Verfünffachung der Fehlerzahl (Wolfgang Wrase)

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Der Artikel Verfünffachung der Fehlerzahl (Wolfgang Wrase) bezieht sich auf seine vergleichende Fehleranalyse zweier Ausgaben der Süddeutschen Zeitung, die eine von Anfang 1998, also noch in herkömmlicher Orthographie, die andere von Mitte 2000 in reformierter Rechtschreibung.

Text des Berichts

Ein verheerendes Zeugnis

Bringt die neue Rechtschreibung Erleichterung? Werden weniger Fehler gemacht? Der Münchener Lektor Wolfgang Wrase hat sich die Mühe gemacht, einmal bei denen nachzuforschen, die täglich mit Rechtschreibung zu tun haben: bei den Journalisten. Er verglich in einer empirischen Erhebung zwei Ausgaben der Süddeutschen Zeitung. Eine von Anfang 1998, also in alter Rechtschreibung, eine von Mitte 2000, also nach der Umstellung. Das Ergebnis: Die Fehlerzahl hat sich in den Bereichen, die durch die Reform geändert wurden, verfünffacht.

Folgende Zahlen wurden bei der vergleichenden Fehleranalyse ermittelt: Die Anzahl der Gesamtfehler betrug 906 (Ausgabe 2000) zu 530 (Ausgabe 1998). Davon zog Wrase alle für seine Erhebung irrelevanten Kategorien ab. Dazu zählte er Stilfehler, Grammatikfehler, Tippfehler, und Textfehler. Ferner Ungereimtheiten in der Typografie und beim Trennen (da dieser Bereich von Textverarbeitungsprogrammen erledigt wird), sowie Fehler bei Namen und in fortlaufenden fremdsprachlichen Texten. Es blieb eine Bruttoveränderung an eigentlichen Rechtschreibfehlern von 582 (Ausgabe 2000) zu 277 (Ausgabe 1998) - ungefähr eine Verdoppelung.

Von diesem Ergebnis ausgehend sortierte Wrase nun alle Fehler nach dem Kriterium, ob sie in veränderten Bereichen der Rechtschreibung gemacht wurden oder nicht. So kam er auf eine Zahl von 262 (neu) zu 51 (alt) Fehlern: eine Verfünffachung der Fehlermenge in den Bereichen der Rechtschreibung, die von der Reform betroffen sind. Für den nicht geänderten Bereich stellte Wrase eine Zunahme der Fehler um etwa ein Drittel fest, die er mit einer veränderten Aufmerksamkeitsgewichtung der Schreiber erklärt.

In Einzelanalysen vertieft Wrase seine Analyse und kommt letztlich zu dem Schluß: „Die Rechtschreibreform ist vollkommen sinnlos, denn nicht einmal den Redakteuren der SZ gelingt es, sich der explosionsartigen Zunahme der Fehlerzahlen in den geänderten Bereichen zu entziehen.“

Die Fehlererhebung ist einzusehen auf den Internetseiten www.rechtschreibreform.com.

Literatur

  • Wolfgang Wrase: Veränderung der Fehlerzahlen. Untersuchung zweier Ausgaben einer Tageszeitung vor und nach der Rechtschreibreform. Nachdruck der Untersuchung, veröffentlicht am 24. August 2000 unter www.rechtschreibreform.com/Fazit.html
  • Doppelte Fehlerzahl bei neuer Schreibung. Ein Vergleich zweier Ausgaben der Süddeutschen Zeitung zeigt, daß die Fehlerquote bei Anwendung der neuen Rechtschreibregeln deutlicher höher ist. In: Die Presse, Wien, vom 31. August 2000
  • Ein verheerendes Zeugnis. In: Scriptoria von Jürgen W. Klüh - scriptoria.de

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • Ein verheerendes Zeugnis, 2001. In: Scriptoria von Jürgen W. Klüh - scriptoria.de
  • Wolfgang Wrase: Veränderung der Fehlerzahlen durch die Rechtschreibreform. Empirische Untersuchung am Beispiel der Süddeutschen Zeitung SZ-Ausgabe Nr. 143, 24./25.6.2000 und SZ-Ausgabe Nr. 13, 17./18.1.1998 - rechtschreibung.com
  • Die Rechtschreibreform aus der Sicht türkischer DaFler - im Netz