Schwabacher Judenlettern

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Mit dem Ausdruck Schwabacher Judenlettern bezeichnete Adolf Hitler 1941 die Schwabacher Frakturschrift.

Geschichte

Adolf Hitler sprach am 3. Januar 1941 mit Max Amann, dem Verleger und Herausgeber des Völkischen Beobachters, Präsident der Reichsschrifttumskammer und Reichsleiter für die Presse der NSDAP, und mit dem Druckereibesitzer Adolf Müller, der den Völkischen Beobachter druckte, über die Frakturschrift. Man entschied, die Antiqua als „Normal-Schrift” im Deutschen Reich durchzusetzen.

Hitler ließ demzufolge am 3. Januar 1941 die Fraktur bzw. die gotische Schrift und die Sütterlin-Schrift mit der Behauptung verbieten, es handele sich um „Schwabacher Judenlettern“. Vor allem sollten die im Ausland verbreiteten oder für eine Auslandsverbreitung vorgesehenen Zeitungen umstellen, weil man im Ausland die Frakturschrift nicht gewöhnt war und daher Probleme beim Lesen hatte. Daher erschienen alle Druckschriften ab 1941, so als erster der Völkische Beobachter und auch der Duden 1942, erstmals in Antiqua, der sogenannten „Normal-Schrift”. Der Duden von 1941 und frühere Ausgaben wurden bis dahin in Fraktur gedruckt.

Die Schüler lernten seitdem die lateinische Schreibschrift, die Sütterlinschrift.

Nach 1945 wurden die Fraktur und Sütterlinschrift ebenfalls von den Besatzungsmächten verboten, weil sie diese nicht lesen konnten. Da in diese Schriften in den Schulen nicht mehr gelernt wurden, können viele Leser Fraktur und Sütterlin nicht mehr lesen.

Etliche Schriftenmaler und Drucker beherrschen diese Schriftart nicht mehr. Daher sieht man z.B. auf historisch getrimmten Straßenschildern, Wirtshausnamen und Speisekarten solche Fehler. Ein herausragendes Beispiel ist das Historische Stadtlexikon Schwabach: Bei der Gestaltung des Titelblattes und des Buchumschlages zeigte sich dies beim Wort „Historisch“. Die Ligaturen „st“ und „sch“ mit Lang-s „ſ“ wurden nicht beachtet. Das Stadtarchiv Schwabach behob in der zweiten Auflage den typographischen Fehler.[1]

Einige kulturbewußte Vereine pflegen die Frakturschrift und die deutsche Schreibschrift, so der Bund für deutsche Schrift und Sprache.

Literatur

  • Wolfgang Dippert; Sandra Hoffmann: Antiqua oder Fraktur. Die „Schwabacher Judenlettern“. In: Sabine Weigand-Karg, Sandra Hoffmann, Jürgen Sandweg (Hrsg.): Vergessen und verdrängt? Zur Stadtgeschichte Schwabachs von 1918 - 1945. Stadtmuseum Schwabach, Schwabach, 1997, S. 172-174
  • Gerald Gneist: Die Schwabacher „Judenlettern". In: DAVID - Jüdische Kulturzeitschrift - david.juden.at
  • Philipp Luidl: Die Schwabacher. Die ungewöhnlichen Wege der Schwabacher Judenletter. Augsburg : MaroVerlag, 2003, 83 S., ISBN 3-87512-415-4

Querverweise

Netzverweise

  • Bund für deutsche Schrift und Sprache - BfdS
  • Bund für deutsche Schrift und Sprache (BfdS) - Wikipedia
  • Die „gotische“ oder deutsche Schrift (Sütterlin, Fraktur) - VRS-Forum

Einzelnachweise

  1. Vgl. Wolfgang Dippert; Sandra Hoffmann: Antiqua oder Fraktur. Die „Schwabacher Judenlettern“. In: Sabine Weigand-Karg, Sandra Hoffmann, Jürgen Sandweg (Hrsg.): Vergessen und verdrängt? Zur Stadtgeschichte Schwabachs von 1918 - 1945. Stadtmuseum Schwabach, Schwabach, 1997, S. 172-174