Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform

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Die Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform vom Oktober 1996 ist eine Resolution gegen die Wiener Absichtserklärung zur Neuregelung der deutschen Rechtschreibung vom 1. Juli 1996.

Einführung

Auf der Frankfurter Buchmesse Anfang Oktober 1996 verteilte Studiendirektor Friedrich Denk 2.000 Flugblätter „Stoppt die überflüssige, aber milliardenteure Rechtschreibreform! 10 Argumente gegen die Rechtschreibreform“. Dem folgte seine Unterschriftenaktion mit der „Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform“.

Text der Resolution

Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform

Nach Erscheinen des neuen Duden und nach den ersten Erfahrungen in den Schulen ist es endlich möglich, den Inhalt der vorgeschlagenen Rechtschreibreform genauer zu analysieren, ihre Folgen für die deutsche Sprache und Literatur, für den Deutschunterricht im In- und Ausland, für unsere Jugend und für uns alle zu ermessen und die ungeheuren Kosten abzuschätzen, die dieser Vorschlag, wenn er tatsächlich durchgeführt würde, verursachen wird.

In Anbetracht der schwierigen wirtschaftlichen Lage darf eine Reform, die in den meisten Punkten keineswegs notwendig ist, in vielem sogar eine Verschlechterung bedeutet und - abgesehen von der ss-Regelung - nur etwa 0,05 Prozent eines durchschnittlichen Textes betreffen würde, auf keinen Fall dazu führen, daß alle Schulbücher, die meisten Lexika, Kinder- und Jugendbücher und in der Folge auch literarische Bücher neu gedruckt (und zugleich alte verramscht oder makuliert und "entsorgt") werden müssen.

Anläßlich der Frankfurter Buchmesse 1996 bitten die unterzeichneten Germanisten, Pädagogen, Schüler und Studenten, Schriftsteller, Bibliothekare, Archivare und Historiker, Verleger, Buchhändler, Journalisten und Liebhaber der deutschen Sprache und Literatur die verantwortlichen Politiker in Deutschland, in Österreich und in der Schweiz, diese von einer kleinen, weitgehend anonymen Expertengruppe vorgeschlagene Rechtschreibreform, deren Einführung Millionen von Arbeitsstunden vergeuden, jahrzehntelange Verwirrung stiften, dem Ansehen der deutschen Sprache und Literatur im In- und Ausland schaden und mehrere Milliarden DM kosten würde, die wenigen zugutekommen würden und von uns allen zu tragen wären, umgehend zu stoppen und bei der bisherigen Rechtschreibung zu bleiben.

Frankfurt am Main, den 6. Oktober 1996

Die Erklärung haben u. a. unterzeichnet:

Ilse Aichinger, Schriftstellerin; Prof. Dr. Ingrid Bachér, Schriftstellerin; Wolfgang Balk, Verleger, Deutscher Taschenbuch Verlag; Prof. Dr. Reinhard Baumgart, Schriftsteller; Hans Bender, Schriftsteller; Prof. Dr. Dieter Borchmeyer, Germanist, Heidelberg; Dr. Karl Corino, Schriftsteller; Werner Dausien, Verleger, Hanau; Friedrich Denk, Deutschlehrer, Weilheim i. OB; Prof. Dr. Eberhard Dünninger, Germanist und Bibliothekar, Regensburg/ München; Ota Filip, Schriftsteller; Prof. Dietrich Fischer-Dieskau, Kammersänger; Prof. Dr. Helmut Flashar, Graezist, München; Dr. Walter Flemmer, Leiter der Kulturabteilung des Bayerischen Fernsehens; Dr. Herbert Franke, Sinologe, Gauting; Prof. Dr. Heinrich Fries, Theologe, München; Prof. Dr. Wolfgang Frühwald, Germanist, Universität München; Prof. Dr. Horst Fuhrmann, Historiker; Gertrud Fussenegger, Schriftstellerin; Prof. Dr. Bernhard Gajek, Germanist, Regensburg; Prof. Dr. Alexander Giese, Präsident des österreichischen PEN-Clubs; Günter Grass, Schriftsteller; Ulla Hahn, Schriftstellerin; Ludwig Harig, Schriftsteller; Peter Härtling, Schriftsteller; Prof. Dr. Herbert Heckmann, Schriftsteller, Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt; Eckhard Henscheid, Schriftsteller; Prof. Dr. Kurt Hübner, Philosoph, Kiel; Thomas Hürlimann, Schriftsteller, z.Zt. Dartmouth College, New Hampshire; Thomas Jaworek, Diplom-Chemiker, Mainz; Dr. Jochen Jung, Verleger, Residenz-Verlag, Salzburg; Prof. Dr. Joachim Kaiser, Schriftsteller; Prof. Dr. Friedhelm Kemp, Schriftsteller, München; Walter Kempowski, Schriftsteller; Prof. Dr. Herbert Kessler, Präsident der Humboldt-Gesellschaft, Mannheim; Prof. Dr. Helmut Kiesel, Germanist, Heidelberg; Wulf Kirsten, Schriftsteller, Weimar; Barbara Koenig, Schriftstellerin; Günter Kunert, Schriftsteller; Helga Künzel, Übersetzerin, Puchheim; Root Leeb, Künstlerin, Kirchheimbolanden; Hermann Lenz, Schriftsteller; Siegfried Lenz, Schriftsteller; Ernst-Dieter Lueg, Publizist; Prof. Dr. Wolfgang Martens, Germanist, Murnau; Stefan Moses, Fotograf, München; Prof. Dr. Walter Mueller-Seidel, Germanist, München; Prof. Dr. Anton Neuhäusler, Philosoph, München; Dr. Hans F. Nöhbauer, Historiker, München; Prof. Dr. Hans Pörnbacher, Germanist, Wildsteig; Dr. Karl Pörnbacher, Germanist, Sachsenried; Dr. Kurt Reumann, Journalist, Frankfurt am Main; Heinz Piontek, Schriftsteller; Dr.Dr. Richard Reichensperger, Germanist, Wien; Prof. Dr. Werner Ross, Schriftsteller, München; Dr. Gerhard Ruiss, Schriftsteller, Vors. der IG Autoren Österreichs; Ulrich Schacht, Schriftsteller; Rafik Schami, Schriftsteller; Frank Scheffter, Verlag Hoffmann und Campe; Albert von Schirnding, Schriftsteller und Pädagoge, München; Klaus Schöffling, Verleger, Frankfurt am Main; Prof. Dr. Albrecht Schöne, Germanist, Universität Göttingen; Dr. Renate Schostack, Schriftstellerin; Thomas Schröer, Deutschlehrer, Weilheim; 27 Schülerinnen und Schüler der Klasse 8d des Gymnasiums Weilheim; Dr. Heimo Schwilk, Journalist, Welt am Sonntag; Edgar Selge, Schauspieler; Juergen Serke, Schriftsteller; Prof. Dr. Kurt Sontheimer, Politologe; Franziska Sperr, Schriftstellerin; Prof. Dr. Karl Stocker, Germanist, München; Prof. Dr. Joachim Storck, Germanist, Freiburg i.Br.; Prof. Johano Strasser, Schriftsteller; Prof. Dr. Ingrid Strohschneider-Kohrs, Germanistin, Gauting; Cyril Taffin de Tilques, Germanist, Bordeaux; Benedikt Taschen, Verleger, Köln; Dr. Joachim Unseld, Verleger; Guntram Vesper, Schriftsteller; Dr.Dr. Fred Wagner, Germanist, University College, London; Dr. habil. Volker Wahl, Direktor des Thüringischen Hauptstaatsarchivs, Weimar; Franziska Walser, Schauspielerin, München; Martin Walser, Schriftsteller; Ingo F. Walther, Kunstbuchautor und -herausgeber, Alling; Dr. Roger Willemsen, Moderator, ZDF; Prof. Dr. Reinhard Wittmann, Buchwissenschaftler, Universität München; Dr. Winfried Zehetmeier, Oberstudiendirektor a.D., Gauting; Prof. Dr. Bernhard Zeller, ehem. Direktor des Deutschen Literaturarchivs, Marbach a. Neckar.

Zeitungsanzeige

  • Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. Anzeige. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 19. Oktober 1996

Literatur

  • Friedrich Denk: „Eine der größten Desinformationskampagnen“. In: Hans Werner Eroms, Horst Haider Munske (Hrsg.): Die Rechtschreibreform. Pro und Kontra. Berlin: Erich Schmidt Verlag, 1997, S. 41-46 – ISBN 3 503 03786 1 - books.google.de(Enthält das Flugblatt anläßlich der Frankfurter Buchmesse: „Stoppt die überflüssige, aber milliardenteure Rechtschreibreform! 10 Argumente gegen die Rechtschreibreform“, Frankfurt am Main, 1. Oktober 1996, und einen Kommentar Friedrich Denks anhand seines Flugblattes und der „Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform“ über die Bemerkung des Präsidenten der Kultusministerkonferenz Rolf Wernstedt, bei den Aktivitäten der Rechtschreibreform-Kritiker handele es sich um eine der größten „Desinformationskampagnen“ in der Geschichte der Bundesrepublik.)

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. Frankfurt am Main, den 6. Oktober 1996 - uploader.wuerzburg.de
  • Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. Frankfurt am Main, den 6. Oktober 1996 - Uni-Leipzig.de
  • Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform - Wikipedia

Einzelnachweise und Anmerkungen


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