Johann-Pachelbel-Realschule

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Die Johann-Pachelbel-Realschule ist die dritte staatliche Realschule in Nürnberg.

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Johann-Pachelbel-Realschule
Schulform Realschule
mit musischem Zweig
Gründung 2012
Ort Nürnberg
Bundesland Freistaat Bayern
Land Deutschland
Träger Freistaat Bayern
Schüler 750 (Schuljahr 2017/2018)
Lehrer 60 (Schuljahr 2017/2018)
Anschrift Rothenburger Straße 401

90431 Nürnberg

Telefon 0911 - 231-113-00
Telefax 0911 - 231-113-34
E-Mail verwaltung@rs-nuernberg3.de
Webseite https://www.jpr-nuernberg.de/index.php/de/
Schulleiter Thomas Kuban
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Lage

Die „Johann-Pachelbel-Realschule“ liegt an der Rothenburger Straße 401.

Namensgeber

Die Schule wurde nach dem Komponisten Johann Pachelbel benannt.

Philosophie der Architekten

Schulhaus als Ort guter Erinnerungen

Ein Schulhaus ist erst dann wirklich gut, wenn sich die Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrer, bereits am Abend freuen, am nächsten Tag wieder in dem Gebäude sein zu dürfen. Oder wenn man sich unabhängig vom Unterricht im hohen Alter gerne an das Haus erinnert, in dem man die wichtigsten Lebensjahre von Kindheit und Jugend verbracht hat. So sehen wir die Aufgabe der Architektur, die einmal die Pflicht, einmal die Kür beinhaltet.[1]

Dorf- und Heimatcharakter

Mit dem Neubau des Schulhauses „Johann-Pachelbel-Realschule und Staatliche Fachoberschule II Nürnberg“ wollten wir einen Ort schaffen, der nicht nur im Inneren Heimat für die Schüler bietet, sondern auch im weiteren Umfeld ein Anker für den Anfang und das Ende des Stadtgebiets darstellt. Dazu braucht es eine kräftige und klare Baustruktur, die städtebauliches Gewicht hat und Adresse ist. Es braucht aber auch eine stabilisierende und vor allem bergende Eigenschaft, damit das Gefühl des „Zuhause-seins“ entstehen kann. Der Ort ist der Idee nach wie ein Dorf oder urbaner Mikrokosmos. Zwei Plätze bestimmen diesen inneren Wert des Dorfes: Der eine eher öffentliche Schulplatz zur Erschließungsstraße ist vergleichbar mit einem kleinen Rathaus- oder Marktplatz. Rechter Hand liegt dort die Mensa, die sich bei sommerlicher Witterung zum Platz öffnet und diesen bespielt. Dann der Haupteingang und, wie das zum Bild solcher Plätze gehört eine Linde. Der zweite Platz ist der Öffentlichkeit mehr entzogen, gehört nur der Schule selbst. Eher einem Dorfanger ähnlich, hat der Bereich durch zwei Baumreihen und Rasenstreifen zwischen den Hartbelägen eine grüne Anmutung. Die Fläche kann neben ihrer Funktion als Pausenfläche für Aufführungen im Freien wie zum Beispiel für Musik- und Theaterveranstaltungen genutzt werden.

Zeitloser Eindruck

Die Frage, ob das Gebäude eher modern sein soll oder historische Werte zu vermitteln hat, stellt sich nicht. Vielmehr soll es zeitlos wirken, so, als sei es immer schon dagewesen. Um diesen Ausdruck des Selbstverständlichen zu erreichen, hat das Gebäude eine Ziegelfassade, die nicht nur eine physische, sondern auch eine optische Nachhaltigkeit hat.

H-förmige Lageplanfigur

Aufgrund der äußeren Bedingungen wie Bahntrasse, Rothenburger Straße, Biotop und darüber hinaus der östlich anschließenden Wohnbebauung, ergibt sich eine Lageplanfigur, die sich von oben gesehen H-förmig darstellt. Vom benachbarten östlichen Wohngebiet führt eine geschwungene Wegeführung direkt zum Eingangs- und Schulhof der Einrichtung. Dies ist uns auch für die visuelle Verbindung der beiden Orte wichtig.

Funktionsverteilung im Inneren

Die schon erwähnte Lageplanfigur kommt uns ebenso bei der Funktionsverteilung im Inneren zugute: Die Eingangshalle liegt quer zu den Klassentrakten und beinhaltet Aula, Musiksaal, Mehrzweckräume und die Haupterschließung. Sie ist das eigentliche Zentrum, das in den oberen Geschossen Bibliothek, Ganztagsräume und EDV beherbergt. Diese ordnen sich um einen Luftraum, über den das Erdgeschoß mit Tageslicht versorgt wird. In der Halle ist der Bereich des Musiksaals und der Mehrzweckräume tiefer gelegt und zur Aula zuschaltbar. Eine breite Sitzfront lädt zum Verweilen in den Pausen und bei Veranstaltungen ein.

Im Gebäudeflügel, der sich entlang der Rothenburger Straße entwickelt, haben wir aus akustischen Gründen den schulartübergreifenden Fachunterricht situiert und darauf geachtet, daß die Emissionen der Straße in der Raumverteilung berücksichtigt werden. Den wesentlichen Anteil am Schallschutz haben die Sporthallen, die nicht nur eine Abschirmung zur Rothenburger Straße darstellen, sondern auch mit dem auf dem Dach gelagerten Allwetterplatz eine inhaltliche Verbindung zu den Sportplätzen jenseits der Rothenburger Straße darstellen. Intern ist die Sporthalle direkt mit der Schule verbunden. Auf der ruhigen Südseite liegen die „normalen“ Klassenräume der Real- wie auch der Fachoberschule.

Trennung von Realschule und Fachoberschule

Die Realschule ist dabei im Erd- und ersten Obergeschoß situiert, die Fachoberschule im zweiten Obergeschoß, um eine klare Trennung zwischen den Schulen zu erreichen. Den im Erdgeschoß befindlichen Zimmern, die nach Süden hin orientiert sind, ist optional ein Bereich zugeordnet, in dem auch Unterricht im Freien stattfinden kann. Die Flurbereiche zwischen den Klassenzimmern werden durch Sitznischen immer wieder unterbrochen. Die Schülerinnen und Schüler haben hier den nötigen Raum, um sich mit ihren Mitschülern in den Pausen zu treffen, auszutauschen und gemeinsam zu lernen.

Pflanzen und Baumaterial

Auf dem westlichen Platz sind zwei Echte Rotdorn Baumreihen gepflanzt worden. Zwei Treppen führen von hier ins erste Obergeschoß und bilden den Rahmen für den Freibereich vor den Mehrzweckräumen und dem Musiksaal zum Bespielen. Als Materialien kamen natürliche, dauerhafte und reparaturfähige Baustoffe zum Einsatz. Die Fußböden in der Eingangshalle sind aus Naturstein, ansonsten kommt aus Gründen der Nachhaltigkeit und Pflegeleichtigkeit Linoleum zum Einsatz. Die Stufen vor dem Musiksaal im Foyer sind mit Holz belegt. Ebenso sind alle Türen und Schränke aus Holzbaustoffen. Für die Fenster wurden Holz-Aluminiumkonstruktionen vorgesehen. Wände und Decken sind entweder verputzt, sichtbar belassen oder lediglich farblich behandelt. Die Dachflächen sind extensiv begrünt.

Unterrichtsangebot / Profil

Die „Johann-Pachelbel-Realschule“ ist als Realschule eine mathematisch-naturwissenschaftlich-technologische ???? und neusprachliche Schule ??? mit musischem Zweig, die nach Bestehen des 10. Jahrgangs als Mittlerer Schulabschluß gilt.

Musischer Zweig

Die „Johann-Pachelbel-Realschule“ wurde nach dem weltberühmten Komponisten und Organisten Johann Pachelbel benannt, den die Freie Reichsstadt Nürnberg als Kantor für St. Sebald anwarb. Pachelbels Wirken und sein umfangreiches Werk werden noch erforscht.
Die „Johann-Pachelbel-Realschule“ hat somit einen musischen Zweig, der hohe Erwartungen weckt. Das macht neugierig und wirft Fragen auf.
Als Kantor an St. Sebald waren zumindest die bekanntesten Lieder Martin Luthers Pflicht. Zur Pflicht gehörten auch die bekanntesten Lieder der Nürnberger Meistersinger, zumindest die von Hans Sachs. Man denke auch an das Repertoire der „ Windsbacher Sängerknaben“. Wie stark war die Sebalder Kantorei zur Zeit besetzt, als Pachelbel Kantor war? Für Weihnachts- oder Adventskonzerte, die im Fernsehen übertragen werden, ist die Besetzung der heutigen Sebalder Kantorei zu dünn. Deshalb lädt man die Profis des Bayerischen Rundfunkorchesters ein.
Welche Kirchen-, Heimat- und Volkslieder stehen im Repertoire der „Johann-Pachelbel-Realschule“? Lernen die Schüler die Fränkische Nationalhymne, das „Frankenlied“, die Bayernhymne und die deutsche Nationalhymne, und könnten sie diese bei einem Empfang im Rathaus oder auf der Kaiserburg auswendig ohne Notenblatt singen? [2]

Naturwissenschaftlich-technologisches Profil

Neusprachliches Profil

Kollegstufe

Ehemalige Schulleiter

  • 08/2012–02/2013: Konstantina Brown-Pfeiffer (kommissarisch)
  • 02/2013–02/2018: Jens Knaudt
  • 02/2018-07/2018: Thomas Kuban (kommissarisch)

Bekannte Lehrer

Bekannte Schüler

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

Volkslieder

Kurt Pahlen Es tönen die Lieder.jpg

  • Kurt Pahlen (Arrangeur): Es tönen die Lieder. Volkslieder aus acht Jahrhunderten zum Singen und Musizieren mit C-Blockflöte oder anderen Melodieinstr., Klavier, Gitarre, Akkordeon und E-Orgel. Musikalische Bearbeitung: Kurt Pahlen ; Friedrich Zehm ; Hilger Schallehn ; Claus-Dieter Ludwig. 1. Auflage. München: Wilhelm Goldmann - Mainz [u.a.] : Schott, c 1983, 349 S., Ill., ISBN 3-442-10186-7 und: Stuttgart: Europäische Bildungsgemeinschaft, c 1983, Lizenz: Mainz [u.a.]: Schott, ISBN 978-3-442-10186-3, ISBN 3-442-10186-7
Inhalt u.a.: Ach Elslein, liebes Elslein. An einem Sommermorgen. Anneli, wo bisch gestern gsi. Bei einem Wirte wundermild. Das Lieben bringt groß' Freud'. Die Blümelein, sie schlafen. Drei Zigeuner fand ich einmal. Durchs Wiesental gang i jetzt na. Es, es, es und es. Es fiel ein Reif in der Frühlingsnacht. Es waren zwei Königskinder. Es kann ja nicht immer so bleiben. Grüß Gott, du schöner Maien. Hab' mir mein' Weizen aufs Bergl g'sät. Heute an Bord. Ich hab' die Nacht geträumet. Ich weiß nicht, was soll es bedeuten. Ich weiß mir ein Maidlein hübsch und fein. In stiller Nacht. Jetzt gang i ans Brünnele. Jetzt kommt die Zeit. Lat de blage Flagge weien. O du schöner Rosengarten. Öwer de stillen Straaten. Rosestock, Holderblüh. Schwer mit den Schätzen des Orients beladen. Sonne erstrahlt. Über die Heide geht mein Gedenken. Und wieder blühet die Linde. Unser Leben gleicht der Reise. Verstohlen geht der Mond auf. Viel Freuden mit sich bringet. Von allen den Mädchen so blink und so blank. Weiß mir ein schönes Röselein. Wer hat die Blumen erdacht. Wo de Nordseewellen trekken an de Strand. Z' Basel an mim Rhi. Z' Lauterbach hab' i mein' Strumpf verlorn.

Presse

  • Harald Riedel: Der neue Schulkomplex für die Johann-Pachelbel-Realschule und die Staatliche Fachoberschule II wird als ÖPP-Projekt realisiert. Das Bauunternehmen Georg Reisch aus Bad Saulgau baut und verwaltet in Nürnberg einen Schulkomplex im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft. In: Immobilien-Zeitung, Fachzeitung für die Immobilienwirtschaft, vom 21. Juli 2015 - immobilien-zeitung.de

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. * Quelle: Die Architekten beschreiben ihr Projekt „Johann-Pachelbel-Realschule und Staatliche Fachoberschule II Nürnberg“. In: baunetz-architekten.de
    • Anmerkungen: Der Text der Architekten wurde mit Zwischenüberschriften gegliedert. Die Eszett-Schreibung löst, dem Charakter der Zeitlosigkeit entsprechend, die charakterlose aus dem Dritten Reich stammende sterotype SS-Schreibung ab. Die Spanier werden sich wohl kaum von ihrer Tilde trennen, und die Franzosen nicht von ihren Accents. Nur Helmut Kohl meinte, den Alliierten das Eszett gegen den Willen des Volkes diktatorisch auf dem Altar der Europäisierung opfern zu müssen. Manfred Riebe, 07.09.2018
  2. * Erlebnisse und Fragen eines Musikbanausen: Man stelle sich ein Fußballspiel Deutschland gegen Rußland im Frankenstadion vor, das viele Rußlanddeutsche besuchen würden. Während alle russischen Spieler ihre Nationalhymne laut mitsingen, hat man den deutschen Fußballspielern noch nicht beigebracht, daß zur Repräsentation Deutschlands auch das Singen der Nationalhymne gehört. Selbst die kleine aus Söldnern internationaler Spitzenvereine bestehende kroatische Mannschaft weiß, was sich gehört. Können wenigstens die Schüler der „Johann-Pachelbel-Realschule“ die deutsche und fränkische Nationalhymne, das „Frankenlied“, singen, wenn die Bundeskanzlerin Vladimir Putin in das Historische Rathaus einlädt zu einem Eintrag in das Goldene Buch und zu einem Besuch der Kaiserburg mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder? Putin, der in der DDR ein KGB-Offizier war, versteht und spricht Deutsch. Wie wäre es, wenn Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly zu Ehren des Gastes die Internationale und „Brüder zu Sonne zur Freiheit“ singen ließe? Beherrschen die Schüler die britische und französische Nationalhymne und die Marseillaise? An unserem Kabengymnasium hatten wir einen Doktor der Musik, einen Musiklehrer, der uns Schallplatten vorspielte und am Flügel seine Virtuosität vorführte. Immerhin sind mir Carl Orff und seine kluge Bauerntochter in Erinnerung geblieben. Singen aber ließ er uns nicht. Einen dirigierenden und vorsingenden Musiklehrer hatten wir nie erlebt. Erst bei Abschlußfeiern mußten wir anhand von Notenblättern singen, was wir vorher nie geübt hatten. Nur gut, daß es zahlreiche Ministranten auch aus höheren Jahrgängen gab.
    Erst als Präzeptor des Johann-Bach-Gymnasiums in Mannheim-Neckarau mußte ich Kirchenlieder anstimmen und singen, die ich vorher mit meiner Gitarre geübt hatte. Aber ich blieb mangels professioneller Ausbildung ein Musikbanause. Erst als ich in Schwaig bei Nürnberg in Hauskreisen in der Bibel las, Lieder anstimmte, dann Kirchenvorsteher wurde und in den Kirchenchor eintrat, dem die Bässe fehlten, gab es mehr Singproben und Gesangsauftritte. Daß man auch mit Kassetten die vorgesehenen Stücke üben konnte, erfuhr ich nicht. Ich war als Lehrer beruflich und als Personalrat und Vertrauensmann der Schwerbehinderten ausgelastet und mußte mich insbesondere als Deutschlehrer auf die Korrektur von Deutschaufsätzen konzentrieren, so daß ich wenig Zeit hatte, Platten zu hören. Mein musikalischer Bildungshorizont blieb bescheiden, auch wenn mich meine Frau am Wochenende ins Opernhaus und die Meistersingerhalle lockte, wo mich die Musik ermüdete und ich mich beim Schlafen ertappte. Das war mir peinlich, weil wir manchmal Karten in der ersten Reihe geschenkt bekamen. Aber wenn ich nach links und rechts schaute, sah ich sogar mit offenem Mund schlafende Damen, die dann in den Pausen so ausgeruht waren, daß ihr Mundwerk gut funktionierte, wobei ihre Begleiter auf Durchzug geschaltet hatten. Loriot hat das sicher in einem seiner Sketche zeichnerisch festgehalten. Zu Hause am Fernseher war es interessanter, weil man das tiefe Dekolleté der Sängerinnen und die Stimmgewalt der Tenöre bewundern konnte. Mein exkommunizierter katholischer musikalisch hochbegabter Vater Leo Josef sang in einem Chor den ersten Tenor. Ich hörte ihn selten, weil er im Brotberuf als Lehrer auswärts tätig und selten zu Hause war. Nur in seiner kurzen Zeit als Dorfschulmeister konnte ich ihn als Bub bewundern, als er nach 1945 an der Orgel einer evangelischen Dorfkirche die Kirchenlieder spielte und sein Können aufblitzen ließ, während wir die Blasebälge traten. Mehr erlebte ich meine Mutter, die mit uns Kindern Kinder- und Volkslieder sang. Sie und alle ihre Schwestern hatten als Bauerntöchter Klavierunterricht erhalten und konnten auswendig und vom Blatt spielen. Wenn ein potentieller Heiratskandidat, ein Habenichts, am Sonntag nach dem Kirchenbesuch aufkreuzte, um sich unter den schönen und gut betuchten Töchtern des Landes umzuschauen, bei denen eine beträchtliche Aussteuer und Mitgift zu erwarten war, hieß es im Dialekt des Patriarchen, der Posaune spielte und im Kirchenchor sang, etwa so: „Spiel dem Herrn doch mal was vor. Wozu hab ich euch sonst die teure Klavierstund gebe loßt.“ Als meine Mutter in Rente ging, ließ sie sich ein Spinett bauen und sang stimmsicher im Kirchenchor die Altstimme. Heute hörte ich, wie Hermann Prey sang: „Die Gedanken sind frei“. Einfach aufregend und schön! Wenn jemand es im Dritten Reich gewagt hätte, dieses Revolutionslied zu singen, das schon zu seiner Entstehungszeit Mut vor Königsthronen erforderte, wäre er wegen Volkszersetzung eingesperrt, von der Gestapo verhört und gefoltert worden. Darf man dieses alte Freiheitslied auch in Bayern und insbesondere in Nürnberg als der Stadt des Friedens und der Menschenrechte und an der „Johann-Pachelbel-Realschule“ singen? Oder hat man nicht die Freiheit, weil der Lehrplan solches Revoluzzerlied nicht zuläßt? Oder können Organisten dieses Lied in irgend einer Kirche an der Orgel spielen, so daß die Gemeinde mitsingt? Ich mache gern den Vorsänger, ohne Tremolo. Ich singe, wie man weiß, auch ohne Instrument à capella. Ich brauche auch kein Mikrofon, aber mit Ukulele oder Wandergitarre sähe es zünftiger aus. Könnte ein Pfarrer wie Günter Sprenger es am Seniorenabend mit seinen Senioren singen? Was würden der Papst, Kardinal Marx und Erzbischof Schick dazu sagen? Würde die Chorgemeinschaft Schwaig es wagen, oder müßte man erst nach Paraguay oder nach Namibia auswandern? In Frankreich könnte man im Elsaß und Lothringen singen. Woanders würde man womöglich Steine werfen. Im Dritten Reich gab es die Begriffe Volkszersetzung und Wehrkraftzersetzung. In dem angeblich freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat Deutschland hat man ein Gesetz gegen Volksverhetzung geschaffen, das die Meinungsfreiheit schwerwiegend einschränkt. In keinem freiheitlichen Land gibt es solch ein Schandgesetz. Deutschland ist inzwischen mit dem Polizeiaufgabengesetz zu einem Polizeistaat geworden, wie man an zwei Rechtsvorschriften erkennt: Da fällt mir ein, daß Markus Söder die Fränkische Nationalhymne mitsingen müßte. Und Viktor von Scheffel würde sich freuen, wenn man sein Frankenlied auch in der Kirche singen würde, z.B. bei der Kirchweih, Erntedank oder sogar am Totensonntag. Oder ist man verdächtig, wenn man solche freiheitlichen Lieder singt? Wird man vom Staatsschutz überwacht und eingeschüchtert? Manfred Riebe, 05.09.2018

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