Reichskleinodien
Die Reichskleinodien wurden in der Freien Reichsstadt Nürnberg als des Deutschen Reiches Schatzkästlein aufbewahrt.
Inhaltsverzeichnis
Zum Begriff
Die Reichskleinodien, [1] auch die Reichsinsignien oder der Reichsschatz genannt, sind die Herrschaftszeichen der Kaiser und Könige des Heiligen Römischen Reiches. Die wichtigsten Teile sind die Reichskrone, der Reichsapfel, das Zepter, das Reichs- und das Zeremonienschwert, das Reichskreuz, die Heilige Lanze und das Krönungsornat. Die Originale werden in der Schatzkammer der Wiener Hofburg aufbewahrt. Im Nürnberger Rathaus werden seit 1990 Kopien ausgestellt.
Zur Geschichte
Kaiser Sigismund (1368-1437) bestimmte die Freie Reichsstadt Nürnberg ab 1423 zur alleinigen Aufbewahrungsstätte der Reichskleinodien zu ewiger Verwahrung. Sie wurden in der Kirche des Heilig-Geist-Spitals aufbewahrt. Diesen Aufbewahrungsort verließen sie nur für die Heiltumsweisungen und zu Krönungen. Seit die Reichskleinodien 1424 in Nürnberg aufbewahrt wurden, kam es zu einem erheblichen Zustrom von Menschen in die Stadt.
Die Reichskleinodien blieben von 1424 bis 1796 in Nürnberg aufbewahrt. Das NS-Regime ließ die Reichsinsignien 1938 auf persönliche Weisung Adolf Hitlers abermals nach Nürnberg holen. Dort wurden sie in der Katharinenkirche ausgestellt. 1945 fanden US-Soldaten den Reichsschatz in einem Bunker, und er wurde 1946 nach Wien gebracht, wo er seitdem in der Hofburg ausgestellt ist.
Die Altstadtfreunde Nürnberg erreichten mit Unterstützung von Julius Lincke (1909–1991), des ehemaligen Leiters des Amtes für Denkmalpflege der Stadt Nürnberg, die Herstellung einer Kopie der drei wertvollsten Stücke der Reichskleinodien für Nürnberg. Die Nachbildungen wurden von der Stadtsparkasse und der Bayerischen Landesbank finanziert. Die Altstadtfreunde haben diese Nachbildungen der Stadt Nürnberg als unbefristete Leihgabe zur Verfügung gestellt. Sie sind im Nürnberger Rathaus ausgestellt. [2]
Literatur
- Julius von Schlosser: Die deutschen Reichskleinodien. Wien: Schroll, 1920, 80 S.
- Fritz Traugott Schulz: Die deutschen Reichskleinodien. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1934, 60 S. (Meyers bunte Bändchen; 5); 2. Auflage, 1938
- Heinrich Kohlhaußen: Die Reichskleinodien. Bremen, Berlin: Angelsachsen-Verlag, o.J. [1939], 15 S., 26 Tafeln, davon 6 in Farbe, lose Blätter in Flügelmappe (Deutsche Kunst-Sonderhefte)
- Franz Bauer: Die Reichskleinodien der Deutschen. Nürnberg: W. Tümmels Buchdruckerei, 1939, 120 S. mit 1 Tafel und mehreren Textabbildungen [Die Tafel zeigt, wie der Nürnberger Oberbürgermeister Willy Liebel dem „Führer“ Adolf Hitler eine Nachbildung des alten Reichsschwertes überreicht.]
- Julia Schnelbögl: Die Reichskleinodien in Nürnberg 1424-1523. Zugleich: Universität Erlangen, Philosophische Fakultät, Dissertation vom 15. Oktober 1962. Nürnberg: [Spindler], Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, [1963], S. 78-159 (Auch im Buchhandel als: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 51, 1962)
- Wilhelm Schwemmer: Die Reichskleinodien in Nürnberg 1938-1945. In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg (MVGN), Band 65, 1978, S. 397-413 - MVGN
- Ernst Kubin: Die Reichskleinodien. Ihr tausendjähriger Weg. Wien und München: Amalthea, 1991, 332 S., ISBN 3-85002-304-4
- Rainer Kahsnitz: Der Heiltumsschrein, das letzte originale Erinnerungsstück an die Reichskleinodien in Nürnberg. In: Nürnberger Altstadtberichte, Hrsg. Altstadtfreunde Nürnberg e.V., Heft 16 (1991), S. 29-38
- Klemens Gsell: Die Rechtsstreitigkeiten um den Reichsschatz. Das Rechtsproblem aus rechtshistorischer und aktueller Sicht. Universität Erlangen-Nürnberg, Dissertation 2001, 1999, XXVI, 206 S.
- Oscar Schneider (Hrsg.): Nürnbergs große Zeit. Reichsstädtische Renaissance, europäischer Humanismus. (Anthologie) Orig.-Ausgabe, 1. Auflage. Cadolzburg: Ars Vivendi, 2000, 285 S., ISBN 978-3-89716-119-1, ISBN 3-89716-119-2
- Georg Stolz: Heilig-Geist-Kirche; Michael Diefenbacher: Heilig-Geist-Spital; Alfred Wendehorst: Heiltumsweisung; Walter Bauernfeind: Kaisertreue und Reichsbewußtsein; Stolz: Katharinenkirche; Wendehorst: Katharinenkloster; Walter Bauernfeind: Krongesandtschaften und Kronhüter; Schramm: Kunstbunker; Neuhaus: Nürnberg und das Heilige Römische Reich; Wendehorst: Reichskleinodien. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
- Rudolf Endres: Nürnberg - die heimliche Hauptstadt des Reiches. In: Oscar Schneider: Nürnbergs große Zeit. Reichsstädtische Renaissance, europäischer Humanismus. Hrsg. von Oscar Schneider. Cadolzburg: Ars Vivendi, 2000, 285 S., ISBN 3-89716-119-2 (Anthologie); hier: S. 92-110
- Peter Heigl: Der Reichsschatz im Nazibunker = The imperial regalia in the Nazi bunker. Übersetzung ins Engl.: Wayne Lempke. Nürnberg: Edition mola-mola, 2005, 80 S., ISBN 3-9810269-1-8 (Text dt. und engl.)
- Irmgard Fees, Universität München: Bibliographie zu den Reichskleinodien. In: Bibliographische Datenbank Historische Grundwissenschaften - [schlagwort_ID=8470 hgw-online.net]
Presse
- Harald Lamprecht: Eine Kopie zum Trost. Die „Rückkehr“ der Reichskleinodien. In: Nürnberg Heute, Zeitschrift für Bürger und Freunde der Stadt, Hrsg.: Stadt Nürnberg, Heft 49, Dezember 1990, S. 38-41
- Gustav Roeder: Vom Umgang mit des Reiches Herrlichkeit. Eine Kugel mit fester Harzmasse gefüllt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 149 vom 28. Juni 2008, S. 18 - Serie „Roeders Rätselnuß“ - NZ
- Klaus Kastner: Die verschlungenen Wege der Reichskleinodien. Nürnbergs verlorener Schatz. In: Nürnberger Zeitung Nr. 202 vom 29. August 2008, S. 3 - NZ
- Wolfgang Heilig-Achneck: Altstadtfreunde zeigten Reichskleinodien. Von der Kaiserkrone zum alten «Siechkobel». In: Nürnberger Nachrichten vom 10. August 2009 - NN
- André Fischer: Konzept der Bildungsachse. Reichskleinodien sollen im Fembohaus präsentiert werden. In: Nürnberger Zeitung Nr. 272 vom 25. November 2014, S. 9 - [NZ]
- Isabel Lauer: Die goldenen Ausweise der Macht. Altstadtfreunde erinnerten an Reichskleinodien. Unterhaltsame Bildung haben rund 750 Menschen am Samstag beim 190. Spaziergang der Altstadtfreunde genossen. Der handelte von einem nichtsnutzigen König, der eine schmutzige Legende hinterließ, und von einem Schatz, für den Nürnberg im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit riesige Berühmtheit genoss. In: Nürnberger Zeitung vom 20. Juni 2011 - NZ („Ich wiederhole: Wer die Reichskleinodien hatte, hatte die Macht“, sagt Bernhard Reichelt öfter und berichtet vom übermenschlichen Bewachungsaufwand während der fast vier Jahrhunderte, die der Schatz in Nürnberg lagerte (1424–1796).)
Querverweise
Sachartikel
- Altstadtfreunde Nürnberg
- Cadolzburg
- Heilig-Geist-Spital
- Nürnberg
- Nürnberg - des Deutschen Reiches Schatzkästlein
- Nürnberger Adventskalender
- Nürnberger Altstadtberichte
- Nürnberger Christkindlesmarkt
- Nürnberger Künstlerlexikon
- Nürnberger Nachrichten
- Nürnberger Rathaus
- Nürnberger Tand
- ⇛ Nürnberger Trichter
- Nürnberger Umland-Zeitung (Schwaig bei Nürnberg)
- Nürnberger Witz
- Nürnberger Zeitung
- ⇛ NürnbergWiki (Datenkraken)
- ⇛ NürnbergWiki (Meinungsäußerungsfreiheit) mit dem Polizeiaufgabengesetz (Bayern)
- ⇛ Wikis in Franken
- ⇛ NürnbergWiki
Personenartikel
- Franz Bauer
- Michael Diefenbacher;
- Rudolf Endres
- Klemens Gsell
- Kaiser Sigismund
- Willy Liebel
- Julius Lincke
- Gustav Roeder
- Oscar Schneider
- Wilhelm Schwemmer
- Georg Stolz
Netzverweise
- Reichskleinodien - Wikipedia
- Maria Grüttner: Die Krone des Reiches - im Netz
- Peter Heigl (Historiker) - Wikipedia
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Das Kleinod, „kostbares Schmuckstück“, übertragen: „Kostbarkeit“. Der Plural „Kleinodien“ kam im 16. Jh. auf.
- ↑ * Gustav Roeder: Vom Umgang mit des Reiches Herrlichkeit. Eine Kugel mit fester Harzmasse gefüllt. In: Nürnberger Zeitung Nr. 149 vom 28. Juni 2008, S. 18 - Serie „Roeders Rätselnuß“ - NZ
* Kurt Müller: Ein besonderes Grabdenkmal. Die letzte Ruhestätte von Heinrich Schwabe (1846-1924) und Julius Lincke (1909 – 1991) auf dem St. Johannisfriedhof. In: Mitteilungen des Bürgervereins St. Johannis, Heft 51, 2002, S. 16-19 - im Netz
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