiskussion zur Rechtschreibreform, die am 3. Dezember 2002 in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München stattfand.

Geschichte

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte am 5. Oktober 2000 einen Artikel von Studiendirektor Wolfgang Illauer veröffentlicht «Die neue Rechtschreibung in der Schule und in der Zeitung. Widerlegung der Argumente der Kultusminister und Reformer». Dieser beeindruckte den Schriftsteller Reiner Kunze so sehr, daß er Wolfgang Illauer in seinem Buch «Die Aura der Wörter. Denkschrift zur Rechtschreibreform» (2002) zitierte und sich bei ihm bedankte. [1]

Um den schlimmsten Auswüchsen der Rechtschreibreform Einhalt zu gebieten, hatte die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung im März 2003 einen Kompromißvorschlag zur Neuregelung der Rechtschreibung vorgelegt. Dieser verstand sich aber selbst nur als »zweitbeste Lösung« gegenüber der bewährten deutschen Orthographie, bei der sprachbewußte Verlage und Autoren bis heute geblieben sind und auch bleiben wollen. Aber die zweitbeste Rechtschreibung ist für die Sprache der »Dichter und Denker« nicht gut genug. [2]

So initiierte die Abteilung Literatur der Bayerischen Akademie der Schönen Künste eine Lesung und eine Podiumsdiskussion zur Rechtschreibreform, die am 3. Dezember 2002 in München stattfand. Reiner Kunze las aus seinem Buch «Die Aura der Wörter. Denkschrift zur Rechtschreibreform» (2002). Auf dem Podium diskutierten Wolfgang Illauer, Hans Krieger, Reiner Kunze, Peter Horst Neumann und Herbert Rosendorfer. Es moderierte Albert von Schirnding.

Umschlagbild

Der Karikaturist Paul Flora hatte auf dem Umschlag des Sammelbandes die Beschädigungen der deutschen Sprache aus der Sicht der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der von ihr vertretenen Schriftsteller so dargestellt, daß die Dichter als Opfer der Rechtschreibreform in einem Tintenglas in der Tinte sitzen. [3]

Untertitel „Kompromiss“

Der Untertitel lautet „Eine Diskussion, eine Bilanz und ein ‚Kompromiss’“. Das Wort „Kompromiss“ ist in der neuen Schulorthographie von 1996 ff. und in Anführungszeichen geschrieben. Damit wird auf den Kompromißvorschlag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung hingewiesen, die Doppel-s-Schreibung beizubehalten. Das Wort „Kompromiss“ symbolisiert den Geßlerhut der Schulschreibung, den Schreibzwang, dem Schüler, Journalisten und andere Schreibberufler ausgesetzt sind. Sie wurden zu Schreibsklaven degradiert. Die Schüler wurden als Geiseln genommen. [4] Deshalb urteilte Hans Krieger, es sei „Ein fauler Kompromiß“.

Zum Inhalt

Lesung und Podiumsdiskussion am 3. Dezember 2002 in der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München

  • Hans Krieger: Ein fauler Kompromiß. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat einen Friedensplan vorgelegt. (S. 103-110)
  • Autoren (S. 111)

Studiendirektor Wolfgang Illauer sagte in der Podiumsdiskussion: „Frau [Ministerin] Hohlmeier kann und darf mir nicht befehlen, Falsches zu unterrichten, zum Beispiel, daß man „leid“ groß schreibt in „du tust mir leid“. Wenn jetzt die Frau Grammatica zur Tür hereinkommt und mir sagt, du darfst „leid“ hier nicht groß schreiben, dann muß ich natürlich der Frau Grammatica gehorchen, nicht aber der Frau Hohlmeier.“ [5]

Es gebe nichts, was Schüler nicht falsch machen. Die Verunsicherung sei groß. Die Fehlerquote sei leicht gestiegen und eben nicht um die Hälfte gesunken. Er nannte das einen „Reform-Betrug“, für dessen Aufklärung er einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß forderte. [6]

Rechtschreibung

Der Band ist in der bewährten klassischen Qualitätsorthographie verfaßt. Für alle Beiträger des Buches ist es unstrittig, daß in den Schulen eine Rückkehr zur allgemein üblichen bewährten Orthographie nötig sei.

Beurteilung

Dieser Sammelband ist ein Wegweiser durch die Schulschreibreform von 1996. Er zieht eine Schadensbilanz der sogenannten neuen Rechtschreibung: Wo die Reform umgesetzt wird, herrscht große Unsicherheit. In Büchern, in der Presse und in den Schulen wird ein uneinheitliches und nicht allein orthographisch und grammatikalisch fehlerhaftes, sondern auch unästhetisches und holpriges Deutsch geschrieben.

In der Wikipedia-Enzyklopädie wurde und wird Kritik an der Schulschreibreform von 1996 von Rechtschreibreform-Lobbyisten entweder ganz gelöscht oder auf ein Minimum reduziert. Auch der Band der Bayerischen Akademie der Schönen Künste „Deutsch - Eine Sprache wird beschädigt“ mit der Kritik bekannter Schriftsteller war unerwünscht und wurde von Rechtschreibreform-Lobbyisten aus den Wikipedia-Biographien der Podiumsteilnehmer herauszensiert.

Veröffentlichungen

  • Wolfgang Illauer: Die neue Rechtschreibung in der Schule und in der Zeitung. Widerlegung der Argumente der Kultusminister und Reformer. In: FAZ vom 5. Oktober 2000, Seite 10 - Wiederabdruck in der FAZ-Broschüre: Die Reform als Diktat. Zur Auseinandersetzung über die deutsche Rechtschreibung. Frankfurt am Main, Oktober 2000, S. 95-101

Rezensionen

  • Rechtschreiblotterie. Es droht die Reform der Reform. In: Hellweger Anzeiger Unna vom 26. Juni 2003 - nachrichtenbrett.de
  • Deutsch - eine beschädigte Sprache. In: PrePress Juni 2003, S. 22

Vorträge

  • »Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt«. Reiner Kunze, Hans Krieger, Sten Nadolny und Stefan Stirnemann beschreiben die Mängel der sogenannten Rechtschreibreform und sprechen darüber, wie sich eine weitere Schädigung der deutschen Sprache verhindern ließe. Mittwoch, 17. September 2003, 20.00 Uhr, Literaturhaus Berlin, Berlin-Charlottenburg, Fasanenstraße 23 - http://www.vrs-ev.de/berlin170903.php

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Deutsch. Eine Sprache wird beschädigt - kefk.org
  • Bayerische Akademie der Schönen Künste - Wikipedia

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Reiner Kunze: Die Aura der Wörter. Denkschrift zur Rechtschreibreform. Neuausgabe mit Zwischenbilanz. Stuttgart: Radius, 2004, 78 S., ISBN 3-87173-303-2, S. 12 f., 36 f., 54
  2. Oreos-Verlag: Übersicht Buch - oreos.de
  3. Bei genauer Betrachtung der Karikatur sieht man die Köpfe zweier Dichter aus der Tinte herausragen. Mit dem Kopf mit Schnauzbart vorne links könnte Paul Flora Günter Grass gemeint haben.
  4. Kurt Reumann: Schüler als Geiseln. In: FAZ vom 29. Juli 2000
  5. Dieser Unsinn wurde inzwischen zurückreformiert. Jetzt muß man wieder schreiben: „Du tust mit leid.“ Das ist einer der Erfolge der Reformkritiker.
  6. Renate Schostack: Ich muß Frau Grammatica gehorchen! Der große Betrug: Eine Münchner Diskussion zur Rechtschreibreform. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 283 vom 5. Dezember 2002, Seite 34
  7. Joachim Güntner (* 1960), Journalist für Philosophie und Geisteswissenschaften
    Joachim Güntner: Privatsphäre. Ill. von Caspar Frei. Zürich: Vontobel-Stiftung, 2011, 97 S. (Vontobel-Stiftung <Zürich>: Vontobel-Schriftenreihe; 2000)