Langwasser

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Langwasser ist ein Stadtteil der Stadt Nürnberg. Der Stadtteil ist aufgeteilt in vier Statistische Bezirke: 32 (Langwasser Nordwest), 33 (Langwasser Nordost), 36 (Langwasser Südost), 37 (Langwasser Südwest).

Gemeinschaftshaus Langwasser.jpg
Langwasser
Ort / Stadtteil Stadt Nürnberg
Land Deutschland
Bundesland Freistaat Bayern
Regierungsbezirk Mittelfranken
Höhe 329–339 m über NN
Fläche 4,95 km²
Einwohner 31.033 (31. Dez. 2005)
Bevölkerungsdichte 6.269 Einwohner/km²
Kfz-Kennzeichen N
Postleitzahlen 90471, 90473
Vorwahl 0911


Lage

Der Nürnberger Stadtteil Langwasser ist eine Trabantenstadt. Sie liegt im Südosten der Stadt Nürnberg rund 7 km vom Stadtkern entfernt im Lorenzer Reichswald und umfaßt eine Fläche von rund 600 Hektar.

Zum Namen

Das Gelände und der Stadtteil Langwasser sind nach dem Langwassergraben benannt.

Zur Geschichte

Vor dem Ersten Weltkrieg

Das heute Langwasser genannte Areal im Südosten Nürnbergs war Anfang des 20. Jahrhunderts dicht bewaldet und gehörte zum Lorenzer Reichswald. Bevor der Stadtteil Langwasser entstand, wurde das Gelände unterschiedlich genutzt. 1900 bis 1922 unterhielt die Militärverwaltung dort einen Gefechtsschießplatz. Um 1910 war das Gelände wegen des Schießplatzes ein militärisches Sperrgebiet.

Weimarer Republik

Nach verheerenden Waldbränden 1917 bis 1919 wurde das Gebiet in den zwanziger Jahren gerodet und diente zeitweise landwirtschaftlichen Zwecken. Im Rahmen der städtischen Sozialpolitik unter Oberbürgermeister Hermann Luppe, der für Notstandsarbeiten sorgte, wurden in Langwasser 1920/21 Teilflächen urbar gemacht und landwirtschaftlich genutzt. Mit dem Anwachsen der Arbeitslosenzahlen ab 1924 wurde das Projekt zu einem städtischen Landwirtschaftsbetrieb mit Schweinezucht ausgebaut. 1925 entstanden zudem eine Wanderarbeiterstätte mit Wandererfürsorge und 1927 ein Übergangsheim für obdachlose Familien mit Obdachlosenfürsorge.

Drittes Reich

Im Zuge der NS-Machtübernahme 1933 wurden die Einrichtungen verlegt bzw. aufgelöst und 1935 Langwasser dem Zweckverband Reichsparteitag Nürnberg zugeschlagen. Als integraler Bestandteil des Reichsparteitagsgeländes entstanden in Langwasser das Teilnehmerlager für die NS-Gliederungen (HJ, Reichsarbeitsdienst, SA) und das Märzfeld. In der Zeit der nationalsozialistischen Reichsparteitage bot sich die gerodete und praktisch ungenutzte Fläche für die Massenzeltlager der Teilnehmer an. Ab 1934 wurden hier immer im September die Zeltstädte aufgebaut, die wenige Infrastruktur an die neuen Bedürfnisse angepaßt. Beispielsweise wurde ein nie ganz fertiggestellter, für mehrere Bahnsteige und Gleise ausgelegter, Bahnhof Märzfeld am nordwestlichen Rand des Zeltstadtareals angelegt. So konnten die einfachen Parteitagsteilnehmer, die im Zeltlager übernachteten, einfach an- und abtransportiert werden. Als einfacher Haltepunkt Langwasser wurde dieser Bahnhof bis Ende der 1980er Jahre genutzt. Die zum Teil zugemauerten Rohbau-Ruinen des Bahnhofs sind noch heute versteckt erhalten. Die heute zwischen U-Bahn-Betriebshof-Damm und Bahndamm versteckt gelegene und zum Teil eingewachsene Portal-Fassade in einer Art neoklassizistischem Stil spiegelt den damals herrschenden Geist wider. Pläne der Stadt Nürnberg für eine städtebauliche Erschließung konnten trotz der Eingemeindung Langwassers 1938 nicht verwirklicht werden.

Als nach Kriegsbeginn in der ersten Hälfte der 1940er Jahre keine Parteitage mehr auf dem Gelände stattfanden, beschlagnahmte die deutsche Wehrmacht das Gelände mit den ursprünglich für die Reichsparteitagsbesucher errichteten vorhandenen Lagereinrichtungen und richtete es als ein Kriegsgefangenenlager ein. In hölzernen Baracken des Reichsarbeitsdienstes waren dort Kriegsgefangene untergebracht.[1]

Mit Kriegsbeginn wurde Langwasser in ein Kriegsgefangenenlager umgewandelt, außerdem erfolgte ab 1941 vom Bahnhof Märzfeld aus die Deportation der Juden aus Nürnberg und Umgebung.

Nachkriegszeit

Die eigentliche Stadtteilgeschichte von Langwasser beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg 1949. Das zum Reichsparteitagsgelände gehörige Märzfeld wurde als US-amerikanischer Truppenübungsplatz genutzt. An das Märzfeld erinnert heute ein Tribünenfragment.
Die ersten Wohnsiedlungen entstanden um 1950. Viele deutsche Heimatvertriebene, vor allem aus Schlesien und aus dem Sudetenland, fanden in Langwasser eine neue Heimat.
Auf dem übrigen Gelände stand für zehn Jahre eine Mischung von Flüchtlingslagern, ersten Wohnsiedlungen und Bauresten der Reichsparteitage. Am bekanntesten war das Valka-Lager, eine Art Übergangslager für staatenlose Ausländer, die auf Auswanderung oder einen Neuanfang in Deutschland warteten. Von 1954 bis 1960 war das Valka-Lager das Bundessammellager für staatenlose Ausländer und damit der Vorläufer für die zentrale Anlaufstelle für Asylsuchende (später in Zirndorf) und das spätere Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge (heute: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) in Nürnberg.

Im südwestlichen Teil Langwassers lag, bis zu seiner Auflösung im Jahr 1958, ein dazugehörender Ausländer- und Kriegsgefangenen-Friedhof, an den dort heute eine Gedenktafel erinnert.

Neuzeit: Aufbau des neuen Stadtteils

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Langwasser zunächst Internierungs- und Flüchtlingslager, das sogenannte Valka-Lager für Displaced Persons. 1947 gaben die Amerikaner Teile des Geländes an die Stadt Nürnberg zurück. Ein Jahr später gab die Stadt Nürnberg das Gelände zur Bebauung frei. Die ersten Wohnblöcke erstellte die „Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungs-Baugenossenschaft Werkvolk“ (1951 fertiggestellt). Es folgte die ECA-Siedlung, 1952 Wohnungen des gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmens „Ideal“ und 1955 die sogenannte Photo-Porst-Siedlung als Betriebswohnungen der Druckerei Maul & Co. (Maul-Belser).

Die eigentliche Geburt des neuen Stadtteils Langwasser begann mit dem Entschluß der Stadt Nürnberg zu einer koordinierten Bebauung auf dem Gelände unter dem Motto „Wohnen im Grünen“. Um einer Zersiedelung vorzubeugen, beauftragte der Stadtrat 1954 die Wohnungsbaugesellschaft (Wbg) mit der Erstellung eines Generalbebauungsplans und der Übernahme der Planungsträgerschaft. Den Zuschlag des 1955 ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs erhielten Franz Reichel, Hermann Scherzer und Landschaftsarchitekt Hermann Thiele. 1957 begann dann der abschnittsweise Aufbau des neuen Stadtteils. Am 29. März 1957 wurde der Grundstein zum ersten Bauabschnitt gelegt.
Nachdem die Amerikaner ihr Mitärgelände räumten, entstand ab 1972 der Nordosten Langwassers. Erst Ende der 1990er Jahre war der Aufbau des neuen Stadtteils Langwassers in den Grundzügen abgeschlossen. Damals gab es insgesamt 34.036 Einwohner (Stand: 31. 12. 1997).[2]

Größere Siedlungsteile wurden noch bis in die späten 2010er Jahre realisiert.

Benachbarte Nürnberger Ortsteile

Benachbarte Nürnberger Ortsteile sind im Uhrzeigersinn:

Nachbargemeinden

Kunst und Kultur

Langwasser gilt als Experimentierfeld in vielen Bereichen zum Beispiel das Franken-Center; die Gesamtschule. Mit dem Bauabschnitt „Paula“ wurde Anfang der 1980er Jahre das erste moderne autofreie Wohngebiet in der Bundesrepublik errichtet.
Als zentrale Einrichtung wurde das „Gemeinschaftshaus Langwasser“ errichtet. Neben einer Zweigstelle der Stadtbibliothek wird in diesem großzügig ausgelegten Veranstaltungshaus ein vielfältiges Angebot von Aktivitäten wie Kurse, Theatervorführungen, Ausstellungen etc. angeboten. Das „Stadtteilforum Langwasser“ hat dort seine Geschäftsstelle.
Im Gebiet des Stadtteils sind auch verschiedene Kunstwerke aus den verschiedenen Entstehungsabschnitten des Stadtteils aufgestellt. Neben Aluminium-Plastiken des Veranstaltungsrings „Kunst im Urbanen Raum“ aus den frühen 1970er Jahren ist die jüngste künstlerische Errungenschaft eine Stahlplastik auf dem zentralen Heinrich-Böll-Platz.

Ganz im Süden wurde ein „Haus der Heimat“ zur Erinnerung für Spätaussiedler und Vertriebene errichtet. Ganz im Norden befindet sich die größte Schule Langwassers, die Bertolt-Brecht-Schule.

Bildung

Kultur

Dienstleistungen

Wirtschaft und Infrastruktur

Langwasser weist im Vergleich zur Gesamtstadt einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Grünflächen auf. Die gute Infrastruktur sowie die vorzügliche Verkehrsanbindung durch U-Bahn und nahegelegene Bahn- und Autobahnanschlüsse machen Langwasser zu einem attraktiven Industriestandort: Gewerbeparks; Grundig AG.

Da die Planung des Stadtteils von vornherein sowohl Wohngebiete als auch Gewerbegebiete vorsah, finden sich heute zwischen den Wohngebieten Gewerbeachsen entlang der Bahn- bzw. Hauptstraßen mit zahlreichen kleinen und großen Wirtschaftsbetrieben. Als wesentlich zu nennen sind unter anderen:

  • Franken-Center Nürnberg
  • Messezentrum Nürnberg
  • Langwasser-Center
  • Druckerei Prinovis (vormals Maul & Belser)
  • Lebkuchen-Schmidt (Nürnbergs ältester Lebkuchen-Versandhändler)
  • Lebkuchen Schumann
  • Eurocom-Businesspark (Rudolf Wöhrl AG, Siemens, ABB, Sailer-Verlag, verschiedene Personalmanagement-, Finanz- und IT-Dienstleister, Umweltrathaus, Ärzte und Medizindienstleister)
  • Grundig-Werk Langwasser
  • Vedes)
  • Post-Verteilzentrum Nürnberg
  • Klinikum Nürnberg-Süd

Medien

Vereine

Sehenswürdigkeiten

Kirchen

Evangelisch:

  • Paul-Gerhardt-Kirche
  • Passionskirche
  • Dietrich-Bonhoeffer-Kirche
  • Martin-Niemöller-Kirche

Katholisch:

  • St. Maximilian Kolbe
  • Heiligste Dreifaltigkeit
  • Menschwerdung Christi
  • Zum Guten Hirten

Herrensitze

Soziales

Das Stadtteilforum Langwasser ist der selbständige und freiwillige Zusammenschluß von Anbietern und Trägern sozialer und kultureller Arbeit, von Institutionen, von Vereinen und interessierten Bürgern aus allen Bereichen ehrenamtlichen und freiwilligen Engagements im Stadtteil Langwasser. Es trifft sich zweimal jährlich im Gemeinschaftshaus.

Persönlichkeiten

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

2. Aufl., Sandberg-Verlag, 2007
  • Amt für Kultur und Freizeit Stadt Nürnberg (KuF): Jubiläumsschrift 20 Jahre Partnerschaft Gemeinschaftshaus Langwasser Nürnberg (GLW) & Nowohuckie Centrum Kultury Krakau (NCK), 1983, 25 Seiten - PDF kuf-kultur.nuernberg.de
  • Erika Sanden: Das Kriegsgefangenenlager Langwasser als Forschungsobjekt. In: Beiträge zur politischen Bildung. Nr. 3, Pädagogisches Institut, Nürnberg 1986
  • Geschichte für Alle e.V. (Hrsg.): Langwasser. Heimisch werden in Nürnbergs jüngstem Stadtteil (Aufsatzsammlung). Nürnberg: Sandberg-Verlag, 2001, 67 S., ISBN 978-3-930699-27-8, ISBN 3-930699-27-3 (Nürnberger Stadtteilhefte; Nr. 4)
  • Bernd Windsheimer in Zusammenarbeit mit Martina Fleischmann: Nürnberg-Langwasser. Geschichte eines Stadtteils. Hrsg.: Geschichte für Alle e.V., 1. Auflage. Nürnberg: Sandberg-Verlag, c 1995, 294 S., zahlr. Ill., ISBN 3-930699-05-2 (Nürnberger Stadtteilhefte; Nr. 2) - Inhaltsverzeichnis
  • Martina Bauernfeind: Vom Gefechtsschießplatz zum „Stadtteil im Grünen“. Die Entwicklung des Stadtteils Langwasser. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 84 (1997), S. 225-243 - MVGN
  • Bernd Windsheimer: Langwasser. Geschichte eines Stadtteils. Mit Beiträgen von Martina Bauernfeind Hrsg.: Geschichte für Alle e.V., Institut für Regionalgeschichte. Bernd Windsheimer. 2., aktualisierte und erg. Auflage. Nürnberg: Sandberg-Verlag, 2007, 300 S., zahlr. Ill., ISBN 978-3-930699-05-6, ISBN 3-930699-05-2 (Nürnberger Stadtteilhefte; Nr. 2) - Inhaltsverzeichnis

Presse

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. * Erika Sanden: Das Kriegsgefangenenlager Langwasser als Forschungsobjekt. In: Beiträge zur politischen Bildung. Nr. 3, Pädagogisches Institut, Nürnberg 1986
  2. * Martina Bauernfeind: Langwasser. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999 - im Netz

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