Leo Josef Riebe (Juwelier aus Elbing)

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Leo Josef Riebe, 1940

Berlin: Verlag am Park, 2014

Berlin: Verlag am Park, 2015

Leo Josef Riebe (* 4. Dezember 1903 in Elbing, † 29. Oktober 1965 in Konstanz) war ein Goldschmied und Juwelier, der als Fachlehrer zwangsverpflichtet wurde.

Leben und Wirken

Kurzer Vorspann

Mein Vater Leo Josef Riebe (04.12.1903-29.10.1965) war Katholik und war in Elbing Ministrant in der katholischen Nikolaikirche. Er hatte bei einer Klavier- und Geigenlehrerin etliche Instrumente erlernt. Seine Klavier- und Geigenlehrerin sagte allen Schülern: „Dumm kann man sein, aber die Faulheit, die treib ich euch aus!“ Er war auch gesanglich bestens ausgebildet, so daß er mehrstimmige Partituren lesen konnte und später Schulchöre leitete und selber als Solist auftrat. Ich erlebte meinen Vater nach 1945 als Dorfschulmeister im Dorf Stegelitz bei Burg bei Magdeburg. Meine Hochachtung vor Dorfschulmeistern, die wie Wihelm Buschs Dorfschulmeister Lämpel alle Jahrgänge in einem einzigen Raum unterrichten mußten, rührt daher. Außerdem beherrschte er das Orgelspiel. Und so wurde er in Stegelitz in der evangelischen Kirche als Katholik, der als Ministrant die gängigsten Kirchenlieder kannte Organist und spielte am Sonntag die Orgel. Wir Schüler mußten den Blasebalg treten. Er erzählte von einem Streich in der Elbinger katholischen Nikolaikirche, als die Ministranten und Mitschüler Fledermäuse in die Orgelpfeifen setzten … Das wiederum erinnert an Wilhelm Buschs Dorfschulmeister Lämpel, der ebenfalls am Sonntag die Orgel spielte.

Herkunft und Familie

Leo Josef Riebe war der jüngste Sohn des Goldschmiedemeisters Johann Augustin Cyrus Riebe (* 23. Januar 1863 in Bunzlau, Schlesien, † 2. Aprilhälfte 1945 in Brandenburg / Havel). In erster Ehe war der Meister mit Helene Harwardt verheiratet. Mit ihr hatte er den Sohn Arthur (* 11. Juni 1891 in Elbing, † 20. Dezember 1957 als Peter A. Riebe in Innsbruck). Sie gebar einen zweiten Sohn Walter (1895–1897). Als sie nach dessen Geburt starb, heiratete Augustin Riebe in zweiter Ehe 1896 ihre Schwester Maria Harwardt (* 22. April 1869 in Elbing, † 27. April 1933 in Elbing).
Leo Josef Riebe wurde in der Nikolaikirche in Elbing katholisch getauft.

Beim Schlittschuhlaufen im Alter von etwa neun Jahren wurde Leo von einem Schlittschuhfahrer schwer am linken Bein verletzt. Die Wunde eiterte. Sie heilte erst, nachdem sein rechtes Auge auslief. Er erhielt ein Glasauge und für das verkürzte Bein eine Schiene und einen Behindertenschuh. Er fuhr Fahrrad, indem er mit dem rechten Bein das Pedal trat. Das linke Pedal hatte der Mechaniker festgestellt.

Kino und Radio gab es damals noch nicht, aber es gab schon erste Grammophone mit Kurbel und erste Schallplatten, die aber nur für reiche Leute erschwinglich waren. Die Städte wurden elektrifiziert, die Straßenlaternen erhielten Glühbirnen, Telefonleitungen wurden gelegt, und die Stadtverwaltung, die Reichsbahn, die Reichspost, Krankenhäuser und Unternehmen ließen sich an das Telefonnetz anschließen. Es fuhren noch Dampfloks mit Kohlentender und Dampfer mit Kohlenkessel. Die ersten Elbinger Telefonbücher waren noch sehr dünn. Für den schnellen Nachrichtenaustausch konnte man nun Telegramme senden. So wie in anderen Städten fuhr auch in Elbing eine von Pferden gezogene Straßenbahn. In der Industriestadt Elbing war es notwendig, diese Straßenbahn zu elektrifizieren, um die Fabrikarbeiter transportieren zu können.

Leo Josef erinnerte sich, wie sein ältester Bruder Arthur an seinem Elbinger Gymnasium als Vorleser auf einem Podium in einem Sessel unter einer Stehlampe saß. Arthur Riebe las Schülern und Eltern Geschichten vor, und sein Publikum lauschte ihm gespannt. Er hatte sich zu einem Rezitator entwickelt, einem Alleinunterhalter. Wenn es ein Schultheater gab, hätte er als Regisseur, Schauspieler und notfalls als Souffleur dienen können. Als in den 1920er Jahren die ersten Radios gebaut wurden und Rundfunkanstalten und Kinos entstanden, hätte er mit seiner Stimme als Rundfunkjournalist arbeiten können. Solch ein Rundfunkjournalist war sehr viel später in Nürnberg der Lehrer Günther Koch, die »Stimme Frankens«.

Leos Musiklehrerin, Fräulein Albrecht, die kinderlos war, erteilte dem musikalisch hochbegabten Jungen kostenlos Privatunterricht. Er hatte als Ministrant gesungen. Und von seiner Musiklehrerin erhielt er Unterricht am Klavier, am Flügel, an der Violine, Bratsche und am Cello. Von der Stimmlage her, sang er nach dem Stimmbruch Tenor und, wenn benötigt, auch den ersten Tenor.

Seine älteren Brüder verließen Elbing. Damals mußten die Eltern Schulgeld bezahlen. Das fiel dem Vater immer schwerer. Zum einen erkrankte seine Frau, nachdem sie vier Kinder geboren und aufgezogen hatte und wurde ein Pflegefall. Zum anderen erkrankte die Tochter Margarete (* 25. Mai 1900 in Elbing, † 17. Juli 1930 in Elbing), und der Vater mußte hohe Arztrechnungen bezahlen. Aus der Beziehung Margaretes mit einem Herrn Boldt ging ihr Sohn Hans-Jürgen Boldt (* 1. März 1924, † 1943 in Berlin) hervor.

Anstatt des ersehnten Sohnes hatte Maria Riebe ein Mädchen (* 31. Oktober 1909 in Elbing, † Walburga Tessmar) geboren. Walburga heiratete in Berlin einen Werner Tessmar. Als die Ehe kinderlos blieb, adoptierten sie in Berlin den Sohn ihrer Schwester Margarete, Hans-Jürgen Boldt.

Infolge der Kriegsschulden war es zu einer Geldentwertung gekommen, die in eine galoppierende Inflation überging. Die Kunden kauften Goldwaren mit wertlosem Geld. Augustin Riebe konnte seine Goldschmiedegesellen kaum noch bezahlen, aber sie erhielten in dieser Notzeit bei ihm Kost und Logis.

Arthur verließ das Gymnasium ohne Abitur und verdiente seinen Lebensunterhalt in Berlin, indem er Nachhilfestunden in Fremdsprachen gab. Er wurde auf Grund seiner Schreibbegabung Journalist und war dann Kriegsberichterstatter an der Ostfront. Dabei zog er sich in der Eiseskälte eine schwere Ischiaserkrankung zu.

Der Bruder Walter hatte das Elbinger Gymnasium mit Abitur und Großem Latinum abgeschlossen, studierte in Berlin und München und wurde in München zum Dr. med. promoviert. Er praktizierte als Allgemeinarzt und Hautarzt.

In dieser Notzeit bestimmte der Goldschmied Augustin Riebe, daß sein jüngster, aber schwerbehinderter Sohn Leo Josef bei ihm und mit Hilfe seiner Gesellen eine Goldschmiedelehre absolvieren solle. Er bedachte nicht, daß Leo als Einäugiger bei der Arbeit und bei den Prüfungen Schwierigkeiten haben mußte. Die in der Prüfungskommission sitzenden Goldschmiedemeister waren Konkurrenten und wollten natürlich verhindern, daß Leo Josef Riebe Goldschmiedemeister würde. Indessen konnte ohne Meisterprüfung das Unternehmen nicht fortgeführt werden.

Schulen

  • Volksschule:
  • Gymnasium: Mittlere Reife

Ministrant

Freunde

  • Konrad Drittler
  • Willi Luft, Schulfreund
  • Lisa Nachtigal
  • Fritz Seefisch, Schulfreund
  • Wilhelm Strauß
  • Anna Unger, geb. Nachtigal

Zivildienst

Studium

Berufe

  • 1945 Dorfschulmeister für acht Jahrgänge in einem einzigen großen Schulzimmer in Stegelitz bei Burg bei Magdeburg. Die Lehrerfamilie wohnte in der Lehrerwohnung im Schulhaus. Am Sonntag spielte Leo Riebe in der evangelischen Dorfkirche die Orgel, seine Söhne traten den Blasebalg.

Politiker

Ehrenämter und Mitgliedschaften

Auszeichnungen

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Kontakt

Manfred Riebe
Max-Reger-Straße 99
90571 Schwaig bei Nürnberg
Tel. (0911) 506 74 22, Fax: 506 74 23
manfred(at)riebe.eu
http://www.nuernbergwiki.de

Veröffentlichungen

Monographien

Herausgeberschaften

Artikel in Zeitungen und Zeitschriften (Auswahl)

Vorträge (Auswahl)

Literatur

  • Walter Riebe: Die Meniscusverletzungen des Kniegelenks. Medizinische Dissertation, Berlin 1922, 2 Blatt [1]
  • Ferdinand Sonnenburg: Der Goldschmied von Elbing. Erzählung aus der Zeit des Deutschen Ordens. 7.-11. Tausend. Berlin: Meidinger's Jugendschriften Verlag, 1930, 192 Seitet, mit 5 Illustrationen: farbige Tafeln und 1 farbiges Titelblatt nach Original von Paul Kamm
  • Wolfgang Schwanitz und Reinhard Grimmer (Hrsg.): Unbequeme Zeitzeugen. Berlin: Verlag am Park

Presse

Videos

  • Joseph Haydn: Serenade (Prisca-Streich-Quartett, 1937) - YouTube

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

  • ⇛ Bayerischer Blinden- und Sehbehindertenbund (BBSB e.V.) - bbsb.org
  • Behindertengleichstellungsgesetz - Wikipedia
  • Caritasverband im Landkreis Nürnberger Land e.V., Lauf a.d. Pegnitz - caritas-bamberg.de
  • ⇛ Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne - Wikipedia
  • Offizieller Stadtwegweiser, Sozial-Atlas Nürnberg - Sozial-Atlas. Darin findet man auch die örtlichen Selbsthilfegruppen.
  • Behindertenfeindlichkeit - Wikipedia
  • Kategorie:Diskriminierung von Menschen mit Behinderung - Wikipedia
  • Posttraumatische Belastungsstörung - Wikipedia
  • Dr. Angelika Schrodt: Notfallpsychologie zur Bewältigung posttraumatischer Belastungsstörungen - im Netz
  • Notgemeinschaft Medizingeschädigter in Bayern - Patient im Mittelpunkt - e.V. - NGM
  • UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen - Wikipedia
  • Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), gesetzliche Unfallversicherung, Körperschaft des öffentlichen Rechts - http://www.vbg.de
  • Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) - Wikipedia
  • Kategorie:Berufsgenossenschaft - Wikipedia

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. * Kommentar: Mein Onkel Dr. Walter Riebe, Kiel, hatte meiner Erinnerung nach in seinen Aufzeichnungen, in die noch schauen müßte, berichtet, daß einer seiner Doktorväter der in der Charité in Berlin von Studentenmassen überlaufene Ferdinand Sauerbruch war. Selbst desse Assistenten hätten die zahlreichen Dissertationen nicht lesen können. Deswegen mußten die Doktoranden ihre Dissertation auf überschaubare 2 Blatt reduzieren. Für mündliche Prüfungen, das Rigorosum, hatte Sauerbruch keine Zeit. Deshalb überwies er seine Doktoranden an befreundete Kollegen zum Beispiel an die Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Dort prüfte der Professor meinen Onkel über das Thema "Haut", das mein Onkel interessehalber sehr genau studiert hatte. Walter Riebe bestand sein Rigorosum mit "summa cum laude". Nach seiner Zeit als Assistenzarzt war er als Allgemeinarzt und Hautarzt in Gardelegen und Brandenburg an der Havel tätig. Er floh vor dem SED-Regime nach Kiel und eröffnete dort eine Praxis. Seine Tochter Allmut war als Krankenschwester ausgebildet und war seine bevorzugte Helferin. Manfred Riebe, 09.09.2018

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