Heimatpflege in Franken

Aus NürnbergWiki
Version vom 26. September 2010, 17:09 Uhr von Manfred Riebe (Diskussion | Beiträge) (Neu: Heimatpflege in Franken)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Heimatpflege in Franken beruht auf der Heimatverbundenheit, dem Heimatbewußtsein und der Heimatliebe jedes einzelnen Franken und ist zugleich auch verfassungsgemäß eine Aufgabe von Staat und Gesellschaft in Franken, die auf Bezirksebene in Unter-, Ober- und Mittelfranken und auf Kreis-, Stadt- und Gemeindeebene wahrgenommen wird.

Manfred Seitz vom Museums- und Heimatverein Hilpoltstein zeigt, wieviel Spaß Heimatpflege macht.
Fränkische Volksmusik: Ein ganz fester und wichtiger Bestandteil unserer Kultur wird natürlich auch sehr gerne gepflegt. „Auf geht´s, spill mer an auf.“

Zum Begriff

Unter Heimatpflege versteht man die Pflege des Brauchtums, der Mundart, der Trachten, des Volkstanzes, des Volksliedes sowie die Denkmalpflege durch staatliche Organe, wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege, amtlich bestellte Bezirks-, Kreis- und Stadtheimatpfleger, ehrenamtliche Heimatpfleger und Heimatvereine, wie z.B. den Bayerischen Landesverein für Heimatpflege.

Zur Geschichte der Heimatpflege

Die Heimatschutzbewegung entstand um 1890. Sie wollte die regionale Identität stärken und führte zur Gründung zahlreicher regionaler Heimat-, Trachten- und Geschichtsvereine. Aus der Heimatschutzbewegung entstand während der Weimarer Republik die völkische Bewegung. Diese wurde von der NSDAP für ihre politischen Zwecke vereinnahmt und gleichgeschaltet. Dadurch erhielt der Heimatbegriff ungewollt eine ideologische Färbung.

Die Heimatpflege ist inzwischen vielfach verbunden mit dem Naturschutz, dem Denkmalschutz und der Pflege von Kulturlandschaften. In Bayern gibt es eine staatlich organisierte Heimatpflege seit den 1950er Jahren, wobei den Denkmalschutzbehörden eine führende Rolle zukommt. Die Bekanntmachung des Kultus- und des Innenministeriums „Heimatpflege in den Landkreisen, Kreisfreien Städten und Großen Kreisstädten“ regelt die Zuständigkeiten und bestimmt, wie die amtlich bestellten Kreis- und Stadtheimatpfleger in die planungs-, bau- und denkmalrechtlichen Verfahren einzubinden sind. Die ehrenamtlichen Kreisheimatpfleger sind laut Bayerischem Staatsministerium des Innern zuständig für die „Bewahrung und Pflege des heimatlichen Kulturgutes“. Dies ist eine Aufgabe der Kreisverwaltungsbehörde, die nicht zentral beschrieben wird.

Aber die politisch Verantwortlichen in Städten und Gemeinden in Franken ließen sich häufig von wirtschaftlichen Interessen leiten. Deshalb entstanden aus Heimatpflegevereinen - wie z.B. den Altstadtfreunden Nürnberg – Bürgeraktionen und Bürgerinitiativen bis hin zu einem Bürgerentscheid, um historische Bausubstanz zu retten und im Krieg Zerstörtes neu erstehen zu lassen. Private Hauseigentümer wurden zur Restaurierung ihrer historischen Gebäude angeregt.

Heute sieht man die Bemühungen um das Bewahren regionaler Kultur und Sprache vor dem Hintergrund der Bewahrung des Weltkulturerbes. Welche Probleme Heimatpflege in einer globalisierten mobilen Gesellschaft hat, hat Gustav Roeder aufgezeigt.

Rechtliche Grundlagen

Laut Artikel 3 der Verfassung des Freistaates Bayern ist Bayern ein Kulturstaat. In Artikel 131, Absatz 3, heißt es: „Die Schüler sind im Geiste der Demokratie, in der Liebe zur bayerischen Heimat und zum deutschen Volk und im Sinne der Völkerversöhnung zu erziehen.“

Artikel 141 der Verfassung des Freistaates Bayern enthält Bestimmungen bezüglich des öffentlichen Schutzes der Denkmäler der Kunst, der Geschichte und der Natur sowie der Landschaft. Artikel 83 der Verfassung geht auf die örtliche Kulturpflege und die Erhaltung der ortsgeschichtlichen Denkmäler und Bauten ein.

Den sich aus der Verfassung ergebenden Aufgaben widmen sich in den kreisfreien Städten und Landkreisen amtlich bestellte, ehrenamtlich tätige Stadt- oder Kreisheimatpfleger; sie werden von den Bezirksheimatpflegern beraten.

Aufgabengebiete am Beispiel Mittelfrankens

Neben der Beteiligung in der Denkmalpflege (z.B. Erlaubnisverfahren) haben das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus und das Bayerische Staatsministerium des Innern folgende Aufgabengebiete hervorgehoben:

die Beteiligung im Planungs- und Bauwesen (z.B. Anhörung bei der Aufstellung von Bauleitplänen und Werbe- und Gestaltungssatzungen), die Pflege von Brauchtum, die Betreuung von Heimatmuseen, die Zusammenarbeit mit den Bezirksheimatpflegern, das Zusammenwirken mit Dienststellen und Verbänden (z.B. kirchliche Stellen, Schulen, Fachkräfte des Naturschutze, regionale und lokale Heimatverbände). (Laut Auskunft des Landratsamts Nürnberger Land vom 21. März 2006)

Unmittelbar vorgesetzte Behörde des Landratsamts Nürnberger Land ist die Regierung von Mittelfranken, darüber die Staatsministerien. In jedem der sieben bayerischen Regierungsbezirke gibt es einen hauptamtlichen Bezirksheimatpfleger, der beim jeweiligen Bezirk, der dritten kommunalen Ebene, angesiedelt ist, so auch beim Bezirk Mittelfranken in Ansbach. So heißt es im Mittelfränkischen Amtsblatt Nr. 26/2004 in der Satzung zur Regelung des Bezirksverfassungsrechts - Hauptsatzung:

§ 2 Aufgaben des Bezirks:

4. Kultur

Der Bezirk fördert unter den besonderen Gesichtspunkten der Erhaltung und Weiterentwicklung fränkischen Kulturgutes

4.1 Maßnahmen der Denkmalpflege

4.2 Die allgemeine Heimatpflege einschließlich der fränkischen Volksmusik, Mundart und Trachten

§ 9 Bezirksverwaltung und Bezirkseinrichtungen

2. Der Bezirk Mittelfranken unterhält zur Förderung des sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Wohls seiner Einwohner folgende öffentliche Einrichtungen und Dienste:

2.19 Bezirksheimatpflegerin

Der Bayerische Landesverein für Heimatpflege e.V. darf in den regionalen Planungsbeirat einen Vertreter entsenden. [1]

Heimatpfleger in Mittelfranken im Landkreis Nürnberger Land

Bezirksheimatpflegerin für den Regierungsbezirk Mittelfranken ist Dr. Andrea Kluxen. Ihr Amtsvorgänger war Dr. Kurt Töpner (1937-2007), Leitender Kulturdirektor des Bezirks Mittelfranken.(1) Dessen Vorgänger war der erste mittelfränkische Bezirksheimatpfleger, der Kunsthistoriker Ernst Eichhorn (1921-2007).

Kreisheimatpfleger für den südlichen Teil des Landkreises Nürnberger Land ist Hans Recknagel, Altdorf, der Vorsitzende des Vereins Altnürnberger Landschaft. Sein Vorgänger war Friedrich bzw. Fritz Pöllot, Altdorf. Für den nördlichen Teil des Landkreises Nürnberger Land ist seit März 2006 Robert Giersch der Kreisheimatpfleger. Sein Vorgänger war Dr. Volker Alberti. (2)

Das Landratsamt Nürnberger Land als Untere Denkmalschutzbehörde arbeitet außerdem auf Grund des Denkmalschutzgesetzes denkmalpflegerisch zusammen mit Werner Sörgel, Hartmannshof, und Günther Schroth, Lauf, beide Kreisheimatpfleger für Archäologie im Nürnberger Land.

Heimatpflegevereine (Auswahl)

Heimatmuseen (Auswahl)

  • Deutsches Fastnachtmuseum in Kitzingen - im Netz
  • Fränkisches Freilandmuseum Bad Windsheim - im Netz
  • Germanisches Nationalmuseum Nürnberg - GNM
  • Heimatmuseum Pommelsbrunn - im Netz
  • Heimatmuseum Mellrichstadt - im Netz
  • Heimatmuseum Stein/Mittelfranken im Netz

Kritik

Immer häufiger wird insbesondere der Denkmalschutz wirtschaftlichen Interessen gebeugt: Nicht selten kommt es vor, dass die Denkmalschutzbehörden komplett außen vor gehalten werden. Der Wert eines historisch gewachsenen, charaktervollen Stadt-/Ortsbildes erscheint in der Entscheidungsfindung viel zu oft zweitrangig.

Literatur

  • Wilhelm Kraft: Sprichwörter und Redenarten aus dem mittelalterliche Rechtsleben. Reihe: Fränkische Heimat. Beiträge zur fränkischen Heimat- und Volkskunde. Nürnberg: Franken-Verlag Lorenz Spindler, S. 1-15. Zugleich erschienen als 13. Jg., Heft 1 der Mitteilungsblätter der Deutschen Steinkreuzforschung Nürnberg
  • Ute Missel: Gedächtnis und historisches Gewissen. 100 Jahre Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg. In: Nürnberg Heute, Eine Zeitschrift für Bürger und Freunde der Stadt, Hrsg.: Stadt Nürnberg, Heft 26, Dezember 1978, S. 14-19
  • Ernst Eichhorn und Volker Liedke (Hrsg.): Heimat Franken. Gesammelte Beiträge zur Kunst, Geschichte, Volkskunde und Denkmalpflege in Franken. Band 1. München: Kunstbuchverlag Weber, 1979, 98 S.
  • Erika Haindl u.a.: Heimat - ein Ort irgendwo? Mensch, Dorf, Landschaft. München: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, 1991 183 S. (Materialien zur ländlichen Neuordnung; Heft 28)
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München (Hrsg.): Industrie-Museum Lauf. Spuren der Industriekultur im Landkreis Nürnberger Land; eine Festschrift zur Eröffnung des Museums in Lauf a.d. Pegnitz. Red.: Susanne Böning-Weis ... München: Lipp, 1992, 106 S. (Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege; 57) ISBN 3-87490-553-5
  • Walter Bauernfeind: Archive in Nürnberg. In: Michael Diefenbacher, Michael, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999 - im Netz
  • Franz Sonnenberger: Museen der Stadt Nürnberg. In: Michael Diefenbacher, Michael, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999 - im Netz
  • Wolfgang Pledl (Redaktion): Heimat erleben - bewahren - neu schaffen. Kultur als Erbe und Auftrag; 100 Jahre Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V. - München: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege, 2002, 383 S., ISBN 3-931754-25-1
  • Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V.: Heimatpflege heute - Grundsätzliches und Aktuelles; Hans Roth zum 65. Geburtstag. München: Bayerischer Landesverein für Heimatpflege, 2003, 100 S. (Schönere Heimat; 2003, Sonderheft)
  • un [= Robert Unterburger]: Heimatvereine tragen Hauptlast. Traditioneller Rückblick des Landrats auf die Heimatpflege. In: Schwabacher Tagblatt vom 15. Dezember 2008 - im Netz
  • dpa/NZ: Minister Heubisch: Aufruf zu mehr Denkmalpflege. In: Nürnberger Zeitung Nr. 212 vom 14. September 2009, S. 13 - NZ
  • Denkmalschutz-Preis für Gebäude im Landkreis. In: Pegnitz-Zeitung vom 17. November 2009 - PZ

Periodika für Heimatpflege (Auswahl)

  • Erlanger Heimatblätter
  • Erlanger Bausteine zur Fränkischen Heimatforschung - im Netz
  • Frankenland. Zeitschrift für Fränkische Landeskunde und Kulturpflege. Hrsg: Frankenbund e.V.
  • Fränkische Blätter für Geschichtsforschung und Heimatpflege
  • Fränkische Heimat. Beiträge zur fränkischen Heimat- und Volkskunde. Franken-Verlag Lorenz Spindler Nürnberg
  • Heimatkundliche Streifzüge. Schriftenreihe des Landkreises Roth. Heft 1, 1982, ISSN 0724-1100 - im Netz
  • Heimatpflege im Landkreis Würzburg (Schriftenreihe) Oellingen: P. Högler
  • Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg - MVGN
  • Nürnberger Altstadtberichte
  • Roßtaler Heimatblätter - im Netz

Querverweise

Netzverweise

  • Altstadtfreunde Nürnberg e.V. - im Netz
  • Bayerische Geschichtsvereine - im Netz
  • Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V. - im Netz
  • Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V. - Wikipedia
  • Bezirksheimatpflege - im Netz
  • Gesetzes- und Rechtsgrundlagen der Heimatpflege - im Netz
  • Heimatmuseum - Wikipedia
  • Heimatpflege - Wikipedia
  • Heimatpflege im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge - im Netz
  • Heimatpflegerin der Sudetendeutschen: Susanne Finger - im Netz
  • Heimatschutzbewegung - Wikipedia
  • Heimatschutzministerium - Wikipedia
  • Heimatverein - Wikipedia
  • Helmut Zenz: Trachten-, Brauchtums-, Heimat- und Denkmalpflege im Internet. 2003 - im Netz
  • Peter Fassl: Aufgaben der bezirklichen Heimatpflege. In: Kulturförderung durch die Bezirke. Verband der bayerischen Bezirke - im Netz
  • Stadtlexikon Nürnberg - Wiki Nürnberg
  • Portal:Volkskunde - Wikipedia
  • Volkskunde - Wikipedia
  • Wikipedia:WikiProjekt Heimatpflege - Wikipedia
  • Wikipedia Diskussion:WikiProjekt Heimatpflege - Wikipedia

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Dieser Artikel ist im Franken-Wiki gesperrt, d.h. man kann ihn zwar lesen, aber nicht bearbeiten.

(1) Wie ändert sich die Heimatpflege? In: Historisches-Franken.de - im Netz

(2) Günther Häusler, LRA: Neuer Heimatpfleger für das Nürnberger Land. In: Pegnitztal, Nürnberg: Verlag Hopfner, März 2006, S. 12