Judensau (Nürnberg)

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„Entfernen Sie die Wittenberger Judensau!“, Online-Petition von Dr. Richard Harvey, London, auf Change.org, versandt an Dr. Johannes Block, Pfarrer an der Stadtkirche Wittenberg
Einblattdruck mit Wittenberger Judensau, 1596

Die Judensau ist ein im deutschen Sprachbereich häufiges Spottbild oder eine Spottskulptur über die Juden. Eine Judensau galt als Wahrzeichen mancher Städte.

Die Nürnberger Judensau

Außen an der Nürnberger Sebalduskirche sind an einem südsüdöstlichen Strebepfeiler des 1379 fertiggestellten Ostchors in etwa 7 m Höhe zwei Konsolen angebracht. Auf der rechten Konsole steht eine Spottskulptur einer sogenannten Judensau. An den Zitzen des für Juden unreinen Schweines saugen Juden, zu erkennen an ihren Judenhüten, tätscheln den Kopf und machen sich in obszöner Weise am Hinterteil der Sau zu schaffen.

Das Schwein galt im Mittelalter als Symbol des Teufels, dem die Juden als Ungläubige verfallen seien. Das im deutschen Sprachbereich häufige Spottbild galt oft geradezu als Wahrzeichen der Städte. [1]

1933 wechselte der Nürnberger Schüler Arno Hamburger in das Nürnberger Real- und Reformgymnasium, das heutige Willstätter-Gymnasium, Innerer Laufer Platz, direkt am Laufer Schlagturm. Die von den Nazis betriebene Hetze gegen Juden beeinflußte auch die Kinder. So wurde auch der junge Arno im Juni 1933 von einem Mitschüler als „Judensau“ beschimpft. Er reagierte mit einem Faustschlag. Daraufhin wurde er des Gymnasiums verwiesen. [2]

2009 wies Arno Hamburger, 1. Vorsitzender der IKG Nürnberg und SPD-Stadtrat in Nürnberg, die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, darauf hin, daß schon in den 20er Jahren der jüdische Außenminister Walther Rathenau mit dem Ruf „Killt den Walther Rathenau, die gottverfluchte Judensau“ ermordet wurde. Die Stadt Nürnberg habe alles getan, um von der „Stadt der Reichsparteitage“ zur „Stadt der Menschenrechte“ zu werden, die als solche auch weltweit anerkannt sei. Es gebe keine andere deutsche Stadt, die ihre nationalsozialistische Vergangenheit mit einer ähnlichen Intensität aufgearbeitet habe wie die Stadt Nürnberg.[3]

Professor Dr. Hermann Rusam mahnt:

Nicht durch Verschweigen, sondern nur
indem man öffentlich über sie redet,
nimmt man den bösen Geistern der
Vergangenheit ihre zerstörerische Kraft.[4]

In diesem Sinne pflegt die Stadt Nürnberg eine Erinnerungskultur auch in bezug auf ihre antijüdische und antisemitische Vergangenheit. Drei herausragende Beispiele unter vielen anderen sind

1. Das Stadtlexikon Nürnberg, für das Hermann Rusam den Artikel „Judensau“ verfaßte, der Grundlage des vorliegenden Artikels ist.
2. das Standardwerk von Arnd Müller: Geschichte der Juden in Nürnberg 1146 – 1945. Geleitwort von Oberbürgermeister Dr. jur. Andreas Urschlechter (1968), das Arnd Müller im Auftrag der Stadt Nürnberg im Stadtarchiv Nürnberg erarbeitete, und
3. das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände.

Die Wittenberger Judensau

Anläßlich des Lutherjahres 2017 führte der Naturphilosoph, Wissenschaftsjournalist und Hochschullehrer Harald Lesch im ZDF durch die Terra-X-Reihe „Der große Anfang. 500 Jahre Reformation“. In Wittenberg machte Harald Lesch auf eine Skulptur der Judensau außen am Turm der Wittenberger Stadtkirche aufmerksam. Er betonte aber, daß diese Skulptur schon lange vor Martin Luther geschaffen worden sei. Sie stammt aus dem Jahre 1305.

Kommentar

NZ-Redakteur Peter Viebig vom Franken-Wiki weist darauf hin, daß viele Heimatpfleger aus kleinen Ortschaften technisch nicht versiert genug seien, um Inhalte ins Netz zu stellen. „Ihr Wissen geht wohl auf lange Sicht verloren“, bedauert er. [5] Wegen dieser „Digitalen Kluft“ ist ein Austausch durch Briefe, Telefongespräche, Telefax oder per E-Mail erforderlich. Außerdem sollten diese Volksbildner sich an Volkshochschulen IT-technisch fortbilden.
Hermann Rusam hatte der Mittelbayerischen Zeitung für den nördlichen Landkreis Regensburg zwei neue Judensau-Aufsätze angeboten. Wie bei journalistischen Artikeln üblich, fehlen exakte bibliographische Quellenangaben. Für den Abdruck in einer historischen Zeitschrift müßte der Autor diese Unvollkommenheiten ausbügeln. Ich hätte diese journalistischen Aufsätze nicht aufgenommen, zumal sie unverhältnismäßig große Formatierungsarbeit bedeuteten. Doch Kollege Hermann Rusam begegnete bei einem Seminar der Hanns-Seidel-Stiftung dem IT-Fachmann Alfred J. Köhl, dem Gründer des virtuellen Museums Schwanstetten. Diesen engagierte er, um seine Judensau-Artikel ins NürnbergWiki zu setzen. Nur weil dieser IT-Pionier Alfred J. Köhl mich bat, die Rusam-Artikel ins NürnbergWiki zu setzen, übernahm ich ausnahmsweise diese mühsame Formatierungsarbeit, aber lediglich zu Dokumentationszwecken, um zu zeigen, welche Probleme insbesondere Lehrer- und Professoren-IT-Methusaleme bereiten, deren IT-Arbeit ihre Sekretärin, ihre Schüler und Studenten für sie erledigten. Doch auch Kollege Alfred J. Köhl muß sich erst einmal in die Arbeit mit einem MediaWiki einarbeiten, was ihm als IT-Fachmann relativ leicht fallen dürfte. Nun ist zu hoffen, daß Hermann Rusam sich eine E-Mail-Adresse zulegen wird. Manfred Riebe, 26.04.2017

Fotogalerie

Zum Verfasser des Artikels

Manfred Riebe, der Autor des Artikels, wurde am 17. November 2016 von Landrat Armin Kroder (FW) mit der Goldenen Bayerischen Ehrenamtskarte ausgezeichnet. Armin Kroder wurde als Mitglied der Freien Wähler gewählt, die versuchen, im Bayerischen Landtag als Opposition die CSU zu kontrollieren. Siehe zum Beispiel die Freien Wähler im Menschenrechtsforum Gustl Mollath. Zahlreiche bayerische Städte, Gemeinden und Unternehmen gehören zu den sogenannten Akzeptanzpartnern der Ehrenamtskarte und gewähren deshalb Inhabern der Ehrenamtskarte Vergünstigungen.

Literatur

  • Arnd Müller: Geschichte der Juden in Nürnberg 1146 – 1945. Geleitwort von Oberbürgermeister Dr. jur. Andreas Urschlechter. Nürnberg: Selbstverlag der Stadtbibliothek Nürnberg, 1968, 381 S., 23 S. Abb. (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg; Band 12)
    • Rezension von Rudolf Endres: Arnd Müller: Geschichte der Juden in Nürnberg 1146 – 1945. Hrsg. im Auftrag des Stadtrates Nürnberg von der Stadtbibliothek. Nürnberg: Selbstverlag der Stadtbibliothek Nürnberg, 1968, 381 S., XXIII Abb. (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg; Band 12) In: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Band 57, 1970, S. 358-360 - MVGN
  • Alfred Eckert; Hermann Rusam: Geschichte der Juden in Nürnberg und Mittelfranken. Nürnberg: Pädagogisches Institut der Stadt Nürnberg, 1988, 37 S. (Beiträge zur politischen Bildung); 2., verb. Auflage, 1995, S. 21 f.
  • Hermann Rusam: Die Spalter Judensau – ein judenfeindliches Motiv aus dem Spätmittelalter. In: Heimatkundliche Streifzüge, Schriftenreihe des Landkreises Roth, Heft 15, 1996, S. 78–83
  • Hermann Rusam: Das rätselhafte Schmähbild. Geschichte und Bedeutung der Spalter „Judensau“ und ihrer „Schwestern“ in Franken. In: Nürnberger Zeitung am Wochenende, 25. Juli 1998
  • Hermann Rusam: „Judensau“-Darstellungen in der plastischen Kunst Bayerns. Ein Zeugnis christlicher Judenfeindschaft. In: Begegnungen, Zeitschrift für Kirche und Judentum, Sonderheft, März 2007

Presse

  • Bernd Mayer: „Judensau“ - Schandbild für Christen. Wie Gemeinden mit den mittelalterlichen Spottskulpturen umgehen sollen. In: epd - Landesdienst Bayern, Evangelischer Presseverband für Bayern e.V. vom 3. März 2005 - im Netz (Mit Erläuterungen des Nürnberger Experten Professor Hermann Rusam)
  • Doris Kalveram: Keine Ruhe bis zum Verbot der NPD! Arno Hamburgers langer Kampf gegen Nazis. In: Die Jüdische vom 25. November 2007 - im Netz
  • Corinna Nitz: Stadtkirche Wittenberg. Millionenklage wegen Spottbild „Judensau“ an Luther-Kirche? In: Mitteldeutsche Zeitung vom 26. August 2016 . – mz-web.de

Exkursionen (Auswahl)

  • Hermann Rusam: Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in der Altstadt von Nürnberg. Fachdidaktische Exkursion, Bearbeiterinnen: Katrin Bauer und Sandra Denner, Lehrstuhl für Didaktik der Geographie, Nürnberg, 31. August 2002

Querverweise

Sachartikel

Personenartikel

Netzverweise

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. * Hermann Rusam: Judensau. In: Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2. verb. Auflage. Nürnberg: Verlag W. Tümmels, 2000, 1247 S., ISBN 3-921590-69-8 - im Netz
  2. * Doris Kalveram: Keine Ruhe bis zum Verbot der NPD! Arno Hamburgers langer Kampf gegen Nazis. In: Die Jüdische vom 25. November 2007 - im Netz
  3. * Siegfried Zelnhefer: Pressemitteilung von Arno Hamburger, 1. Vorsitzender der IKG Nürnberg und SPD-Stadtrat in Nürnberg, zur Kritik von Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, 13.11.2009 - PDF nuernberg.de
  4. Siehe den neuen Artikel von Professor Dr. Hermann Rusam: die Kelheimer Judensau
  5. Kai Kappes: Wikis kleine Schwestern: Franken-Wiki und Co. Das größte Nachschlagewerk im Internet hat zahlreiche Ableger, auch in der Region. In: nordbayern.de vom 8. September 2011 - nordbayern.de

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