Hans Bien
Hans Bien (* 27. Februar 1591 in Nürnberg; † 9. August 1632 in Nürnberg) war ein Steinmetz, Plan- und Prospektzeichner, Baumeister und Kartograph der Freien Reichsstadt Nürnberg.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Wirken
Herkunft und Familie
Hans Biens Vater Hans Bien († um 1620) war „Aufwarter vor der Kanzlei“ der Reichsstadt Nürnberg.
Hans Bien heiratete 1619 Ursula Dorothea N., mit der er zwei Söhne und zwei Töchter hatte. In zweiter Ehe heiratete er 1626 Rosina Beurer, mit der er zwei Söhne hatte.
Ausbildung
Hans Bien wurde im Bauhof der Reichsstadt Nürnberg ausgebildet. Wegen seines zeichnerischen Talents wurde Bien auf Initiative des Nürnberger Rats zur Ausbildung als Steinmetz und Zeichner zu Jakob Wolff d.J. (etwa 1571-1620) [1] gegeben und anschließend auch bei der Wanderschaft durch Süddeutschland, die Schweiz und Italien von 1617 bis 1619 finanziell unterstützt.
Nach der Rückkehr bewarb er sich vergeblich als Stadtwerkmeister. Er machte eine Lehre als Planzeichner bei Paul Pfinzing, dessen Meßtechnik und Darstellungsart Hans Bien so vervollkommnete, daß damit die Nürnberger Kartographie ihren Höhepunkt erreichte. [2]
Beruf
Nach der Meisterprüfung 1620 war Bien als Zeichner, Geometer, Baugutachter und Festungsbaumeister u.a. im Auftrag der Reichsstadt Nürnberg, daneben auch in Coburg tätig.
Berühmt wurde Bien durch zahlreiche, virtuos ausgeführte topographische Darstellungen in Parallelperspektive, darunter mehrfach der Stadt Nürnberg und der Deutschordenskommende 1625.
Neben Bauzeichnungen (u.a. der Veste Coburg) sind von ihm mehrere Ansichten aus der Gegend um Nürnberg für Daniel Meisners 'Politisches Schatzkästlein' (1625-31) erhalten. Er lieferte u.a. auch eine Zeichnung der Stadt Fürth 1629, die das Vorbild für das Fürther Blatt in Meisners Thesaurus philopoliticus bildete. [3] Seine Zeichnung der Stadt Fürth wurde auch für das Umschlagbild des Stadtlexikons Fürth von A bis Z von 1968 verwendet.
Als Kartograph ist Bien durch eine großmaßstäbige Wiedergabe des Pflegamts Lauf 1628 hervorgetreten. [4]
Karte der Stadt Nürnberg
Hans Biens Karte von Nürnberg zeigt die Freie Reichsstadt, wie sie ursprünglich angelegt war. Große Baumaßnahmen, die den Grundriß der Stadt neu prägten, fanden erst nach 1630 statt. Erkennbar ist eine Kontinuität zwischen der Reichsstadt und der heutigen Altstadt. Einerseits im Grundriß, andererseits bei den Straßennamen: Über die Hälfte der damaligen Namen ist heute noch in Gebrauch, wenn auch teilweise in anderer Schreibweise oder Zusammensetzung.
Die genau beschriebenen Stadtviertel lassen die Bedeutung von exakten Gebietseinteilungen und Straßenverzeichnissen für die Stadtverwaltung erahnen. Einzeichnungen von farblich hervorgehobenen Grenzen der Stadtviertel dienen heute als Vorbild für digital erzeugte Karten. Durch die Kombination von Blockdarstellung und ausgewählten graphischen Details entstand zudem eine übersichtliche und selbsterklärende Karte. [5]
Ehrung
- Bienweg in Nürnberg-Wetzendorf
Werke (Auswahl)
- 1625
- Plan der Stadt Nürnberg (Stadtarchiv Nürnberg)
- Deutschordenshaus in Nürnberg (5 Bll. Germanisches Nationalmuseum)
- 1628
- Nürnberger Pflegamt Lauf
- Hofmark Vorra
- 1629
- Hofmark Neunhof bei Lauf
- Gut Strengenberg bei Lauf (Staatsarchiv Nürnberg)
- 1630 Hofmark Haimendorf (Familie Fürer von Haimendorf)
- 1631 Gut Veldershof bei Lauf (Stadtarchiv Lauf)
Literatur
- Thieme-Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler, 4. Band. Leipzig, 1910
- Daniel Meisner: Thesaurus philopoliticus (Politisches Schatzkästlein). 2 Bände. Die 830 Städtebilder neu hrsg. u. eingeleitet von Fritz Herrmann; Leonhard Kraft. Heidelberg: Carl Winter
- Band 1, 1927, LXXIV, 432 S.
- Band 2, 1927, S. 435-862
- Bien, Hans, um 1590 oder 1595 bis 1632, Planzeichner; Prospektzeichner; Steinmetz. In: Neue Deutsche Biographie. Band 2. Hrsg.: Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Berlin, 1953 ff. - NDB
- Karl Sitzmann: Künstler und Kunsthandwerker in Ostfranken, Kulmbach, Stadtarchiv: Freunde der Plassenburg,
- Bien, Hans. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 48
- Bien (Bin(n)), Hans, Steinmetz, Plan- u. Prospektzeichner. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Band 1. Redaktion: Erika Bosl. Regensburg: Verlag Friedrich Pustet, 1983, XVI, 916 S., ISBN 3-7917-0792-2; hier: S. 72 f. - im Netz
- Hermann Rusam: Kraftshof – ein Ortsbild von Hans Bien aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In: Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft (MANL), 33 (1984), Heft 2, S. 29-43
- Peter Fleischmann: Der Nürnberger Zeichner, Baumeister und Kartograph Hans Bien (1591-1632). Eine Ausstellung des Staatsarchivs Nürnberg zum 400. Geburtstag des Künstlers. Nürnberg 8. Juni -28. Juli 1991. Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, Katalog: Peter Fleischmann. Hans Bien: Illustrationen. München: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, 1991, 191 S., ISBN 3-921635-20-9 (Ausstellungskataloge der staatlichen Archive Bayerns; Nr. 30) - (Inhalt: Verzeichnis der Leihgeber und Verwahrungsorte; Zum Leben des Hans Bien; Selbständiges Künstlerdasein - Auftraggeber; Die Entdeckung des Werks von Hans Bien; Werkverzeichnis; Verzeichnis der Kopien von Werken des Hans Bien; Katalog: Biographische Zeugnisse; Ortsansichten; Bauzeichnungen; Karten der Reichsstadt Nürnberg; Darstellungen der Deutschordenskommende Nürnberg; Kartierung und Prospekte; Die kartographische Aufnahme des Pflegamts Lauf; Zeitgenossen und Nachfahren)
- Peter Fleischmann (Bearbeiter): Die handgezeichneten Karten des Staatsarchivs Nürnberg bis 1806. München: Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, 1998, 566, [26] S., ISBN 3-921635-44-6 (= Bayerische Archivinventare, Band 49)
- Peter Fleischmann: Bien, Hans. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
- Ruth Bach-Damaskinos: Wolff, Jakob der Jüngere. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
- Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold Frhr. von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft: Ein historisches Handbuch. Nach Vorarbeit von Gustav Voit. Altnürnberger Landschaft e.V. - Lauf an der Pegnitz: Altnürnberger Landschaft, 2006, 559 S., ISBN 978-3-00-020677-1 - im Netz
- Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Manfred H. Grieb. Unter Mitarbeit zahlreicher Fachgelehrter. München: Saur K.G. Verlag GmbH, September 2007, ISBN 3-598-11763-9
- Band 1: A - G, 2007, LVIII, 535 S.
Querverweise
Sachartikel
- Altstadt
- Fürth von A bis Z
- Nürnberger Künstlerlexikon
- Stadtlexikon Nürnberg
- Stadtlexikon Nürnberg (Autoren)
- ⇛ Wikis in Franken
- ⇛ NürnbergWiki
Personenartikel
Netzverweise
- Hans Bien. In: Astronomie in Nürnberg - naa.ne
- Hans Bien - Wikipedia
- Bien-Karte im Stadtplandienst Nürnberg
- Frauentor (Nürnberg) - Wikipedia
- Hallertürlein - Wikipedia
- Spittlertor - Wikipedia
- Stadtmauer (Nürnberg) - Wikipedia
- Wöhrder Tor - Wikipedia
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ * Ruth Bach-Damaskinos: Wolff, Jakob der Jüngere. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz]
- ↑ Bien (Bin(n)), Hans, Steinmetz, Plan- u. Prospektzeichner. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. 8000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Band 1. Regensburg: Pustet, 1983, XVI, 916 S.; hier: S. 73 - im Netz
- ↑ Eine Nachzeichnung aus der Zeit um 1655 befindet sich in den städtischen Sammlungen Fürth.
- ↑ * Peter Fleischmann: Bien, Hans. In: Michael Diefenbacher; Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. Nürnberg: W. Tümmels Verlag, 1999, ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
- ↑ Die Karte von Hans Bien (1630) - im Netz
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