Gostenhof

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Gostenhof ist ein Stadtteil westlich der Nürnberger Altstadt.

Überblick

Der 1825 eingemeindete Stadtteil Gostenhof liegt im Südwesten von Nürnberg und wird oft von vielen auch liebevoll als „Klein-Kreuzberg“ bezeichnet. Nach umfangreichen Sanierungen in den letzten Jahren hat Gostenhof sein ehemaliges negatives Image als Glasscherbenviertel („Gloosschärmvierdl“) verloren.

Der wohl „multikulturellste“ Stadtteil genießt einen Ruf als kreatives Milieu, was sich neben den Bewohnern vor allem auch an den zahlreichen Kneipen, Gaststätten und kleinen Läden zeigt. Ein kleiner Bummel durch die weniger befahrenen Seitenstraßen dieses Stadtteils an einem sonnigen Sonntagnachmittag läßt einen an den letzten Urlaub zurückdenken.

Zur Geschichte

Gostenhof war ursprünglich ein kleines Straßendorf. Die unmittelbar vor dem Spittlertor gelegene Vorstadt Gostenhof wurde erstmals 1311 erwähnt.

Das seinerzeit burggrafenländliche Dorf ging 1342 auf die Waldstromer als Lehen über. Dann gelangte Gostenhof in den Besitz der Stadt Nürnberg. 1477 erhielt Gostenhof ein reichsstädtisches Pflegeamt (Pflegamt Gostenhof). Das der Reichsstadt Nürnberg zustehende Hochgericht (Fraisch) wurde vom Ansbacher Oberamt Cadolzburg bestritten. Pfarrechtlich gehörte Gostenhof zu St. Lorenz.

In beiden Markgrafenkriegen wurde Gostenhof von den Nürnbergern niedergebrannt. Im Dreißigjährigen Krieg blieb dagegen die 1622 mit Wall und Graben befestigte Vorstadt unzerstört.

Der 1518 angelegte Rochusfriedhof ist heute einer der wenigen historischen Reste aus alter Zeit.

1796 wurde die gewerbereiche Vorstadt preußisch (Justiz- und Kammeramt Wöhrd und Gostenhof), 1806 bayerisch (provisorisch Justiz- und Kammeramt Gostenhof). Die 1810/18 gebildete Gemeinde wurde 1825 als Teil des Burgfriedens nach Nürnberg eingemeindet. Gostenhof reichte beiderseits der Fürther Straße bis zur heutigen Maximilianstraße nahe dem 1915 fertiggestellten Justizpalast.

Im 17./18. Jahrhundert war die Vorstadt Gostenhof von Hesperidengärten. Sie behielt bis in das 19. Jahrhundert ihren ländlichen Charakter. 1824 wohnten in 116 Hauptgebäuden 1.506 Einwohner.

Drei große Ereignisse der deutschen Verkehrsgeschichte sind mit Gostenhof verbunden: Die Einweihung der Ludwigseisenbahn 1835 mit dem ersten Bahnhof Deutschlands in Gostenhof, die Inbetriebnahme des Ludwig-Donau-Main-Kanals 1843 und die Fertigstellung der bayerischen Süd-Nord-Bahn 1844. 1847 entstand das erste Nürnberger Gaswerk in Gostenhof, auf dessen Gelände 1913 das städtische Volksbad eröffnet wurde.

Gostenhof entwickelte sich zu einer ausgeprägten Handels- und Geschäftsvorstadt. Dies war zu einem erheblichen Teil jüdischen Hopfenhändlern zu verdanken. Im Jahre 1910 lebte etwa ein Drittel aller Nürnberger Juden in Gostenhof.

Von 1861 bis 1900 stieg die Einwohnerzahl von 2.147 auf 44.703. Die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg waren relativ gering. Am Plärrer entstand 1954 das Hochhaus der Städtische Werke Nürnberg GmbH (Plärrer-Hochhaus), 1961 daneben das Planetarium.

Heute umfaßt Gostenhof die Statistischen Bezirke 04 (Gostenhof), 05 (Himpfelshof) und 22 (Bärenschanze) mit insgesamt 24.146 Einwohnern (31.12.1997) aus über 40 Nationen.[1]

Literatur

  • Ludwig Eisen: Vor den Toren Alt-Nürnbergs. Nürnberg: L. Spindler. Nr. 1: Geschichte der Vorstadt Gostenhof und des Siechkobels St. Leonhard. 1923, 48 S. (Fränkische Heimatschriften; Nr. 1)
  • Hermann Rusam: Zum Beispiel Gostenhof. In: Hermann Glaser; Wolfgang Ruppert, Norbert Neudecker (Hrsg.): Industriekultur in Nürnberg. Eine deutsche Stadt im Maschinenzeitalter. Unter Mitwirkung zahlreicher Autoren. München: Beck, 1980, 375 S., ISBN 3-406-07512-6; 2., durchges. Auflage, 1983
  • Erich Mulzer: Die Außenviertel. Der gründerzeitlich-wilhelminische Stadtteil Gostenhof. In: Erich Mulzer: Baedeker Nürnberg - Stadtführer, 9. Auflage. Von Karl Baedeker. Ostfildern-Kemnat: Baedeker, 2000, 134 S., ISBN 3-87954-024-1 - im Netz
  • Andrea Munkert: Der Verein «Geschichte für Alle» führt durch Gostenhof. In: Nürnberger Zeitung Nr. 137 vom 18. Juni 2009, Nürnberg plus, S. + 1 - NZ
  • Jo Seuß: Wie Gostenhof zu Gostanbul wurde. Herbert Liedel fotografiert das Viertel, in dem er aufwuchs. In: Nürnberger Stadtanzeiger Nr. 301 vom 30. Dezember 2009, S. 3 - Anzeiger

Querverweise

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Hermann Rusam: Gostenhof. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8, S. 372 f. - im Netz