Buchhandlung Jakob
Die Buchhandlung Jakob ist eine der bekanntesten, angesehensten traditionellen Nürnberger Buchhandlungen.
Buchhandlung Jakob | |
---|---|
Unternehmenstyp | Buchhandlung und Verlag |
Unternehmensform | Kistner GmbH & Co. KG Komplementär: Kistner-Verwaltungs-GmbH |
Sitz | Nürnberg |
Bundesland | Bayern |
Land | Deutschland |
Gründung | 1950 |
Inhaber | Kistner GmbH & Co. KG |
Geschäftsführung | Thomas Kistner |
Leitung der Buchhandlung | Cornelia Schmidt |
Anschrift | Buchhandlung Jakob Hefnersplatz 8 90402 Nürnberg |
Telefon | 0911 - 224 783 0911 - 224 718 |
Telefax | 0911 - 244 86 65 |
info@buch-jakob.de | |
Netzseite | http://www.buchjakob.de/ |
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Seit Anfang der 1930er Jahre gab es in der Nürnberger Südstadt in der Allersberger Straße eine Leihbuchhandlung von Alois Maier-Lengeling. [1] Diese fiel einem Luftangriff zu Opfer. Der Inhaber mietete daher 1946 Geschäftsräume in sehr guter Lage im Haus Hefnersplatz 10 / Josephsplatz 17, in denen er eine Kunstgalerie eröffnete. Die Räume im Erdgeschoß wurden mit Untermietern geteilt, so daß es neben der Galerie Maier-Lengeling nur durch Pappwände und Regale getrennt die Einzelhandelsfirmen Franz (?) Blümlein, Herrenausstatter, Schuh-Pfeffel und Hut-Meister gab. Die Galerie Maier-Lengeling lag mit dem Eingang und Schaufenster zum Josephsplatz. Ab der Währungsreform 1948 gab es plötzlich wieder ein Bücherangebot, so daß aus der Kunstgalerie eine Buchhandlung wurde.
Emil Jakob (1904-1992) war 25 Jahre in der Nürnberger Buchhandlung M. Edelmann am Hauptmarkt beschäftigt. Er hatte dort 1918 als Lehrling begonnen und stieg zum ersten Sortimenter auf. Bei Edelmann lernte er seine spätere Ehefrau Elisabeth kennen. 1942 wurde er zum Militärdienst einberufen.
Als Emil Jakob 1947 aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrte, gab es bei Edelmann keine Stelle. Daher nahm er im Herbst 1948 das Angebot von Alois Maier-Lengeling an, eine Buchhandlung aufzubauen. Doch der Hauseigentümer hob die Miete bald darauf an, so daß Maier-Lengeling wieder eine Leihbuchhandlung in der Südstadt aufbauen wollte, nachdem 1950 sein Mietvertrag auslief.
Als Emil Jakob einen Mietvertrag erhielt, verkaufte Maier-Lengeling im März 1950 seine Buchhandlung an Emil Jakob. Es gab keine Bankkredite. Doch erhielt Emil Jakob von privater Seite einen Kredit und gründete die Buch- und Kunsthandlung Emil Jakob. Beim Übergang der Buchhandlung an Emil Jakob wurde ein schmaler Durchgang vom Josephsplatz 17 zum Hefnersplatz 10 geschaffen, so daß seitdem die Adresse Hefnersplatz/Josephsplatz geführt wurde.
Emil Jakob baute ein außergewöhnlich breites Sortiment von anspruchsvoller Literatur und Klassikerausgaben auf. Bei der Gründung der Buchhandlung waren die Stärken: Belletristik, Kunst, Geschichte, Geisteswissenschaften, Sach- und Fachbuch, insbesondere Architektur und Baufachliteratur. Die Liebe zum Buch, aber auch die Freundschaft zu zahlreichen Schriftstellern und Verlegern bedingte die Vermittlung von Kultur als Jakobs Hauptanliegen.
Sein Sohn Helmut Jakob (1930-2015) absolvierte nach dem Abitur eine Lehre in Hamburg und und studierte in Frankfurt und dann in Nürnberg Betriebswirtschaftslehre. So war er je zur Hälfte im Betrieb mitarbeitend und in der Wirtschaftshochschule studierend tätig. Als er 1960 sein Studium als Diplom-Kaufmann abschloß, gründeten seine Eltern mit ihm eine OHG, an der er zu einem Drittel beteiligt war. Durch die Tätigkeit Helmut Jakobs entstand ab 1960 der Schwerpunkt Eisenbahn im Sortiment.
Die Buchhandlung dehnte sich nach und nach vom Erdgeschoß bis zum 3. Obergeschoß aus, so daß die Buchhandlung Jakob nach mehreren Umbauten zu den größten Nürnberger Buchhandlungen zählte, bevor Hugendubel hinzukam. [2]
Neuer Hauseigentümer war Josef Schäfer, ein Direktor der Firma Grundig. Nach seinem Tode verkaufte seine Witwe das Haus an eine Kapitalgesellschaft in Wiesbaden und befreite sich damit von den Verwaltungsaufgaben.
Die Kapitalgesellschaft steigerte die Miete von 20.000,- DM auf 48.000,- DM. Diese Mieterhöhung zwang das inzwischen von Emil Jakobs Sohn Helmut geleitete Unternehmen 1990 aus dem Haus Hefnersplatz 10 wesentlich verkleinert in das Nachbarhaus Hefnersplatz 8 umzuziehen, das einer Erbengemeinschaft gehörte. Helmut Jakob konnte einen Hausanteil erwerben. Die Rückseite der Buchhandlung befindet sich am Josephsplatz 15.
Nach dem Tod seiner Vaters 1992 wurde Helmut Jakob Alleininhaber und konnte durch Erweiterungen im neuen Domizil wieder ein Rundumsortiment mit den alten Schwerpunkten anbieten. [3]
Im Jahre 2006 schenkte Helmut Jakob seine Buchhandlung seinem Sohn Albrecht. Zum 31. Januar 2010 stellte Albrecht Jakob den Betrieb der Buchhandlung ein. Das 430 Quadratmeter große Geschäft rentiere sich nicht mehr. Die Ursachen sieht Jakob vor allem in der Konkurrenz: „Thalia, Hugendubel und Jokers liegen vor der Tür. Aber auch die Wirtschaftskrise und der Internet-Handel spielen eine Rolle.“ [4]
Die Buchhandlung Jakob sollte zum 31. Januar 2010 schließen. Doch Thomas Kistner übernahm die Buchhandlung von Albrecht Jakob und feierte mit einem großen Fest am 6. Februar 2010 ihre Weiterführung. [5]
Namen der Buchhandlung
- 1950 Buch- und Kunsthandlung Emil Jakob
- 1960 Buchhandlung Emil Jakob OHG
- 2006 Buchhandlung Emil Jakob e.K. (Inhaber: Albrecht Jakob)
- 2010 Buchhandlung Jakob (Inhaber: Kistner GmbH & Co. KG)
Frühere Inhaber
- 1950-1992 Emil Jakob (1904-1992)
- 1960-1992 OHG: Emil, Elisabeth (1904-1981) und Helmut Jakob (1930-2015)
- 1960-2006 Helmut Jakob, ab 1992 Alleininhaber
- 2006-2010 Albrecht Jakob (* 1971)
Publikationen
- Buchhandlung Emil Jakob (Hrsg.): Der Eisenbahnfreund '72. Nürnberg: Selbstverlag, ca. 1971, 32 S.
- Rudolf Helm: Das Bauernhaus im Alt-Nürnberger Gebiet. Nürnberg: Verlag der Buchhandlung Emil Jakob, 1978, 166, 52 S., Ill., graph. Darst., ISBN 3-921893-01-1 [6]
Literatur
- Gerhard Falkner, Gerhard Hofner (Hrsg.): 70 Jahre Buchhändler. Festschrift für Emil Jakob. Nürnberg: Privatdruck, Satz und Druck: Richard Mayr, Würzburg, Herbst 1988, 48 S. (500 numerierte Exemplare)
- Clemens Wachter: Kultur in Nürnberg 1945 - 1950. Kulturpolitik, kulturelles Leben und Bild der Stadt zwischen dem Ende der NS-Diktatur und der Prosperität der fünfziger Jahre. Zugleich: Universität Münster (Westfalen), Dissertation, 1998. Nürnberg: Korn & Berg, 1999, IX, 502 S., ISBN 3-87432-136-3 (Nürnberger Werkstücke zur Stadt- und Landesgeschichte; Band 59); hier: S. 205-206
- Walter Gebhardt: Emil Jakob. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999; 2., verbesserte Auflage, 2000, 1247 S., ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
- Hefnersplatz 8. In: Pablo de la Riestra: Nürnberg. Die historische Altstadt. Petersberg: Imhof, 2005, 207 S., ISBN 3-86568-008-9, S. 38 f., 97-99
Presse
- Sabine Göb: Buchhandlung Edelmann schließt Laden. Büchernarren in der vierten Generation. In: Nürnberger Zeitung Nr. 297 vom 20. Dezember 2008, S. 11 - NZ
- mir: Nürnberger Buch-Tradition am Ende: Jakob macht dicht. In: Abendzeitung vom 13. Juli 2009 - http://www.abendzeitung.de/nuernberg/lokales/118882
- Florian Kaiser (Text) und Hagen Gerullis (Fotos): Buchhändler im hoffnungslosen Kampf gegen Internet und Buchketten. «Wir bestehen, weil wir uns selbst ausbeuten». In: Nürnberger Zeitung vom 16. Juli 2009 - NZ
- Schließung in Nürnberg. Traditionssortiment Emil Jakob gibt auf. Zum 31. Januar stellt Albrecht Jakob den Betrieb der Buchhandlung ein, die sein Großvater Emil 1950 in Nürnberg gegründet hatte. In: Börsenblatt. Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel vom 22. Juli 2009 - http://www.boersenblatt.net/331027/
- cis: Bücher Jakob ist gerettet. In: Abendzeitung vom 15. Oktober 2009 - http://www.abendzeitung.de/nuernberg/lokales/139343
- Hartmut Voigt: Eine Neuauflage für Bücher-Jakob? Nicht das letzte Kapitel: Thomas Kistner will das bedrohte Geschäft übernehmen. In: Nürnberger Nachrichten vom 28. Oktober 2009 - NN
- Übernimmt Thomas Kistner Bücher-Jakob in Nürnberg? In: Buchmarkt vom 28. Oktober 2009 - buchmarkt.de
- tig/ch: Thomas Kistner setzt auf Service und Stammkunden. Buchhandlung Jakob feiert den Schritt in die Zukunft. In: Nürnberger Zeitung vom 6. Februar 2010 - NZ
- Tilmann Grewe: Buchhandlung Jakob feierte Wiedereröffnung. «Geschenkpapier ist wichtiger als eine Sekttheke». In: Nürnberger Zeitung Nr. 31 vom 8. Februar 2010, S. 10 - NZ
Querverweise
- Buchhandlung Edelmann
- Walter Gebhardt
- Walter Gebhardt (Stadtlexikon)
- Hefnersplatz
- Josephsplatz
- Korn & Berg
- Pablo de la Riestra
- Stadtlexikon Nürnberg
- Stadtlexikon Nürnberg (Autoren)
- ⇛ Vierte Gewalt
- ⇛ Wikis in Franken
- ⇛ NürnbergWiki
Netzverweise
- Buchhandlung Jakob - http://www.buchjakob.de/
- Verlag - Wikipedia
- Buchhandel - Wikipedia
- Verlagsbuchhandel - Wikipedia
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Alois Maier-Lengeling gehörte dem Gründungsvorstand der 1947 gegründeten Nürnberger Künstlergruppe „Der Kreis“ an. Wikipedia
- ↑ Gerhard Falkner, Gerhard Hofner (Hrsg.): 70 Jahre Buchhändler. Festschrift für Emil Jakob. Nürnberg: Privatdruck, 1988, 48 S.
- ↑ * Quellen: Der Artikel beruht auf Befragungen und Informationen Helmut Jakobs und auf den angegebenen Quellen.
* Walter Gebhardt: Emil Jakob. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999; 2., verbesserte Auflage, 2000, 1247 S., ISBN 3-921590-69-8 - im Netz - ↑ Schließung in Nürnberg. Traditionssortiment Emil Jakob gibt auf. Zum 31. Januar [2010] stellt Albrecht Jakob den Betrieb der Buchhandlung ein, die sein Großvater Emil 1950 in Nürnberg gegründet hatte. In: Börsenblatt. Wochenmagazin für den Deutschen Buchhandel vom 22. Juli 2009 - boersenblatt.net
- ↑ Buchhandlung Jakob: Über uns - Pressearchiv - buchjakob.de
- ↑ Helmut Jakob erläuterte am 21.03.2011, der Autor Rudolf Helm habe der Buchhandlung Emil Jakob den Vertrieb seines Buches „Bauernhaus“ angetragen mit dem Wunsch, daß der Name eines Verlages auf dem Impressum erscheine. Da Emil und Helmut Jakob damals nicht ausschlossen, weitere Bücher zur Heimatkunde in den Vertrieb aufzunehmen, hätten sie den Verlagsnamen „Verlag der Buchhandlung Emil Jakob“ beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels angemeldet. Sie hätten aber keine weitere Publikationen verlegt.